Evelyn Preuß und Reinhold Hummel beantworten alle Fragen, die beim Thema Flüchtlingshilfe aufkommen. Foto: Bloss Foto: Schwarzwälder-Bote

Evelyn Preuß ist seit einem Monat bei neugeschaffener Stelle der Diakonie tätig / Projekte laufen bereits

VS-Schwenningen. Seit 1. April ist die Dauchingerin Evelyn Preuß Projektbeauftragte der Diakonie Schwenningen für das Projekt Flüchtlingshilfe. Im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten berichten sie und Reinhold Hummel, Leiter der diakonischen Beratungsstelle, von der aktuellen Flüchtlingssituation in Schwenningen und von den Herausforderungen, die die Projektstelle an sie stellt.

Frau Preuß, welche Aufgabenfelder bearbeiten Sie in Ihrer neuen Funktion als Projektbeauftragte für Flüchtlingshilfe?

Preuß: Um eine langfristige Integration der Asylbewerber, die monatlich von der Erstaufnahmestelle nach Schwenningen kommen, zu gewährleisten, ist der Einsatz der Ehrenamtlichen unabdingbar. Daher ist meine Hauptaufgabe, die Ehrenamtlichen zu begleiten und eine Vermittlung zwischen ihnen und den verschiedenen Institutionen herzustellen.

Aus der aktuellen Kooperation mit DRK, VHS, Landratsamt, Bildungsbüro, Jobcenter, ProKids-Stiftung oder der Stadt soll ein Netzwerk aufgebaut werden, damit sich feste Strukturen und Ansprechpartner für die Ehrenamtlichen entwickeln können.

Hummel: Das Ehrenamt fordert stets intensiven und anspruchsvollen Einsatz, daher ist die Koordination dieses Engagements so wichtig. Die Helfer begleiten die Flüchtlinge durch Höhen und Tiefen, persönliche Schicksale und unbekannte Lebensumstände, zum Beispiel Traumatisierungen, müssen berücksichtigt werden.

Welche Projekte haben Sie bereits in Angriff genommen?

Preuß: Seit Beginn meiner Tätigkeit koordiniere ich mehrere Projekte, die von Ehrenamtlichen begonnen wurden und die schon im regelmäßig stattfindenden Arbeitskreis Asyl vorgestellt und diskutiert und in Zukunft noch ausgebaut werden: Die täglichen Sprachkurse und sowie das wöchentlich angebotene Sprachcafé sollen den deutschen Spracherwerb parallel zu den VHS-Kursen sichern. Die deutsche Sprache ist die Grundlage für eine neue Existenz hier, ansonsten ist eine Integration nicht möglich. Weitere Projekte, für deren Begleitung ich außerdem zuständig bin, sind bisher von allen Seiten auf Offenheit und großes Interesse gestoßen: Als Beispiel sind dabei die Kulturspaziergänge, die das Kulturamt anbietet, die Putzaktion "Saubere Landschaft" vom Samstag vor einer Woche oder Freizeitangebote, wie Fußball oder Radfahren, zu nennen.

Einen wesentlichen Bereich nimmt natürlich auch die Arbeitssuche der Asylbewerber ein, die einer großen Unterstützung bedarf.

Hummel: Um eine reguläre Beschäftigung für die Flüchtlinge zu finden, kommt man leicht in Konflikt mit Gesetzen und Regeln. Doch daran müssen wir uns halten. Daher begrüßen wir das Konzept der gemeinnützigen Arbeit, die 100 Stunden Einsatz im Monat vorsieht und in verschiedenen städtischen Bereichen ausgeübt wird. Die Stadt kommt uns dabei sehr entgegen.

Welche Bereiche bei der Unterstützung der Asylbewerber erfordern die größte Arbeit?

Preuß: Über die genannten Sprach- und Beschäftigungsmöglichkeiten hinaus besteht weiterer Unterstützungsbedarf. Der Bereich Patenschaften für Flüchtlinge, die selbstständig wohnen, ist ein sehr wichtiges und anspruchsvolles Aufgabenfeld. Wir suchen deshalb Ehrenamtliche, die sich bereit erklären, die Flüchtlinge nach Anerkennung bei Wohnungssuche und Existenzgründung zu unterstützen. Denn die Kontakte und Ansprechpartner, auf die die Asylbewerber in den Unterkünften zurückgreifen konnten, brechen oft weg.

Hummel: Zusätzlich möchten wir zukünftig für die Ehrenamtlichen Schulungen anbieten, in denen sie für spezielle Bereiche, zum Beispiel die Aufarbeitung der Fluchtgeschichte, sensibilisiert werden und ihnen noch mehr Sicherheit in ihren jeweiligen Tätigkeiten gegeben wird. Asyl- und sozialrechtliche Fragestellungen sollen dabei außerdem geklärt werden.

Nach der Alleenstraße werden nun auch Asylbewerberheime in der Schubert-straße und in der Villinger Straße errichtet. Bietet sich Schwenningen als geeigneten Ort für Integration an?

Preuß: Monatlich kommen bis zu 90 neue Flüchtlinge in den Schwarzwald-Baar-Kreis, davon stets ein großer Anteil nach Schwenningen. Der Stadtbezirk bietet eine gute Infrastruktur, sodass die Realisierung von drei Asylbewerberheimen nachvollziehbar ist. Doch die Rahmenbedingungen müssen natürlich stimmen. Um den Flüchtlingen noch bessere Existenzmöglichkeiten, unter anderem in Bezug auf Arbeit und Wohnung, gewährleisten zu können, wird das Thema Flucht und Asyl bald im Gemeinderat behandelt.

Hummel: Ohne das Ehrenamt der Schwenninger Bürger wird bei der Realisierung der drei Unterkünfte nichts vorwärts gehen. Doch man muss sich auch im Klaren darüber sein, dass die Investition in bestimmte Bereiche unabdingbar ist, um dieses weite Feld der Flüchtlingsintegration handhabbar zu machen. Die Gründung der Koordinationsstelle Flüchtlingshilfe, die es sowohl zu 50 Prozent in Schwenningen als auch in Villingen gibt, oder das Besetzen einer regionalen Kümmererstelle, sind dabei erste Schritte in die richtige Richtung.

u  Die Fragen stellte Mareike Bloss

Die Projektstelle der Diakonie Schwenningen ist eingebunden in ein Projekt der Evangelisch-Württembergischen Landeskirche, das zwölf Koordinatorenstellen in der Flüchtlingshilfe bereitstellt. Interessierte Bürger, die sich ehrenamtlich für die Flüchtlingshilfe in Schwenningen engagieren möchten, können sich telefonisch unter 07720/301352 oder per E-Mail evelyn.preuss@elk-wue.de melden