DIe Bewohner freuen sich über die warmen Winterjacken, die das Regierungspräsidium Freiburg gestellt hat. Fotos: Bloss Foto: Schwarzwälder-Bote

Notunterkunft auf dem Messeareal: Derzeit 650 Flüchtlinge / Winterkleidung gesucht

Seit drei Wochen leben die Flüchtlinge in ihrem neuen Winterquartier auf dem Messeareal. Der Bedarf an Betreuung und Spenden ist hoch – das zeigt ein Besuch in der neuen Kleiderkammer.

Von Mareike Bloss

VS-Schwenningen. Gestern Morgen um kurz nach zehn im Messezelt O: Eine große Menschenschlange wartet ungeduldig vor der Tür der Kleiderkammer, die im Viertelstundentakt von einem Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes geöffnet wird. "Es sind 15 Kartons mit Winterjacken und Jeans vom Regierungspräsidium gekommen. Das spricht sich unter den Flüchtlingen schnell rum", erklärt Maria Schulz von der Betreiberfirma Campanet. Auch wenn es normalerweise eine überschaubare Menge sei, die die Kleiderkammer zwischen 9 bis 17 Uhr nutze, müsse diese täglich geöffnet sein – "anders geht es nicht", sagt die Einrichtungsleiterin sofort.

Dennis Morlock hat in dieser Woche vertretungsweise die Leitung der Kleiderkammer übernommen, unterstützt wird er immer von zwei bis drei Flüchtlingen, die ihm beim Aufräumen, aber auch beim Dolmetschen zur Seite stehen – und von zwei Securitas-Mitarbeitern. "Sie regeln, dass sich immer nur maximal drei Personen im Raum aufhalten. Eine Viertelstunde haben sie Zeit", berichtet Morlock. Nicht alle Flüchtlinge hielten sich daran, so der Leiter weiter, aber grundsätzlich laufe es gut.

Artikel werden auf Registrierung vermerkt

Damit die zur Verfügung gestellten Kleider und Hygieneartikel gerecht verteilt werden können, werde jeder mitgenommene Artikel auf der Registrierungskarte des Flüchtlings vermerkt, sagt Maria Schulz: "Bisher hat eigentlich jeder das gekriegt, was er auch wollte. Wir bekommen ja immer neue Sachen rein." Unterstützung bekommt die Kleiderkammer zusätzlich durch Spenden des DRK und der ProKids-Stiftung.

Ein junger Mann aus Eritrea probiert euphorisch eine Daunenjacke an und nimmt zusätzlich ein Damen-Modell für seine Frau mit. "Das ist meine Jacke", sagt er plötzlich zu einer syrischen Frau, setzt aber sofort ein entschuldigendes Lächeln auf. Seit 35 Tagen ist er bereits in Schwenningen. Ob er sich wohl fühlt in seiner neuen Heimat? "Alles ist gut hier – die Unterkunft, die Menschen, das Essen. Wir möchten in Deutschland bleiben", meint der Eritreer.

Wenngleich viele Regale bereits mit dicken Pullovern bestückt sind, sei der Bedarf nach Winterkleidung immer noch hoch, wie die Einrichtungsleiterin erklärt. "Wir müssen uns immer darauf einstellen, dass wir kurzfristig neue Flüchtlinge bekommen. Manche kommen in Flip Flops und kurzen Sachen hierher. Sie sind oft seit vier Monaten auf der Flucht und ihr Immunsystem ist geschwächt."

Derzeit seien 650 Flüchtlinge in der Notunterkunft untergebracht, doch diese Zahl schwanke fast täglich. "Wir zwingen niemanden zu bleiben", meint Maria Schulz. Wenn ein Flüchtling die Zeltstadt verließe, müsse er zumindest die Grundartikel wie Bettwäsche oder Handtücher wieder abgeben. Diese könnten somit gewaschen und wiederverwendet werden.

Ihr Fazit nach drei Wochen: "Die Situation ist entspannter. Durch die Wände zwischen den Schlafkammern haben die Bewohner eine größere Privatsphäre – und wir einen besseren Überblick."

Personell wurde nochmals aufgestockt, um das Zusammenleben der Flüchtlinge noch gezielter steuern zu können. So ist neben Sabine Bollacher Dennis Scheuermann als Koordinator vom Regierungspräsidium eingesetzt worden, kommende Woche wird eine 50-Prozent-Kraft vom DRK die Flüchtlingsberatung übernehmen.

Die Kooperation zwischen den verschiedenen Institutionen sei unentbehrlich, wie Sabine Bollacher berichtet: "Jeder von uns versucht, den Laden am Laufen zu halten. Doch wir müssen uns absprechen, sonst funktioniert es nicht. Der Informationsaustausch ist das A und O."