Rauchen auf dem Spielplatz? Das soll in den Augen des Städtetags auch in Villingen-Schwenningen bald der Geschichte angehören. Doch die Stadt plant bisher kein Rauchverbot. Foto: Marc Eich Foto: Schwarzwälder-Bote

Stadt: "Bisher keinerlei Überlegungen"

Von Marc Eich

Villingen-Schwenningen. Rauchverbot in Gaststätten aber nicht auf Kinderspielplätzen? Das ist für viele Bürger unverständlich, aber auch in der Doppelstadt Realität. Der Städtetag fordert nun zum Handeln auf.

Schutz vor weggeworfenen Kippen, giftigem Qualm oder um die Vorbildfunktion zu wahren: Experten des Deutschen Krebsforschungszentrums fordern bereits seit Jahren ein Rauchverbot auf Spielplätzen. "Das toxische Potenzial von Zigarettenkippen stellt auch für Menschen, insbesondere Kinder, eine Gefahr dar", erläutert Martina Pötschke-Langer, Leiterin der Stabsstelle Krebsprävention beim Krebsforschungszentrum und ergänzt: "Bereits eine verschluckte Zigarettenkippe kann bei Kleinkindern Symptome einer Vergiftung, wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall, hervorrufen."

Schlechtes Vorbild für die Kinder

Dieses Problem ist in Villingen-Schwenningen zumindest teilweise gebannt. Laut Polizeiverordnung ist es in Grün- und Erholungsanlagen verboten, Zigarettenkippen wegzuwerfen. "Ein generelles Rauchverbot besteht bei uns jedoch nicht", erklärt Nicolas Lutterbach, Pressesprecher der Stadt.

Dabei kann das Rauchen auf Spielplätzen neben der Verschmutzung durch Kippen auch ein gesellschaftliches und weiteres gesundheitliches Problem darstellen, wie Pötschke-Langer weiter ausführt: "Rauchende Personen sind ein schlechtes Vorbild für die Kinder und die Kinder könnten dem Tabakrauch ausgesetzt sein."

Das bestätigt auch Lutterbach und hofft auf die Vorbildfunktion der Erwachsenen. "Die Stadt begrüßt es sehr, wenn Eltern und Bürger gerade im Bereich der Spielplätze auf das Rauchen vor den Kindern gänzlich verzichten", erklärt er und stellt aber gleichzeitig klar: "Derzeit gibt es keinerlei Überlegungen, ein generelles Rauchverbot auf Spielplätzen umzusetzen."

Und das, obwohl der Städtetag Baden-Württemberg auch die Doppelstadt in einem Rundschreiben zum Handeln aufgefordert hat. "Es besteht schon seit Jahren Konsens darüber, dass auf Spielplätzen das Rauch nicht zu gestatten ist", heißt es in dem Schreiben des geschäftsführenden Vorstandsmitglieds Stefan Gläser. Mit Blick auf die Gesundheitsgefahr der "hochtoxischen Kippen" formuliert Gläser eine klare Forderung: "Aus unserer Sicht ist es unabdingbar, diese Gefahrenquellen zu eleminieren."

Verschiedene Städte setzen Verbot um

Verschiedene Städte in Baden-Württemberg haben dieses Verbot bereits umgesetzt. So gilt Heidelberg als einer der Vorreiter. Mit Erfolg: Dort sind offenbar im Vergleich zu Städten ohne Rauchverbot deutlich weniger Kippen auf den Spielplätzen zu finden. Und auch in Schramberg liegt der Stadt bereits ein Antrag auf ein solches Rauchverbot vor, um die Kinder vor den Gefahren zu schützen.

Zigarettenkippen bestehen aus Filter und Resttabak. Die Filter, die sich in der Umwelt nur schwer abbauen, können bis zu 50 Prozent des Teers aus dem Zigarettenrauch aufnehmen. Somit sammeln sich im Filter toxische und krebserzeugende Substanzen aus dem Rauch in hoher Konzentration an. Dass Kinder diese Kippen verschlucken, kommt laut dem Deutschen Krebsforschungszentrum immer wieder vor. So berichtet der Giftnotruf Berlin beispielsweise für das Jahr 2008 von 921 Fällen, in denen Kleinkinder Zigaretten, Kippen, Tabak oder Zigarettensud aufnahmen. Dies hat in manchen Fällen Vergiftungen zur Folge.