Die Feuerwehr Villingen-Schwenningen musste im vergangenen Jahr zu 72 Notfalltüröffnungen ausrücken. Foto: Eich

Belastende Einsätze für Feuerwehr: Vereinsamung der Gesellschaft: Einsatzkräfte finden oft verstorbene Personen.

Villingen-Schwenningen - Es sind oft belastende Einsätze, die sowohl Feuerwehr als auch Rettungsdienst erleben, wenn es um Notfalltüröffnungen geht. Denn nicht selten finden die Rettungskräfte hinter den verschlossenen Türen bereits verstorbene Menschen.

"Die Anzahl der Einsätze ist schon heftig", bilanziert Gesamtkommandant Markus Heinzelmann mit Blick auf die Zahl der Notfalltüröffnungen im vergangenen Jahr. 72 Mal musste die Feuerwehr Villingen-Schwenningen in 2015 ausrücken, weil hinter Wohnungstüren hilflose Personen vermutet wurden. "In 30 Fällen konnten wir die Personen retten, in 13 Fällen waren die Personen bereits verstorben", berichtet Heinzelmann.

Auch Dörfer sind betroffen

Für den Gesamtkommandanten spielt hier vor allem die Vereinsamung der Gesellschaft eine große Rolle. "Das betrifft mittlerweile auch die kleinen Stadtgebiete, wobei die Zahlen aufgrund der Bevölkerungsdichte in Villingen und Schwenningen natürlich höher liegen." Aber: Selbst auf Dörfern seien solche Einsätze nicht mehr selten.

Neben der fehlenden Bindung zur Familie oder einem schwierigen sozialen Umfeld, ginge es bei vielen älteren Menschen auch darum, dass sie weiterhin mobil und selbstverantwortlich bleiben möchten und daher im eigenen Zuhause wohnen bleiben. "Die anderen Feuerwehren im Land und im Kreis merken hier ebenfalls eine steigende Tendenz", so Heinzelmann. Während früher bei zehn Einsätze eine Person in hilfloser Lage war, sei das Verhältnis heutzutage teilweise gedreht. "Nicht selten werden die Einsatzkräfte stark gefordert, müssen zum Teil mit Atemschutz in die Wohnung", erinnert sich der Kommandant an einen Fall, bei dem ein älterer Mann drei Monate tot in der Wohnung lag.

Gewaltfrei in die Wohnung

Um möglichst ohne großen Schaden in die betroffene Wohnung zu kommen, werden die Feuerwehren regelmäßig zum Thema Notfalltüröffnung geschult. Der immer häufiger eingesetzte Einbruchsschutz mache es den Einsatzkräften zwar nicht einfacher, "aber wir finden immer einen Weg". In 75 bis 80 Prozent der Fälle könne man die Tür gewaltfrei öffnen, manchmal schaffe man es auch über ein gekipptes Fenster.

Nur in Ausnahmefälle müsse man Scheiben einschlagen oder gar die Kettensäge zur Hand nehmen, erklärt der Gesamtkommandant. "Daran sieht man oftmals, wie leichtsinnig manche Menschen heutzutage noch sind", gibt Markus Heinzelmann auch in Richtung fehlendem Einbruchsschutz zu bedenken.