Übergabe am Villinger Rathaus einmal anders. Jugend statt Narren an der Macht. Absage an Jugendscheune.
VS-Villingen - "Mir wenn iisern Schlüssel hau, iisern Schlüssel wemmer hau" – auf dem Münsterplatz schallte es am Sonntagabend aus tausend Kehlen. Nicht nur die Narros forderten die Schlüsselgewalt über das Rathaus.
Zunftmeister Joachim Wöhrle unten im Kreise seiner versammelten Ratsherren, der Stadtmusik und des Publikums und Oberbürgermeister Rupert Kubon oben auf dem Balkon des Rathauses: Der goldene Schlüssel nahm jedoch nicht den üblichen Weg nach unten – Kubon reichte ihn nach oben.
Dort, ein Stockwerk über dem Stadtoberhaupt, hatten sich nämlich drei "sichere" Mitglieder des künftigen Jugendgemeinderates – ein junger Narro, ein Glonki und eine Katze – postiert und forderten: "Die Jugend an die Macht". Während "die Alten schwätzen, schreiten wir zur Tat", versprachen die drei großspurig und zeigten wenig Respekt: Der Gemeinderat sei ein "Laberparlament, die eine Hälfte Schwätzer, die andere pennt".
Das Interesse der Bürger habe der Rat längst aus den Augen verloren, und VS sei nur noch auf dem Papier ein Oberzentrum. Sogar der versprochenen Jugendscheune im Zentralbereich erteilten Narro, Glonki und Katze eine Absage. Aus gutem Grund: Der Narro dürfe schließlich nicht aus den Stadtmauern heraus, die Katze sei das ganze Jahr im Romäusturm eingesperrt, und der Glonki, finde "b'soffe vom Zentralbereich eh nimmer heim".
Ihre Aufsässigkeit bezahlten die Jungen sogleich mit einer Peinlichkeit: Sie bekamen den Schlüssel nicht auf Anhieb durch das Fenster.
Warum Fastnacht in diesem Jahr so früh ist? Joachim Wöhrle fühlte Rupert Kubon zu dieser Frage auf den Zahn, doch der Oberbürgermeister musste die Antwort schuldig bleiben. Wöhrle half aus: "Fastnacht orientiert sich immer an Ostern. Ostern ist der erste Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond im Jahr. 40 Tage zuvor, abzüglich der fastenfreien Sonntage, ist Fastnacht", klärte er das Stadtoberhaupt auf.
