So macht Musikunterricht Spaß: Auf dem Hof des Deutenberg-Gymnasiums experimentieren Siebtklässler unter der Regie von Stefan Merkl (hinten, links) mit neuen Medien. Foto: Musikakademie Foto: Schwarzwälder-Bote

Musikakademie: Modellprojekt: Musikunterricht mit dem Computer als Instrument

VS-Schwenningen. Statt im Klassenzimmer zu sitzen, hocken die Siebtklässler des Deutenberg-Gymnasiums in kleinen Gruppen auf dem Schulhof und schauen auf Bildschirme von Mini-Computern.

Kopfhörer und rhythmische Körperbewegungen lassen ahnen, dass die 13- bis 14-Jährigen Musik hören. Ihr Lehrer Stefan Merkl schlendert über den Campus und sucht seine Schüler. Doch statt zu schimpfen, lobt er sie für ihr kreatives Tun. Die Klasse hat Kompositionsunterricht: "Musik in der Werbung" ist das Thema. Den Computer als experimentelles Instrument im Musikunterricht einzuführen, ist ein Pilotprojekt der Musikakademie. "Wir holen die Jugendlichen in ihrer Lebenswelt ab", erklärt der Musikpädagoge die Idee. Sie kommt prima an, unisono äußern die Heranwachsenden Begeisterung. Die Doppelstunde beginnt im Klassenzimmer mit Repetition von altem Stoff und neuer Theorie. Die Schüler notieren zentrale Stichworte an der Tafel und kommentieren sie mündlich: Als musikalische Kategorien kommen Werbesong mit viel Text, Jingle mit mehr Musik und Audiolog in Frage, bei dem ganz auf Worte verzichtet wird.

Im zweiten Teil der ersten Stunde bilden die jeweiligen Banknachbarn Teams. Sie sollen sich ein Produkt und den passenden Werbeslogan dazu ausdenken. "Das ist der Hammer – unser Hammer macht‘s besser" lautet ein Vorschlag für ein Wunderwerkzeug. Als "Aqua-Changer" wird ein Getränk vorgestellt, das auf Knopfdruck den Geschmack wechselt. In der zweiten Musikstunde – es ist bereits die siebente Schulstunde – geht’s in medias res. Stefan Merkl erklärt auf der Leinwand, wie die Spezialsoftware für das I-Pad funktioniert. Es gibt verschiedene Werkzeuge: Mit einem Mouseklick erscheint die Tastatur eines Klaviers auf dem Bildschirm, das sich wahlweise in eine Orgel oder in ein e-Piano verwandelt. Mit der digitalen Gitarre werden Akkorde gespielt, C, F und G sind angesagt, auf Wunsch setzt sich auch ein digitales Schlagzeug in Bewegung.

Die Didaktik zu dem landes-, vielleicht bundesweiten Pilotprojekt hat Merkl selbst entwickelt – im Auftrag und mit enger Unterstützung von Musikakademie und Musikhochschule Trossingen, wo unlängst der neue Studiengang Musikdesign etabliert wurde. "Es gibt tolle Apps für Gehörbildung, Video- und Musikproduktion, auch für Sounddesign", zählt der leidenschaftliche Schulmusiker und Pianist die Vorteile der neuen Medien auf. Der Start ist vielversprechend, wie die Kompositionsversuche der jungen Sounddesigner auf den Schulhof zeigen.

Stolz führen die Teams einander ihre Jingles und Werbesongs vor. Stefan Merkl ist zufrieden, gibt Tipps zu Melodieführung und Lautmalerei und lobt seine Schützlinge für ihre Phantasie und die pfiffige technische Umsetzung.

Dieses pionierhafte Unterrichtsmodell ist der Kontext für die Einführung neuer Medien in den Musikunterricht. Das Konzept für den Instrumentalunterricht ganzer Klassen mit Blasinstrumenten und Gitarren wurde ebenfalls in Kooperation zwischen Musikhochschule Trossingen und Musikakademie Villingen-Schwenningen entwickelt. An der Umsetzung sind auch Lehrkräfte der Stadtmusiken von Villingen und Schwenningen beteiligt.