Die Pläne der Stadt sehen vor, auf dem Bürk-Areal ein Dreiermuseum zu schaffen. Wie das Projekt finanziert werden soll, ist wieder komplett offen. Fotos: Streck Foto: Schwarzwälder-Bote

Finanzierung: wbg steigt als Investor aus / Auch Stadt wird Projekt hinten anstellen müssen / Ausarbeitung geht aber weiter

Herber Rückschlag für das Kulturamt bei der Ausarbeitung eines Finanzierungskonzepts für die Schwenninger Museumslandschaft: Die Wohnungsbaugesellschaft (wbg), auf der alle Hoffnungen geruht hatten, scheidet als Investor aus.

VS-Schwenningen. "Nach derzeitigem Stand ist das Projekt in wirtschaftlichen Zahlen für uns nicht darstellbar", berichtet wbg-Geschäftsführer Rainer Müldner. Darüber sei sich der Aufsichtsrat der Wohnungsbaugesellschaft in seiner jüngsten Sitzung sofort einig geworden.

Die von der Verwaltung eingebrachte Summe für die Neugestaltung der Museumslandschaft – maximal 9,7 Millionen Euro dürfen es sein – sei dabei durchgerechnet worden. Grund für die Absage, so Müldner weiter: In erster Linie müsse die Wohnungsbaugesellschaft das Ziel verfolgen, Wohnraum in der Doppelstadt zu schaffen. Da bleibe kaum finanzieller Spielraum für andere Projekte.

Erst nach langem Ringen hatte der Gemeinderat für die Pläne des Kulturamts, ein Dreiermuseum mit Heimatmuseum und städtischer Galerie in der ehemaligen Württembergischen Uhrenfabrik zu integrieren, grünes Licht gegeben. Ein Finanzierungskonzept wird derzeit erarbeitet. Die wbg, die Inhaber des Bürk-Areals ist, war bei der Stadt als möglicher Investor ins Spiel gekommen, erste Gespräche waren bereits vor den Sitzungen der Gremien geführt worden.

Doch sind die Pläne für das Bürk-Areal, die auch den Luftschutzbunker in das Dreiermuseum mit aufnehmen sollten, durch die Absage damit gestorben? "Es schließt sich nicht aus, dass das Projekt auf andere Weise realisiert wird", meint der Geschäftsführer. Jetzt müsse geprüft werden, inwieweit das ausstehende Konzept in die Räumlichkeiten passe. In ihrer Rolle als Eigentümer warte die Wohnungsbaugesellschaft zudem ab, welche Vorschläge an sie herangetragen werden. Dazu zähle natürlich auch die Möglichkeit des Teilabkaufs. "Wir sind grundsätzlich offen", sagt Müldner.

Nicht tangiert von den Museumsplänen sollen aber nach wie vor die Mietwohnungen in den oberen Geschossen des Bürk-Areals bleiben.

Auch wenn die Idee großen Charme habe, sei sich der Aufsichtsrat durchweg einig gewesen, dass die wbg andere Prioritäten habe, bestätigt auch ein weiteres Aufsichtsratsmitglied. Es müsse erst einmal genügend bezahlbarer Wohnraum in der Stadt geschaffen werden, unter anderem auf dem Mangin-Gelände. "Da bleibt nicht viel Luft nach oben", heißt es als Fazit vom Aufsichtsrat.

Seit der jüngsten Gemeinderatssitzung gilt diese Erkenntnis nicht nur für die Wohnungsbaugesellschaft, sondern auch für die Stadt als möglicher Mieter des Bürk-Areals: Durch den zu erwartenden Einbruch der städtischen Finanzlage, den Kämmerer Hans Kech den Stadträten am vergangenen Mittwoch präsentiert hatte, sei für viele Großprojekte ein großer "Kraftakt zu bewältigen".

Dass die Umstrukturierung der Schwenninger Museumslandschaft dabei hinten anstehen werde, sei wahrscheinlich. "Die Idee ist super und für Schwenningen ein riesiger Gewinn", heißt es. Doch derzeit stehe die Stadt in der Pflicht, andere Projekte – unter anderem die Deutenberg-Sanierung oder die Kindergärten – in den Fokus zu schieben.

Und wie reagiert das Kulturamt auf die Absage des möglichen Investors? "Wir haben vom Gemeinderat den Auftrag erhalten, die Finanzierung für das Museumsprojekt zu klären. Daran hat sich nichts geändert", gibt sich Museumsleiter Michael Hütt wortkarg. Auch OB Rupert Kubon, der als Aufsichtsratsvorsitzender die Verwaltung über die Entscheidung informiert hatte, habe nicht sofort den Stopp für das Konzept gefordert. Das Kulturamt sei weiterhin damit beschäftigt, zu sondieren. "Wir haben nicht den Eindruck, dass das Museum nicht gewollt wird oder uns Steine in den Weg gelegt werden", sagt Hütt weiter. Er hoffe, dass sich andere Finanzierungsmöglichkeiten ergeben. Zudem ist der Museumsleiter fest davon überzeugt, dass die Stadt ein gutes Konzept erstelle.

Trotzdem: Dass das Projekt wie gefordert haushaltsneutral realisiert werden kann, sei ein durchaus "ehrgeiziges Ziel", so Hütt, und weiter: "Aber diesen Ehrgeiz haben wir."