Foto: Feuerwehr Foto: Schwarzwälder-Bote

OB Kubon erinnert sich an Hagelunwetter von 2006 / Fahrt in zerstörtem Dienstwagen

Von Andreas Hennings

Das schwere Hagelunwetter, das vor zehn Jahren weite Teile der Doppelstadt und umliegende Gemeinden verwüstete, hat sich bei Augenzeugen tief in die Erinnerung eingebrannt. Das ist auch bei Oberbürgermeister Rupert Kubon nicht anders.

Villingen-Schwenningen. Denkt der Rathauschef an jenen 28. Juni 2006 zurück, sieht er sich wieder in seinem Dienstwagen sitzen, als wäre es erst gestern gewesen. Kurz nachdem die bis zu tennisballgroßen Hagelkörner am besagten Abend niedergeprasselt sind, möchte sich der OB damals ein Bild von den Schäden in der Stadt machen – zunächst bei betroffenen Firmen. Keine normale Fahrt: "Die Front- und die Heckscheibe waren kaputt, der Rückspiegel und die Elektronik im Wagen hingen herunter", erinnert sich Kubon. In den Betrieben wie der Firma Waldmann waren die Oberlichter zerstört. "Ich weiß aber noch, dass die Leiter der Firmen nicht aufgebracht sondern relativ ruhig waren. Sie waren gleich fest entschlossen, anzupacken."

"Die Stadträte kamen angerannt und schrien"

Als das Unwetter über der Stadt hereinbrach, leitete der Rathauschef gerade eine Gemeinderatssitzung im Beethovenhaus in Schwenningen. Viele Details sind ihm noch präsent. "Wir hatten gerade einen schwierigen Tagesordnungspunkt beschlossen (Die Schließung des Jugendamtes wurde verneint, Anm. d. Red.). Als ein riesiger Lärm aufkam, machten wir eine Pause und weil man im Beethovenhaus ja nichts vom Wetter sieht, gingen einige Stadträte in den Eingangsbereich. Kurz darauf kamen sie zurückgerannt und schrien – da tropfte das Wasser schon durch die Decke." Die Sitzung wurde abgebrochen.

Betroffen war Familie Kubon auch selbst. "Bei uns im Süden Villingens blieben wir verschont", berichtet der OB, aber seine Frau habe sich zuvor überlegt, mit oder ohne Auto in die Stadt zu fahren. "Sie nahm das Auto – und leider war es dann auch beschädigt und entsprechend groß ihr Ärger."

In den Tagen nach dem Unwetter ging es für den OB darum, die Hilfsarbeit zu koordinieren. Eingerichtet wurde ein Krisenstab sowie eine Telefon-Hotline für Betroffene. Es sei ein Problem gewesen, erinnert er sich, genug Planen aufzutreiben, damit Dächer abgedeckt werden können, und sicherzustellen, dass die Helfer auf die Dächer können." Besonders aufwendig sei dies im Schwenninger Neckarstadtteil gewesen, da dort Stromleitungen über die Dächer gespannt sind. "Das war nicht ungefährlich", so Kubon. Generell habe die Stadt aber eine große Solidarität erlebt. "Die Feuerwehr, von der wir ja selbst aus Schaffhausen Unterstützung bekommen haben, hat Tag und Nacht viel geleistet."

Geblieben sei von dem Unwetter zunächst die "fast traumatische Wahrnehmung" vieler Bürger, wie der OB es beschreibt, wenn in den Folgejahren Gewitterwolken auf-zogen. "Diese Angst ist aber, so denke ich, nicht mehr so vorhanden." Einen Nachhall habe der Urlaub des damaligen Bürgermeisters Rolf Fußhoeller verursacht. "Das war ärgerlich und hat viele Reaktionen ausgelöst", so Kubons Erinnerung. Auch der Ausflug von 23 Bauhof-Mitarbeitern am Tag nach dem Unwetter wurde negativ aufgenommen.

Für Kubon selbst waren es keine einfachen Jahre – erst 2002 zu seiner Zeit in Dessau hatte er das Elbe-Hochwasser erlebt. "Ich muss sagen, dass ein Hochwasser noch einmal schlimmer ist, als das Ereignis in VS." Beim Hagel habe man durch das Dach wenigstens das Gefühl, etwas tun zu können. "Aber wenn das Wasser von unten kommt, hat man keine Chance."