Probt fleißig für den nächsten Auftritt: die Bläserklasse 6 unter der Leitung von Stefan Merkl. Foto: Bloss Foto: Schwarzwälder-Bote

G8-Gymnasium: Deutenberg-Lehrer Stefan Merkl startet Petition, um AGs vor ihrer Auflösung zu retten

"Der in vielen Schulen schleichende Verfall von Arbeitsgemeinschaften wie Chor, Orchester und Big Band muss gestoppt werden!" – so steht es in der Online-Petition, die Musiklehrer Stefan Merkl vom Gymnasium am Deutenberg vergangene Woche gestartet hat.

Von Mareike Bloss

VS-Schwenningen. Wenn die Schüler der Bläserklasse 6 b zweimal pro Woche ihren Instrumentenkasten herauskramen und sich für die kommenden 45 Minuten einspielen, dann steht ihnen die Freude am Musizieren ins Gesicht geschrieben. "Heute machen wir weiter im Programm für das Weihnachtskonzert", sagt Stefan Merkl, nachdem die 18-köpfige Truppe die D-Dur-Tonleiter rauf- und runtergespielt hat. "Oh when the saints", "La cucaracha" und ein Weihnachts-Medley stehen an.

"Der Unterricht macht uns großen Spaß", meint Saxofonistin Hannah. Früher habe sie zusätzlich Klarinette gespielt, das werde ihr aber mittlerweile zuviel durch den übrigen Unterricht. Eine zusätzliche Übungseinheit von zehn Minuten pro Tag sei drin, manchmal nur in der Mittagspause – durch den Nachmittagsunterricht bliebe das Üben eben auf der Strecke. Schulkollege Raul ergänzt: "Insgesamt ist die Zeit für Hobbies unter der Woche sehr begrenzt."

Die Schüler wünschen sich zudem mehr Musikstunden in der Schule – und sprechen wohl Stefan Merkl aus der Seele. Der engagierte Pädagoge gibt am Deutenberg Musikunterricht, hat in Kooperation mit der Stadtmusik und der Musikakademie das Praxis-Modell der Bläserklassen gegründet und leitet die Junior Jazz Band sowie die JazzConnexion. Ihm ist es wichtig, der Musik genügend Raum zu geben, um einen Zugang zu finden – und genügend Zeit.

Denn seit Jahren beobachtet er die Auswirkungen, die das G8-Modell mit sich bringt: Die Verstauchung der Lehrinhalte und die Verlängerung des Unterrichts in den Nachmittag hinein mache ein kontinuierliches Proben in den AGs unmöglich. Viele Schüler würden – verständlicherweise – kurzfristig die Teilnahme absagen, weil eine Klassenarbeit anstehe, oder weil sie einfach zu geschafft seien. "Für die Schüler ist es wahnsinnig schwer, zusätzlich musikalisch aktiv zu sein – obwohl sie es gerne möchten", sagt Merkl. Das sei ein Dilemma, in dem sowohl Lehrer als auch Schüler steckten.

Die Motivation, auf der Online-Plattform eine Petition zu starten, sei durch Gespräche mit anderen Musikpädagogen bestärkt worden. "Dass Orchester und Chöre auseinanderbrechen und sich teilweise in der Auflösung befinden, ist eine landesweite Tendenz", meint Merkl. Am Deutenberg mache sich dies auch bemerkbar: Während im vergangenen Schuljahr die Junior Jazzband aus 20 Mitgliedern bestand, sind es jetzt nur noch acht. Und von vierzig Schülern aus einem Jahrgang, die in der Unterstufe ein Instrument erlernt haben, sei nur einer in der Jazzband aktiv.

Eine Reduzierung der Leistungsanforderungen an die Schüler sowie eine Stärkung der Musik-AGs durch die Sicherstellung kontinuierlicher Arbeit: Das sind Punkte, die Merkl in seiner Petition fordert. "Es geht mir nicht darum, G8 abzuschaffen. Ich möchte zur Diskussion anregen und Lösungsansätze entwickeln, damit die Schüler im Rahmen des G8 regelmäßig an AGs teilnehmen können", stellt der Musiklehrer klar.

Innerhalb von vier Tagen habe er fast 400 virtuelle Unterschriften auf "openpetition" sammeln können. Wenn 1000 erreicht sind, hofft Merkl, mit dem Kultusministerium und anderen Musikvereinen und -verbänden an einen Tisch zu kommen. Unterstützung erfährt er nicht nur im Internet, sondern auch von Eltern und von der Schulleitung: "Sie können nachvollziehen, was uns umtreibt und sind ebenso bemüht, eine Lösung zu finden."