Mit einer witzigen Reportage über seine Reise ohne Geld an den Südpol begeisterte der Journalist Michael Wigge bei ­"story VS" im Rahmen des Medienfestivals in der Neuen Tonhalle in Villingen. Foto: Heinig Foto: Schwarzwälder-Bote

Medienfestival: Michael Wigge begeistert in Neuer Tonhalle

Villingen-Schwenningen. Er hat es tatsächlich geschafft: Michael Wigge erreichte nach 150 Tagen die Antarktis ohne einen Cent Geld für Reisen, Übernachtungen, Essen und Trinken auszugeben.

Seine wahnwitzige Geschichte erzählte der Journalist aus dem Sauerland am Sonntag im Rahmen von Michael Hoyers Medienfestivals in der Neuen Tonhalle.

Nein, ein Herrgotts-Fotograf ist Michael Wigge nicht, aber über unscharfe, verwackelte und für die 18 Meter breite Leinwand eigentlich viel zu kleine Bilder sahen die Zuschauer in einer ausverkauften Tonhalle ohne Mühe hinweg.

Was Wigge mit komödiantischem Talent wiedergab, war ja auch zu köstlich und die vielen Lacher im Saal bewiesen, dass er mit seinem Experiment, vor allem aber mit seinem Ideenreichtum, zu begeistern wusste.

Was tun, wenn man an das Ende der Welt gelangen will, aber kein Geld für Flugzeug, Bahn oder Bus hat und per Anhalter zu reisen zum Beispiel in den USA nicht erlaubt ist? Betteln kommt nicht in Frage, also lässt man sich etwas einfallen, wofür einem die Menschen einen Euro oder Dollar in die Hand drücken. Michael Wigge fiel das auf seiner 35 000 Kilometer langen Tour durch elf Länder nicht schwer: Am Strand von Santa Monica bot er sich als Eincremehilfe an, verdiente allerdings mehr damit, dass er es unterließ, im sitzbänkearmen Las Vegas war er das "menschliches Sofa", in Buenos Aires trat er mit Bart und dem "Krümelmonster" auf und in San Franzisco veranstaltete er erfolgreich Kissenschlachten für verspannte Büromenschen.

Fünf Dinge seien ihm auf seiner kostenlosen Reise sehr hilfreich gewesen, resümierte Wigge. Neben der blauen Handpuppe und zwei Kissen waren das noch sein Computer für das Eintauchen in die sozialen Netzwerke, wo er immer hilfsbereite Menschen fand, außerdem ein auf hochoffizell gepimptes Reisekonzept mit der Schilderung seines Projektes und schließlich ein Butlerkostüm, in dem er sich unter anderem bei Harald, dem Millionär aus Köln, sein erstes Zugticket verdiente.

Überhaupt war auch der Tauschhandel ein ergiebiges Geschäft, das den Reisenden stets weiterbrachte. Für ein kostenloses Essen machte er schon mal einen Handstand in einem Restaurant. Er tauschte Umzugshilfe und ein Fotoshooting mit einem Möchte-gern-Hollywood-Star gegen Übernachtungen, kräftezehrende Arbeit auf einem Containerschiff samt Seekrankheit gegen die Atlantiküberquerung, war Statist bei einer Opernaufführung für ein Flugticket nach Peru und übernahm dort den Knochen-Job eines Bergführers, um einmal die berühmte Ruinenstadt "Machu Picchu" in den Anden zu sehen.

Mit Offenheit und Freundlichkeit gegenüber den Menschen und Mentalitäten, einer ordentlichen Portion Mut, Fantasie und Frechheit hat Michale Wigge sein Ziel nach einem Jahr Planung und einem halben Jahr Durchführung erreicht: Das Video und Bilder beweisen, dass er am Südpol stand. Sein Kommentar: "Ist das kalt hier!".