Im Uhrenindustrie-Museum in der Bürkstraße könnte bald ein neues Stadtmuseum entstehen. Foto: Schwarzwälder-Bote

Michael Hütt: Neu-Konzeptionierung schnellstmöglich erforderlich

Von Mareike Bloss

VS-Schwenningen. Das Projekt Museums-Aufwertung in Schwenningen nimmt allmählich Fahrt auf: Im Herbst wird der Gemeinderat über die verschiedenen Varianten beraten, gleichzeitig laufen einige Projekte an, in denen die Weichen für die kulturelle Zukunft gestellt werden sollen.

Behält das Heimat- und Uhrenmuseum seinen derzeitigen Platz an der Kronenstraße oder kommt es weg, wird das Uhrenindustriemuseum erweitert oder gibt es einen kompletten Neubau? Die Vielfalt der Möglichkeiten für eine Schwenninger Kulturstätte sind groß und hat bereits in der Vergangenheit für ordentlich Diskussionsstoff in den Reihen der Kultur-Verantwortlichen gesorgt (wir berichteten).

Soviel steht zumindest für den städtischen Museumsleiter Michael Hütt fest: "Es muss ein Neu-Konzept für ein Museum in Schwenningen geben." Denn die derzeitige Situation des Heimat- und Uhrenmuseums mache aufgrund seiner eingeschränkten Öffnungszeiten und strengen Brandschutzauflagen eine Umorientierung unabdingbar. Bis spätestens Ende 2016, denn bis dahin gelte die vom Hochbauamt auferlegten provisorische Zwischenlösung, müsse die Stadt Klarheit über die Zukunft des Museums haben, sonst komme es weg.

Und das möchte Hütt, der sich ansonsten offen für die verschiedenen Möglichkeiten zeigt, verhindern: "Wir hoffen darauf, dass wir uns den Auftrag bald abholen können. Denn derzeit hängen wir noch völlig in der Luft."

Nachdem der Kulturentwicklungsplan, der unter anderem die Schwenniger Museums-Zukunft behandelt, in der Juli-Sitzung des Kulturausschusses abgesetzt wurde, soll nun ein weiterer Versuch im Herbst gestartet werden, das sei auch mit OB Rupert Kubon abgesprochen. Die Vorlage mit konkreten Maßnahmen sei jedoch noch nicht fertiggestellt.

Dabei gelte es, so Hütt, verschiedene Überlegungen im Vorhinein nicht außer Acht zu lassen: "Zunächst muss sich die Stadt die Frage stellen, was sie mit einem Museum bezwecken möchte, also welche gesellschaftliche Relevanz es haben soll. Dann müssen wir uns im Klaren werden, was sowohl kulturpolitisch als auch finanziell und personell möglich ist."

Ob Veranstaltungszentrum, ein neuer Museums-Komplex, eine Kulturstätte, die die Stadtgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts behandelt oder nur Schnitte durch die gesamte Historie macht – Hütt kann sich viele Möglichkeiten zur Aufwertung der Kulturlandschaft des Stadtbezirks vorstellen. "Wir schließen nichts aus, Hauptsache, es macht Sinn." Dabei sehe er sowohl den Standort Uhrenindustrie-Museum, den Hütt als "ehrgeiziges Ziel" bezeichnet, als auch die Sanierung des Heimat- und Uhrenmuseums, als Variante an, wenn es hierfür eine gute Konzeption sowie genug Platz gebe.

Derweil geht im Schwenninger Heimatmuseum eine neue Vortragsreihe an den Start: Am Donnerstag, 17. September, 19 Uhr, wird Anja Dauschek, Leiterin des Planungsstabs für das Stadtmuseum Stuttgart, über die Neu-Planung des Museums berichten.

Weitere Vorträge, die einen Erfahrungsaustausch über die Museumslandschaften in Baden-Württemberg initiieren, so Michael Hütt, sind darüber hinaus geplant.

Daran anknüpfend werden im Oktober Vertreter des Heimatvereins, des Freundeskreises Kultur sowie des Kulturbeirats bei einer Besichtigung und Führung die Neu-Konzeptionen der Stadtmuseen in Ludwigsburg und Waiblingen kennenlernen.

"Es geht darum, dass wir Spaß und Inspiration am Thema Museum bekommen, und nicht nur ständig über den Brandschutz diskutieren müssen", meint der Museumsleiter schmunzelnd.

Die Veranstaltungen und Sonderausstellungen im Heimat- und Uhrenmuseum laufen weiter: Peter Graßmann führt am Sonntag, 30. August, 15 Uhr, durch die Dauerausstellung des Museums. Schwenningen hat seine Existenz den alamannischen Siedlern zu verdanken, die vor über 1500 Jahren ihr Lager am Neckar aufschlugen. Doch nicht immer wurde mit Achtung und Ehrfurcht auf sie geblickt. In der römischen Propaganda galten die einheimischen Kulturen des Schwarzwaldes als wilde Barbaren, denen die Zivilisation gebracht werden musste. In der Wahrnehmung des 19. und 20. Jahrhunderts wurden die vermeintlichen Urahnen zu Vorbildern und Helden verklärt. Peter Graßmann beleuchtet die wechselvolle Rezeptionsgeschichte der Alamannen und Römer.

Am 8. November, dem nächsten verkaufsoffenen Sonntag in Schwenningen, eröffnet das Museum eine Sonderausstellung rund um die Geschichte der St. Georgs-Kirche in Mühlhausen, für die das Museum einen Altar gekauft und restauriert hat.

Für das kommende Jahr plant die Kulturstätte eine Ausstellung über den Stuttgarter Architekten Martin Elsässer, der 1907 die Schwenninger Paulus-Kirche erbaut hat.