Neuankömmlinge in der Messehalle sind dankbar über die Unterstützung, die sie in Deutschland bekommen. Foto: Falke

In der provisorischen Unterkunft stehen für 373 Flüchtlinge Feldbetten zur Verfügung. Absperrgitter unterteilen verschiedene Zonen.

VS-Schwenningen - 373, statt der 600 angekündigten Flüchtlinge sind in der Nacht von Donnerstag auf Freitag um 3.30 Uhr in der Messehalle C angekommen. Ein Blick hinein in die provisorische Unterkunft, zeigt ein eher bedrückendes Bild. Trotzdem sind die Menschen, von denen viele ganz frisch nach Deutschland gekommen sind, dankbar.

Dort wo sich sonst ein Aussteller nach dem anderen in der Messehalle reiht, wo Besucher sich die Gänge entlang schlängeln und auf der Suche nach irgendwelchen Messe-Schnäppchen sind, stehen seit Donnerstagnachmittag eng aneinander eine Masse von Feldbetten für 373 Flüchtlinge, die aus den Krisengebieten der Welt nach Deutschland gekommen sind. Die große Messehalle ist anhand von Absperrgittern in verschiedene Zonen eingeteilt. Die Gitter sind mit Tüchern abgehängt, sodass zumindest in diesen einzelnen Abteilungen etwas Sichtschutz und ein Minimum an Privatsphäre bleibt. Außer einem Schlafplatz haben die Menschen dort nichts außer dem, was sie am Leibe tragen. Auf dem Außengelände befinden sich insgesamt drei Toilettencontainer mit rund 25 Toiletten-Kabinen.

Die Menschen waschen sich an kleinen Waschbecken im Außengelände die Haare und ihre Körper. Das Technische Hilfswerk und das Deutsche Rote Kreuz haben Zelte aufgebaut, in denen die Flüchtlinge mit allem nötigen versorgt werden. Das wichtigste an dem Morgen sind die Lunchpakete für die Menschen, von denen viele Kinder sind. Brötchen, Marmelade, Obst und Tee oder Kaffee erhalten die Männer, Frauen und Kinder dort von den Mitarbeitern des roten Kreuzes – die Kommunikation funktioniert oft mit den Händen und Füßen. In den THW-Zelten können die Menschen in Ruhe frühstücken, wobei es sich viele, sobald die ersten Sonnenstrahlen rauskommen, auf dem mit Schotter gefüllten Platz sitzen und sich dort in großen und kleinen Gruppen unterhalten. Viele von ihnen sind erschöpft und müde.

Menschen haben bestimmte Orte im Visier

Die Hilfe über die Feuerwehr, das Deutsche Rote Kreuz und das Technische Hilfswerk scheint sehr gut organisiert zu sein. Die Helfer sind alle freundlich und fröhlich. Es ist eine Euphorie unter den Beteiligten zu spüren, alle sind höchst motiviert. So gut es geht versuchen sie den Menschen ihre Fragen zu beantworten, denn das steht bei vielen hier im Vordergrund. Sie haben Fragen über Fragen und wollen in erster Linie wissen, wie es mit ihnen weiter geht. Eine Dame vom Regierungspräsidium ist ebenfalls vor Ort und versucht alles ihr mögliche zu organisieren, um den Aufenthalt auf der Schwenninger Messe so angenehm wie möglich zu gestalten. Doch die Menge an Menschen, die hier über Nacht ihr Lager aufschlagen mussten, scheint eine große Herausforderung für das Regierungspräsidium zu sein. Menschen stehen mit Sack und Pack vor der Dame und wollen die Aufnahmestelle direkt verlassen. Aus den Gesprächen mit den Flüchtlingen heraus, ist zu hören, dass die Flüchtlinge aber zunächst zur Registrierung bleiben müssen. Ob sie nach der Registrierung sich eventuell selbst auf den Weg zu Verwandten oder Bekannten machen dürften, versucht sie in vielen Telefonaten für die Menschen zu klären.

Wer mit den Leuten ins Gespräch kommt, erfährt sofort, dass alle ganz bestimmte Orte im Visier haben, wohin sie in Deutschland wollen. Oft haben sie dort schon Verwandte oder Freunde, die bereit sind ihnen zu helfen. Die allermeisten von ihnen wissen nicht einmal, wo sie sich gerade befinden. Sie wissen nicht einmal in welchem Bundesland sie sich aktuell aufhalten. Sie bemühen sich, den schwierigen Städtenamen von Villingen-Schwenningen, am Handy auszusprechen, um ihren Verwandten erstmals mitzuteilen, wo sie gerade stecken.

Halil ist mit seiner Frau, zwei Söhnen im Alter von 14 und 18 Jahren und seiner 16-jährigen Tochter in der Messehalle. Es ist der zweite Tag in Deutschland für die Familie. Sie kommen aus der Stadt Daraa in Syrien, es ist der Ort an dem der Konflikt 2011 erstmals entbrannte. Alles, was sich der Familienvater wünscht, ist eine gute Zukunft für seine Kinder. »Sie sollen hier studieren können und in Frieden leben«, erklärt er. Er ist der deutschen Regierung sehr dankbar, dass er nun hier sein könne, betont aber im Gespräch, dass er sein Syrien sehr liebe und jetzt schon vermisse.

Betriebsleiterin der Südwest Messe- und Ausstellungs GmbH, Patricia Leppert, ist auch auf dem Gelände anzutreffen. »Alles hat heute aus unserer Sicht reibungslos funktioniert. Wir tun unser möglichstes die Helfer hier zu unterstützen, denn wir kennen uns hier am besten aus«, erklärt sie. Ein ihr wichtiges Anliegen ist es aber auch, dass der reguläre Messebetrieb ungestört weiterlaufen kann. »Das haben wir im Griff und wird kein Problem sein«, ist sie optimistisch.