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Freie Wähler kontern Kritik

Von Andreas Hennings und Fabian Wagener

Die Freien Wähler fühlen sich auf den Schlips getreten: In einem Schreiben üben sie scharfe Kritik an Bernd Ellinger, dem Schulleiter des Schulverbunds am Deutenberg. Dieser hatte Stadtrat Ernst Reiser kritisiert.

VS-Schwenningen. Zum Hintergrund: In den Haushaltsberatungen des Technischen Ausschusses vor rund zwei Wochen hatte sich Ernst Reiser von den Freien Wählern im Auftrag seiner Fraktion dafür ausgesprochen, die für die Planung der Sanierung der Werkreal- und Realschule vorgesehenen Mittel in Höhe von 200 000 Euro zu streichen. Diese Haltung kritisierte Schulleiter Ellinger einige Tage später in einem offenen Brief, der in unserer Zeitung veröffentlicht wurde. Dabei verwies Ellinger auf die aus seiner Sicht verheerenden Zustände in dem Gebäude und unterstrich damit seine Forderung nach einer raschen Sanierung einiger Teilbereiche in der Schule.

Eben jener Brief sorgt nun bei der Freien Wähler für Unmut. Und verleitet sie zu einem scharfen Konter: In einem gestern versendeten Schreiben greift der Fraktionsvorsitzende Erich Bißwurm Ellinger offen an. Dabei ist es weniger der Inhalt des Ellinger-Briefs, der bei den Freien Wählern für Empörung sorgt. Offenkundig stört sie vor allem, dass der Brief an Stadtrat Reiser persönlich gerichtet war. So schreibt Erich Bißwurm gleich zu Beginn seines an Ellinger gerichteten Schreibens: "Haben Sie bei der Abfassung und dem Versand Ihres offenen Briefes an Herrn Reiser auch nur im Ansatz bedacht, wie Kommunalpolitik möglich wäre, wenn jeder Betroffene an jeden Stadtrat, dessen Meinung ihm nicht passt, einen offenen Brief schreibt und damit die Öffentlichkeit behelligt?"

An offene Briefe an einzelne Stadträte, so Bißwurm weiter, könne sich kein Mitglied der Fraktion erinnern. "Und das ist gut so und sollte so bleiben", denn eine solche "öffentliche Schelte" – so die Schlussfolgerung der Freien Wähler – habe mit einer "sachlichen Auseinandersetzung" nichts zu tun. Sie hofften daher, dass diese Art der Kritik "keine Schule macht".

Bernd Ellinger zeigte sich von diesem Antwortschreiben gestern Nachmittag ein wenig überrascht. Die Vorwürfe jedenfalls könne er nicht nachvollziehen: "Ich denke, ich habe niemanden an den Pranger gestellt und mich in keinster Weise unflätig ausgedrückt, sondern sachlich argumentiert." Ernst Reiser war im Artikel des Schwarzwälder Boten zitiert worden, darauf habe er eben reagiert, erläutert der Rektor.

Als Schulleiter sei es in Anbetracht der vielen Mängel am Schulgebäude schlicht seine Aufgabe, auf solche Pläne zu reagieren. Ob Fußboden, Jalousien, Windfang – die Liste der sanierungsbedürftigen Ausstattung sei lang. "Darauf können wir nicht warten", führt der Schulleiter aus. Dabei betonte er, dass es ihm bei seinen Forderungen nicht um eine Generalsanierung der Schule gehe, so Ellinger. Abgesehen davon müsse sich ein Gemeinderat bewusst sein, dass er in der Öffentlichkeit steht und kritisiert werden darf. Ellinger: "Das gehört zur Demokratie dazu."