Nach dem Willen des Gemeinderats sollen die Namen Mangin und Lyautey getilgt werden, auf dem Bild ist der Eingang zur Kommandatur. Foto: Eich Foto: Schwarzwälder-Bote

Kasernen: Mangin und Lyautey erringen Verdienste in den afrikanischen Kolonien

VS-Villingen. Kasernen nach "Kriegshelden" zu benennen, hat Tradition. Manch eine der Personen ist umstritten, bei einigen ist jedoch die Geschichte hinter der Person aus dem kollektiven Bewusstsein verschwunden.

Richthofen-Kaserne (später Lyautey-Kaserne), Neue Richthofen-Kaserne (Mangin-Kaserne) und Boelcke-Kaserne (Welvert-Kaserne) hießen, beziehungsweise heißen heute noch die mittlerweile leeren Kasernen. Dass Richthofen der Rote Baron war und sich im Ersten Weltkrieg einen Namen als Jagdflieger machte, dürfte den meisten ein Begriff sein. Bei Oswald Boelcke dürfte die militärische Laufbahn den meisten schon eher unbekannter sein. Er war ebenfalls Jagdflieger im Ersten Weltkrieg und entwickelte die Einsatzgrundsätze für den Luftkampf. Von Kaiser Wilhelm bekam er den höchsten Verdienstorden des Deutschen Reiches, den Pour le Mérite.

In dieser militärischen Tradition sind auch die Namensgebungen der Franzosen zu sehen, welche die Kasernen nach dem Zweiten Weltkrieg übernahmen. Damals musste ein 50 Kilometer Korridor östlich des Rheins militärfrei sein. Villingen lag außerhalb dieser Zone.

Wer waren nun Louis Hubert Gonzalve Lyautey – Marschall von Frankreich und General Charles Marie Emmanuel Mangin? Beides französische Kriegshelden. Wurde der Name Welvert belassen, will der Gemeinderat Mangin und Lyautey tilgen.

General Mangin, geboren am 6. Juli 1866 in Sarrebourg, gestorben am 12. Mai 1925, war vor allem in den französischen Kolonien in Afrika stationiert, teilweise unter dem Befehl von Hubert Lyautey. Unter den Soldaten war er wegen seine offensiven Angriffe gefürchtet und bekam von ihnen den Beiname "der Metzger" oder auch "Blutsäufer". Er war beteiligt an der Einnahme Marrakeschs und war einer der Hauptbeteiligten der Marokkokrisen, die zwischen 1907 und 1914 stattfanden, bevor er in den Ersten Weltkrieg zog. Diese waren Teil der Imperialpolitik Europas in Afrika, genauer gesagt wollte Deutschland einen Teil der französischen Kolonialgebiete, im Gegenzug wollte Kaiser Wilhelm II. die Herrschaft Frankreichs in Marokko anerkennen.

Mangin war Befehlshaber eines Armeekorps, mit dem die Rückeroberungsangriffe von Verdun leitete, kurz vor Ende des Ersten Weltkriegs, war er entschlossen, auch die Stadt Metz zurückzuerobern, das Kriegsende machte den Angriff unnötig. Nach dem Krieg war er Drahtzieher des Separationsputsches in Wiesbaden, der das Ziel hatte, das Rheinland Frankreich anzugliedern, der Putsch scheiterte jedoch.

Lyautey, Marschall von Frankreich, trägt auf einem Bild einen Kaiser-Wilhelm-Bart, er wurde am 17. November 1854 in Nancy geboren und starb am 27. Juli in Thory-Lyautey. Nach ersten Diensten in Indochina und Madagaskar ging es nach Marokko und er war von Dezember 1916 bis März 1917 französischer Kriegsminister, aufgrund eines Streits mit dem Oberkommandierenden trat er jedoch von dem Amt zurück und nahm in Marokko wieder seinen Dienst auf. Sein Rücktritt löste allerdings eine Regierungskrise aus.

In dem Protektorat Französisch-Marokko ließ er mehrere Aufstände der Einheimischen niederschlagen und dehnte das Gebiet bis zum Atlasgebirge aus. Er wurde auch "Vater des modernen Marokko" genannt, da er die Städte modernisierte, aber wohl versuchte, die jeweiligen Medinas zu erhalten. 1912 wurde nach ihm die Hafenstadt Port-Lyautey benannt, das heutige Kénitra, das er als Militärfort gründete. Sie ist heute ein Industriezentrum.

Beide Namen sollen nach dem Willen des Gemeinderats verschwinden und durch einen neuen ersetzt werden.