Ewald Baumann (links) und das Werkstatt-Team um Rainer Loch hoffen auf mehr Ehrenamtliche für das Hilfsprojekt. Foto: Bloss Foto: Schwarzwälder-Bote

Aktion Fahrräder für Afrika: Ewald Baumann sucht mehr Ehrenamtliche / Integration der Flüchtlinge schreitet voran

Von Mareike Bloss

VS-Schwenningen. Die Aktion Fahrräder für Afrika, die Ewald Baumann vor einigen Wochen ins Leben gerufen hatte (wir berichteten), zeigt erste Erfolge: Ein Werkstattleiter ist gefunden, ein Seefracht-Container bringt die ersten Fahrräder Mitte Juli nach Afrika, und ein nächstes Projekt steht auch schon in den Startlöchern.

Denn nicht nur unzählige gebrauchte Fahrräder – vom flotten Citytreter bis hin zum sportlichen Mountainbike – stehen derzeit noch kreuz und quer über die drei Stockwerke des ehemaligen Schreibwarengeschäfts in der Sturmbühlstraße/Ecke Marktplatz verteilt herum, sondern mittlerweile auch viele gebrauchte Nähmaschinen.

Diese werden nämlich ebenso in Afrika benötigt, so Initiator Ewald Baumann, der stets mittwochnachmittags gemeinsam mit Werkstattleiter Rainer Loch und einer Handvoll Asylbewerbern aus Eritrea Fahrräder und Nähmaschinen annimmt, um sie wieder funktionstüchtig zu machen. "Mit unserem Projekt wollen wir so viele Arbeitsplätze wie möglich schaffen und den Einwohnern durch Näharbeiten ihr Alltagsleben erleichtern", sagt Baumann.

Durch die Vielzahl der Nähmaschinen – elektrische oder auch Kastennähmaschinen – die bisher abgegeben wurden oder die Baumann und Loch von Bürgern abgeholt haben, hat der Projektleiter zusammen mit dem Arbeitskreis Asyl in Schwenningen einen neuen Plan geschmiedet: einen Nähkurs für Flüchtlinge anzubieten, durch den die Nähmaschinen auf Funktionstüchtigkeit geprüft werden – ehe sie dann nach Afrika verschifft werden.

"Eins ist klar: Wir brauchen noch mehr Ehrenamtliche für unser Projekt. Wir suchen Bürger, die Spaß am Nähen haben und Lust haben, mit den Asylbewerbern ins Gespräch zu kommen", sagt Ewald Baumann. Denn der positive Nebeneffekt des Projekts sei ja, dass die Flüchtlinge ihre Deutschkenntnisse, die unabdingbar für das Leben in Deutschland sind, automatisch verbesserten.

Der Ort für den Nähkurs ist noch nicht genauer definiert, ideal, so Baumann, sei ein Gemeindesaal in Schwenningen, während ein Ehepaar mit einer schweren Nähmaschine im Gepäck das Geschäft betritt. "Da kommt gleich die nächste Bernina", sagt Baumann und lacht.

Der Initiator ist nach wie vor Feuer und Flamme für das Afrika-Großprojekt: "Eine gewaltige Resonanz ist von Bürgerseite her zu spüren, das ist wirklich toll", sagt Baumann. Dass das Team Anfang September aus dem Haus in der Sturmbühlstraße raus muss – die Stadt hatte es für einen begrenzten Zeitraum zur Verfügung gestellt – sieht Baumann als kein Problem an. "Bis dahin haben wir bestimmt etwas anderes."

Zu Fahrrad und Nähmaschine gesellen sich in der Werkstatt Stück für Stück auch andere Gebrauchtwaren, die dem Projekt zugute kommen und in Afrika benötigt werden: Im Garten liegen zahlreiche Rohre, die nicht der Schweizer Norm entsprechen und hier nicht mehr verwendbar sind – "in Eritrea werden sie dankbar als Wasserleitungen durch die Dörfer" angenommen, meint Ewald Baumann.

Auch alte National Geographic-Hefte in englischer oder französischer Sprache nimmt die Werkstatt gerne an. Auf der "secondary school" in Afrika herrsche ein "heißer Bedarf" an Literatur.

Interessierte Bürger, die sich an dem Projekt Fahrräder für Afrika beteiligen möchten, können Ewald Baumann unter Telefon 0151/15 292 407 kontaktieren.

In der Sturmbühlstraße 2 können mittwochs zwischen 16 und 19 Uhr Gebrauchtwaren für Afrika abgegeben werden.