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Am Freitagabend ist er nach 30 Jahren aus dem Vorstand der VS-CDU ausgeschieden

"Mein Inneres hat mir gesagt, dass es Zeit dafür ist, Jüngeren Platz zu machen". Gottfried Schmidt ist am Freitagabend nach 30 Jahren als Beisitzer aus dem Vorstand der Stadt-CDU ausgeschieden.

VS-Schwenningen. Bleiben wird er allerdings und, wie er selbst sagt "bis ich nicht mehr kann", der Kreisvorsitzende der Christlich-demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA).

Lobbyisten für Menschen

Der Sozialausschuss der Christdemokraten ist vor mehr als 70 Jahren aus der christlich-sozialen Bewegung hervorgegangen und bildet einen eigenen Parteiflügel, den Gottfried Schmidt gerne als "Lobbyisten für die Menschen" bezeichnet. Sein Kreisverband zählt zwar nur 35 Mitglieder, gilt aber als der landesweit aktivste – Dank Gottfried Schmidt, der auch im südbadischen Bezirk als stellvertrender Vorsitzender agiert.

Er habe vier Hobbys, sagt der 67-Jährige lachend: "Fotografieren, Wandern durch das Donautal, Sozialpolitik und noch einmal Sozialpolitik".

Mindestens fünf Stunden täglich widmet sich Gottfried Schmidt der CDA-Arbeit und plant Veranstaltungen – in den vergangenen zwei Jahren waren das gut 20, immer gut besucht. Man sprach mit dem Polizeipräsidenten Uli Schwarz über die Polizeireform, mit den Gewerkschaften über den Mindestlohn und die Flüchtlinge, man informierte sich über die Luftrettung und die Arbeiterwohlfahrt, man besuchte das Uhrenindustriemuseum, Hochschulen und Handwerksbetriebe und begrüßte bis zu 80 Gäste zum "Ascherdonnerstag".

Am 22. Mai steht als nächstes der Besuch des Palliativzentrums am Schwarzwald-Baar-Klinikum auf dem Programm. Die Besichtigung diverser Altenheime und der neuen Rettungsleitstelle hat er sich schon zu organisieren vorgenommen. Gottfried Schmidt wurde im Unterallgäu geboren und kam mit seinen Eltern, Vertriebene aus dem Sudetenland, und sieben Geschwistern 1954 nach Schwenningen. Sein Vater fand hier als einfacher Arbeiter Beschäftigung bei der Stadt, die Familie lebte in einer kleinen Wohnung. Die Mutter habe die Kinder "nach dem katholischen Glauben und mit viel Liebe erzogen". Das und die Armut seiner Kindheit haben ihn geprägt, "das bescheidene Aufwachsen war mein Lehrmeister", sagt Schmidt und ist davon überzeugt: "Wäre ich in Reichtum aufgewachsen, würde ich die Sorgen des kleinen Mannes heute wahrscheinlich übersehen".

1964 bei Emes begonnen

1964 begann er in der Uhrenfabrik Emes die Lehre zum Werkzeugmacher und trat vier Wochen später der Gewerkschaft bei. Seit 53 Jahren ist er IG-Metall-Mitglied und hat noch bei keiner einzigen Maikundgebung gefehlt. Vier Jahre lang war er Betriebsrat, zuletzt bei der Firma Kern-Liebers in Schramberg-Sulgen, außerdem vertrat er die Interessen der Schwerbehinderten.

Seit 1979 ist Gottfried Schmidt CDU-Mitglied, fünf davon als Vorsitzender der Jungen Union in VS. Seit 1985 gehört er der CDA an und ist seit 20 Jahren deren Kreisvorsitzender. Gottfried Schmidt war zudem 16 Jahre lang Schöffe bei Gericht und ist seit 15 Jahren ehrenamtlicher Versicherungsberater bei der AOK.

Sein Augenmerk liegt auf den Schwachen der Gesellschaft. Das "reiche Deutschland" hat für Gottfried Schmidt etliche Schattenseiten. Er wird nicht müde, die soziale Kälte, zu wenig bezahlbaren Wohnraum und zu viele Arbeitsverhältnisse im Niedriglohnbereich anzuprangern, kämpft darum, dass das Rentenniveau steigt, dass Arbeitgeber bei der Finanzierung des Gesundheitswesens wieder ins Boot geholt werden und wünscht sich gebührenfreie Kindergartenplätze.

Tolles Plakataufhänger-Team

Gerne erinnert sich Gottfried Schmidt an seine politischen Anfänge in der CDU. "Wir waren ein tolles Plakataufhänger-Team", erzählt er vom gemeinsamen Anbringen von Wahlplakaten mit anschließendem Hock beim "Schulbeck" mit lautstarker Diskussion über den Ausgang der bevorstehenden Wahl.

Der CDA-Mann wünscht sich nichts sehnlicher, als dass seine CDU eine Volkspartei bleibt – "sie sollte allerdings etwas mehr auf die CDA hören".