Unter dem Motto "Nähe und Fern" zeigt Gabriele Straub Künstlerhandbücher und Collagen im Villinger Franziskaner. Foto: Simon Foto: Schwarzwälder-Bote

Kunstverein VS zeigt die Ausstellung "Gabriele Straub: Nähe und Ferne" im Franziskanermuseum

Von Stefan Simon Villingen-Schwenningen. Auch wenn der Kunstverein VS in der Regel nur einmal im Jahr eine Gruppenausstellung mit Mitgliedern und Gästen veranstaltet, so ist er doch das ganze Jahr über im Villinger Franziskanermuseum präsent. In den Glasvitrinen des Kreuzganges gibt es wechselnde Präsentationen mit Arbeiten der Vereinsmitglieder. Da der Raum zwangsläufig begrenzt ist, liegt die Beschränkung auf dem kleinen Format.

Das tut dem Engagement keinen Abbruch, eher im Gegenteil. Denn so können in den Vitrinen auch solche Pretiosen wie die kleinformatigen Künstlerhandbücher und Collagen von Gabriele Straub gezeigt werden. Würden diese kleinen Kostbarkeiten bei einer Jahresausstellung eher untergehen, so demonstrieren sie bei diesem Anlass ein wesentliches Kapitel aus dem umfangreichen Schaffen der Reutlinger Künstlerin.

"Nähe und Ferne" ist das Thema dieser Präsentation. Die Vermutung liegt nahe, dass man den eben kleinformatigen Werken sehr nahe kommen muss, um sie zu studieren. Aber was heißt in diesem Kontext "Ferne"? Fernsicht, also die Betrachtung der Exponate aus der großen Distanz, funktioniert hier nicht. Eher die Deutung, dass die aus der "fernen" Alltagswelt im wahrsten Sinne des Wortes gerissenen Papierschnipsel ohne deutlichen Hinweis auf ihre Herkunft zu Collagen transformiert werden.

Aber man könnte sich diesen Arbeiten auch über das Gegensatzpaar "Transparenz und Dichte" nähern. Transparenz in der Offenlegung der künstlerischen Technik in gleichzeitiger dichter Konzentration auf eine Deutung des Bildgeschehens. Da kommt es auf die Struktur, auf die Ordnung an, die die Farben auf der ebenen Fläche einnehmen. Das Erzählerische eines Bildes ergibt sich ja genau genommen aus einer ganz bestimmten Ordnung von Formen, Flächen und Farben, die das Abbildhafte erst hervorbringt.

Jedes gegenstandslose Bild, in dieser Kategorie muss man die Collagen von Gabriele Straub bei diesem Zugang einfach sehen, wäre überdies ein Lehrstück über die Malerei und ihre Möglichkeiten. Alles geht bei Straub von einer spontanen Geste aus, die jedoch keine Beliebigkeit kennt. Es hat den Eindruck, dass sie ihre Collagen analog zu ihrer Malerei entwickelt, die die Komposition nicht im Detail voranstellt, sondern ihre Netze im Entstehungsprozess immer wieder neu auswirft. Aus der offenen Form, mit den potenziell vielfältigen Ausdrucksformen und der großen Farbpalette, entwickelt sich allmählich die geschlossene Form, mit der der Betrachter in Dialog treten kann. Hier, und das ist das Interessante an dieser Art von Kunst, kann er den Formungsprozess mit umgekehrten Vorzeichen durchlaufen und sich sein eigenes Bild der Dinge machen.

Weitere Informationen: Die Ausstellung im Franziskaner dauert bis 30. Januar.