Das Sinfonieorchester Villingen-Schwenningen und sein Musikalischer Leiter, Jörg Iwer, beenden zum Jahresende eine mehr als 20-jährige Zusammenarbeit. Foto: Andi Justus Foto: Schwarzwälder-Bote

Kultur: Zusammenarbeit wird zum Jahresende beendet / Aus Gastdirigenten wird ein neuer Chef ausgewählt

Villingen-Schwenningen (uwk). Zum Jahresende beenden das Sinfonieorchester Villingen-Schwenningen und sein Musikalischer Leiter, der 59-jährige Jörg Iwer, die langjährige Zusammenarbeit. In der Saison 2018 wird das Orchester mit Gastdirigenten arbeiten und unter ihnen einen Chefdirigenten wählen. Dies teilte am Freitag das Orchester mit.

Beide Seiten seien übereingekommen, "zum Jahresende die mehr als 20-jährige, äußerst erfolgreiche Zusammenarbeit zu beenden – in aller Freundschaft, wie beide Seiten betonen. "Wir freuen uns, wenn es nach Auslaufen des Vertrages zu einer projektweisen Zusammenarbeit mit Jörg Iwer kommt", erklärt Andreas Dobmeier, Vorsitzender und Kulturamtsleiter. Er weist darauf hin, dass Iwer das Sinfonieorchester maßgeblich geprägt und voran gebracht hat. Immer wieder habe Iwer, der sich auch als Komponist einen Namen gemacht hat, mit dem Orchester Uraufführungen eigener Werke realisiert.

So blicken Jörg Iwer und das Sinfonieorchester auf eine langjährige Zusammenarbeit zurück:

1991 hat Jörg Iwer die Nachfolge von Claus Oberle als Dirigent des Sinfonieorchesters angetreten. In dieser Position war er bis 2001 tätig, dann beendete er auf eigenen Wunsch die Zusammenarbeit, da er sich verstärkt um andere Projekte kümmern wollte. 2009 kehrte er an das Dirigentenpult des Orchesters zurück und die Zusammenarbeit erlebte eine gedeihliche Fortsetzung.

In der Konzertsaison 2017 tragen alle Konzerte eine sehr persönliche Iwer-Note mit eigenen Stücken, zeigt das Orchester weiter auf. Bereits die Neujahrskonzerte begannen mit der Komposition einer Festfanfare zum Jubiläumsjahr 2017, der 1200 Jahre urkundliche Ersterwähnung von Schwenningen, Tannheim und Villingen.

Für das Konzert am 21. Mai schreibt Jörg Iwer ein Stück für Michael Hampel, Professor für Gitarre an der Hochschule für Musik und seinen Sohn Phileas Baun. So rückt Iwer erneut Solisten aus der Doppelstadt in den Fokus. Er wolle dem Publikum zeigen, wie viele begabte Musiker hier in der Region leben. Im Juli zum großen Festkonzert anlässlich des Stadtjubiläums "Aufbruch – Wege in die Zukunft" komponiert Jörg Iwer eine Festouvertüre.

Überdies setzt er zu besonderen Anlässen immer wieder musikalische Glanzpunkt in der Doppelstadt. Bereits zur Landesgartenschau 2010 hatte er eine LGS-Hymne komponiert.

Letztes Konzert

Sein vorläufig letzter großer Auftritt in Villingen-Schwenningen wird am Dienstag, 3. Oktober, die Aufführung des von ihm komponierten Oratoriums "Wittenberg 1517" sein – ein Beitrag des Sinfonieorchesters in Kooperation mit der Villinger Kantorei unter der Leitung von Bezirkskantor Marius Mack zu 500 Jahre Reformation. Mit dem opulenten Werk verabschiedet sich Jörg Iwer von den Musikfreunden aus der Doppelstadt und der Region, die seine Arbeit und seine hohen künstlerischen Qualitäten schätzen.

Der geschäftsführende Vorstand und Stimmführer des Sinfonieorchesters erarbeiten derzeit eine Nachfolgelösung. Das Sinfonieorchester werde in der Saison 2018 mit fünf Gastdirigenten arbeiten und aus diesem Kreis dann seinen neuen Chefdirigenten wählen. "Wir sind in diesem Auswahlprozess bereits sehr weit vorangekommen", berichtet Andreas Dobmeier und hofft bereits Mitte Mai 2018 bekannt geben zu können, welche Dirigenten nächstes Jahr mit dem Sinfonieorchester arbeiten und welche Programme sie präsentieren werden.

  Jörg Iwer lebt als freischaffender Dirigent, Komponist und Arrangeur in der Nähe der Lutherstadt Wittenberg und arbeitet unter anderem immer wieder für die Berliner Philharmoniker und ist regelmäßig in Europa und Asien auf Konzertreisen unterwegs. Regelmäßig dirigiert er das Filmorchester Babelsberg. Jörg Iwer unterrichtet an der Filmuniversität Konrad Wolff in Babelsberg. Neben der Beschäftigung mit der klassischen Musik wirkt er als Dirigent sowohl im Bereich Filmmusik als auch bei Cross-Over-Projekten mit Gruppen oder Einzelkünstlern aus den Bereichen Pop, Jazz und Rock mit.

  Das Sinfonieorchester Villingen-Schwenningen" ist einer der ältesten Vereine der Doppelstadt, gegründet 1912 als Orchesterverein. Die Musiker sind die aktiven Mitglieder und stellen die Basis des Orchesters. Die passiven Mitglieder unterstützen den Verein durch finanzielle Beiträge. Seit Anfang 2014 ist Andreas Dobmeier Vorsitzender des Vereins, seine Stellvertreterin ist Heike Heuser, Schatzmeister ist Werner Blum.

 Das nächste Konzert des Sinfonieorchesters "Ein Gefühl der Weite" findet am Sonntag, 21. Mai, 17 Uhr, im Franziskaner-Konzerthaus in Villingen statt. Auf dem Programm stehen die Suite Nummer 2 von Johann Sebastian Bach mit dem Villinger Arzt Berthold Graf (Flöte) als Solist, das Stück Variationen für zwei Gitarren und Orchester mit Michael Hampel und Phileas Baun sowie die Schottische Sinfonie von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Karten gibt es für 26, 22 und 18 Euro im Ticketshop im Franziskaner-Kulturzentrum, Telefon 07721/82 25 25, und bei allen bekannten Vorverkaufstellen im Ticketverbund Schwarzwald-Baar-Heuberg.