Die Flüchtlinge Maher Ayoub, Hany Yaghmow und Sulaiman fühlen sich durch die Betreuung von Sabine Bollacher und Michael Scheuermann (rechts) vom Regierungspräsidium Freiburg sehr wohl. Foto: Bloss

Messe: Schließung zum 31. März. Flüchtlinge wollen in Schwenningen bleiben. Land entscheidet über Anschlussunterbringung.

VS-Schwenningen - Aufbruchstimmung oder nur die Ruhe vor dem nächsten Sturm? 120 Personen sind es noch, die derzeit in der BEA auf dem Messegelände wohnen. Ob die Lage bis zur Auflösung der Notunterkunft so entspannt bleibt, ist aber ungewiss.

Nicht nur die Anzahl der Flüchtlinge, sondern folglich auch die der Mitarbeiter, die rund um die BEA beschäftigt sind, sei in den vergangenen Wochen zurückgegangen, berichtet Maria Schulz, Projektleiterin der Betreiberfirma Campanet. "In den Wintermonaten zwischen Dezember und Februar ist immer weniger los, das betrifft aber alle Flüchtlingsunterkünfte", sagt Schulz. Doch in Griechenland, so die Projektleiterin vom Regierungspräsidium, Sabine Bollacher, warteten bereits die nächsten Flüchtlinge auf ihre Einreise nach Deutschland.

Damit rechnen, dass dadurch auch die Belegung in Schwenningen wieder ansteige, müsse man derzeit trotzdem. Möglichkeiten, die verbleibenden Flüchtlinge in die BEA nach Villingen umzulagern, seien bereits diskutiert worden. "Das Regierungspräsidium Freiburg möchte noch abwarten", erklärt Bollacher. Fakt ist: Zum 31. März muss die Notunterkunft wieder komplett aufgelöst sein, damit die Messegesellschaft den Aufbau für die Südwestmesse vorbereiten kann. Anfang März werde mit dem Rückbau begonnen, sagt Michael Scheuermann, Koordinator vom Regierungspräsidium.

Auch wenn die Zeltstadt auf dem Messegelände zusammengeschrumpft ist und alle 120 Personen registriert sind, herrscht zumindest bei den Bewohnern noch keine Aufbruchstimmung, im Gegenteil: "Ich bin sehr glücklich, dass ich hier wohnen und arbeiten kann. Ich fühle mich wie in einer großen Familie", sagt der Syrer Maher Ayoub, der bereits seit September hier ist und für Campanet als Dolmetscher arbeitet. Richtig traurig werde er sein, wenn es das Camp nicht mehr gebe, weil ihm an nichts fehle und das Verhältnis zu den Mitarbeitern so gut sei, meint Sulaiman aus dem Irak.

Und wie sieht die Zukunft für die Flüchtlinge aus der BEA aus? "Mein Wunsch ist, in Schwenningen Arbeit zu finden und vielleicht auch eine Familie gründen zu können", sagt Hany Yaghmow aus Syrien, und fügt hinzu: "Jetzt müssen wir alle versuchen, ein normales Leben zu führen."

Für eine Zukunft der Flüchtlinge in Schwenningen hatte sich auch ein Kreis aus Ehrenamtlichen, die auf dem Messegelände tätig sind, in einem Brief mit Unterschriften beim Landrat ausgesprochen (wir berichteten). In diesem schlagen die Ehrenamtlichen vor, den verbleibenden Flüchtlingen den Vorzug für eine Anschlussunterbringung in der Schubertstraße, die in den kommenden Wochen belegt werden soll, zu gewähren.

Dass die Verantwortung für die Zuweisung von Flüchtlingen jedoch beim Land liege, macht Heike Frank, Pressesprecherin des Landratsamts, im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten deutlich. Aufgrund der aktuellen Zuweisungssituation habe der Landkreis derzeit eine geringe Anzahl von zugewiesenen Flüchtlingen in die vorläufigen Landkreis-Unterbringungen, so unter anderem die Gemeinschaftsunterkunft Schubertstraße mit 21 Personen. Halte die Situation an, werden die Flüchtlinge der BEAs vom Land in andere Stadt- und Landkreise verlegt.

Somit liege es in der Entscheidungshoheit des Landes, ob die Flüchtlinge nach Schließung der Messe in BEAs im Kreis verlegt werden, oder direkt in die vorläufige Unterbringungen bei den Stadt- und Landkreisen, eventuell auch wieder im Schwarzwald-Baar-Kreis, so Heike Frank weiter. Im regelmäßig stattfindenden Jour Fix, an dem auch das Regierungspräsidium teilnehme, werde der Landrat das Anliegen aber vortragen.