Der sechsjährige Simon war gestern Abend Platzhalter für den maroden Brunnennarro. Anselm Säger (rechts) und Michael Reiser sorgten für seine Sicherheit. Im Hintergrund strählen Lambert Hermle und Albert Helmstädter alias "Marti und Muckle". Foto: Heinig

Brunnen-Narro bleibt Fall für die Werkstatt. Sechsjähriger Simon übernimmt Platz. Freche Sprüche und Narromarsch bei Spektakel.

VS-Villingen - Der Brunnen-Narro ist in die Jahre gekommen. Auch der "Spitalaufenthalt" vor zwei Jahren hat ihn nicht nachhaltig gesunden lassen. Statt seiner hievten Anselm Säger, Michael Reiser und Anselm Konegen von der Historische Narrozunft gestern Abend deshalb den sechsjährigen Simon auf den Narrobrunnen.

Die von Eugen Merz 1937 erschaffenen Figur, "das Symbol für Mutterwitz, Humor und Spaß, also für die Villinger Fasnet" müsse man schuldig bleiben, verkündete Zunftmeister Joachim Wöhrle gestern beim Traditionstermin in der Oberen Straße den enttäuschten Zuschauern.

Nicht schuldig blieb er dagegen seine kabarettistische Einlage. "2015 werden Träume wahr – die Gemeindratssitzungen sollen live übertragen werden". James Bond verblasse dann neben Wolfgang Berweck zum Waisenknaben und "Bauer sucht Frau" erscheine neben Ernst Reiser und Renate Breuning "stinklangweilig". Keine Konkurrenz stelle der Gemeindrat allerdings für "Germany’s next top model" dar.

Wöhrle nahm auch die Brückensanierungen aufs Korn und rechtfertigte damit die sechsjährige Sanierungszeit der Zehntscheuer: "Unsere Helfer standen ständig im Stau". Jetzt vermute er, müssen an der Luisenbrücke als nächstes aus Sicherheitsgründen noch Fluchttreppen installiert werden, denn so ein Brückenbrand könne sonst verheerende Folgen haben.

Freche Sprüche und Narromarsch eröffnen Fasnet

Wöhrle versuchte sich auch als Wahrsager. 2015 werde der Gemeinderat "zum vierten Mal eine Jugendscheune im Zentralbereich beschließen". Und was tue der OB? "Der spielt Theater" und behaupte, der Prophet "Simeon" sei ihm erschienen und habe gesagt: "Die Jugendscheune isch vom Disch". Oberbürgermeister Rupert Kubon stimmte in das launige Geplauder ein, beschränkte sich aber auf die "nagelneue" Brunnenfigur des Jahrganges 2008, die "nicht vom Merz, sondern aus dem Mai" komme, nicht kopiergefräst werden könne und zudem – bezogen auf die Luisenbrücke und die Zehntscheuer – bestätige: "Gut Ding will Weile haben".

Lambert Hermle und Albert Helmstädter kalauerten alias "Marti und Muckle" wieder aus dem Erker der Stadtkasse, Wueschtvatter Roland Weißer ließ die besten Sprüche der "Schönschte" erschallen und die Stadtmusik spielte den Narromarsch. Die historische Villinger Fasnet ist damit eröffnet.