Maher Ayach (links) und Ibrahim Hourani leben in Villingen und haben beide palästinensische Wurzeln. Foto: Heinig Foto: Schwarzwälder-Bote

Hourani und Ayach für muslimisch-christlichen Dialog

Villingen-Schwenningen (bn). Bei der Eröffnung der Ausstellung "Die Nakba – Flucht und Vertreibung der Palästinenser 1948" in der Stadtbibliothek Schwenningen waren sie unter den Gästen. Ibrahim Hourani und Maher Ayach leben in Villingen, und sie haben palästinensische Wurzeln.Der 23-jährige Ibrahim Hourani hat eine deutsche Mutter und einen libanesischen Vater. Die Großeltern und älteren Onkels sind Palästinenser und mussten ihre Heimat 1948 verlassen. Ibrahim ist in Villingen geboren, wie seine drei Schwestern. Als Kind habe er sich "deutsch" gefühlt, erzählt er. Mit der Pubertät kamen die Zweifel. "Da wurde es immer cooler, kein Deutscher zu sein", erinnert er sich an die Zeit auf dem Hoptbühl-Gymnasium und an die Zeit mit seinen überwiegend russischen Freunden. Er wurde ein Suchender, stellte Fragen, auch die nach dem Sinn des Lebens und fand die meisten Antworten schließlich im Koran. Inzwischen studiert Ibrahim Hourani in Kairo islamische Rechtswissenschaft an der angesehenen "Al Azhar". Gerade hat er Semesterferien, die wegen der angespannten Lage in Ägypten um zwei Monate verlängert wurden.

Auch Maher Ayach Eltern und Großeltern waren Flüchtlinge, Maher ist im Libanon geboren. Er ist 38 Jahre alt und kam 1997 mit seiner Frau nach Villingen, wo bereits eine Schwester lebte. In Heidelberg lernte er den Beruf des Teilkonstrukteurs und technischen Zeichners. Und er lernte deutsch, das er längst fast akzentfrei spricht. "Wenn man will, spricht man sehr schnell sehr gut", ist er überzeugt. Mit seiner Familie im Libanon ist er regelmäßig über das Internet in Kontakt, fliegt alle drei Jahre nach Tripoli in das Al Baddawi Flüchtlings-Camp. In Villingen fühlt sich der Vater von Zwillingen mit Behinderung integriert, arbeitet in seinem Beruf, ist Mitglied im deutsch-arabischen Kulturverein und verwaltet im neu gegründeten "Al Salam" (Der Friede), einem Religionsverein arabischer Muslime, die Kasse.

Ibrahim Hourani ist dort gerade der Vorbeter, wozu ihn sein Studium befähigt. Nach dessen Abschluss will er hier als islamischer Theologe im muslimisch-christlichen Dialog etwas zum Frieden zwischen beiden Religionen und zur Integration seiner Landsleute in Deutschland beitragen. "Es gibt deutliche Regeln, wie ich als Muslim in einem nicht-muslimischen Land lebe – nur die allerkleinste Minderheit hält sich nicht daran." Er weiß, dass sein Äußeres das Bild der hierzulande gefürchteten Salafisten heraufbeschwört und fühlt sich deshalb zur Aufklärung verpflichtet. Das Bild in der Öffentlichkeit sei durch eine Handvoll Extremisten verzerrt, findet er. Am meisten ärgert beide, dass in Deutschland viel über Muslime geredet werde, aber wenig mit ihnen. "Wir sind ja keine Unmenschen."

"Das war mein Dorf": Maher Ayach zeigt in der "Nakba"-Ausstellung in der Schwenninger Bibliothek auf die Landkarte des Nahen Ostens, dorthin, wo auf heute israelischem Grund das Haus seines Großvaters stand. Den Kaufvertrag und den Schlüssel dazu hegt seine Familie bis heute wie einen Schatz.