Bundestagskandidat Volker Goerz (rechts) unterhält sich mit Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Foto: Eich

Ministerpräsident Winfried Kretschmann auf Stippvisite in Schwenningen. Mit Video

Villingen-Schwenningen - "Der Neckar ist unser Fluss. Der bleibt in Baden-Württemberg." Dennoch war Winfried Kretschmann (Bündnis 90/ Die Grünen) bis zum Freitagmittag noch nie an dessen Ursprung: dem Schwenninger Moos. Diese Gelegenheit nutzte der Ministerpräsident für eine Wanderung – und natürlich für ein bisschen Wahlkampf.

Etwas unerwartet war er gekommen: der Ministerpräsident, der seine Wandertour durchs Ländle eigentlich im August schon beendet hatte. Für einen Abstecher nach Schwenningen reicht es dennoch. "Fast jeder Bürger, außer Ihnen, war schon mal beim Neckarursprung", neckt Moosführer Armin Schott von der Stadt den Ministerpräsidenten. "Aber das holen wir heute nach." Mit von der Partie sind die Landtagsabgeordnete Martina Braun, der Grünen-Bundestagskandidat Volker Goerz, OB Rupert Kubon sowie Verbandsvertreter und – einige wenige – interessierte Bürger.

Neben Armin Schott führt auch Michael Rüttiger vom Umweltzentrum die rund 30-köpfige Wandergruppe durch das Naturschutzgebiet. "Wir haben weltweit einen dramatischen Artenrückgang, leider auch in Baden-Württemberg. Dem müssen wir entgegen wirken", mahnt der Landesvater auf dem Weg. Es sei klar, dass das Geld über die Industrie verdient werde, dennoch stehe der Mensch tief in der Biologie, weshalb die Biodiversität enorm wichtig sei.

In zurückhaltender, aber stets aufmerksamer Manier lauscht Kretschmann den Ausführungen der Moosführer und fachsimpelt als gelernter Biologielehrer mit ihnen. "Hier haben wir eines der ältesten Naturschutzgebiete im Land", erläutert Rüttiger und gibt dem Landesvater ein Stück Torfmoos in die Hand, das er genau unter die Lupe nimmt. Immer wieder deuten die Moosführer auf die Arbeit hin, die in den vergangenen Jahrzehnten ins Moos gesteckt wurde. Die Stadt und auch das Land unterstützten zwar die Maßnahmen, doch ohne das Ehrenamt existierte das Moos wahrscheinlich gar nicht mehr. "Da muss man Geld in die Hand nehmen", kommentiert Kretschmann.

Humorvoll geht es dann am Grenzstein der beiden Landesteile Baden und Württemberg zu. "Ich komme aus Hohenzollern und bin von dem Streit eigentlich unberührt", schmunzelt Kretschmann. "Aber in den vergangenen zehn Jahren hat es angefangen, dass wir von Baden-Württembergern sprechen. Also man sieht, wir wachsen zusammen – und das ist auch gut so."

Abschließend lobt Kretschmann die Arbeit, die in das Kleinod gesteckt werde und appellierte, dieses zu schützen. Für die Zukunft stünde dem Land die Herausforderung bevor, es sowohl als Industriestandort als auch als "sehr schönes und grünes Land" mit seiner vielfältigen Kulturlandschaft zu erhalten.

Nach rund einer Stunde verlässt Kretschmann die Runde – mit dem Eindruck eines Ministerpräsidenten, der interessiert an der Entwicklungsgeschichte des Schwenninger Mooses ist, nicht aber an den Bürgern, die ihn dabei begleiten. Denn Gespräche gibt es keine mehr.

n Online Der Besuch Ein Video zur Wanderung des Ministerpräsidenten gibt es unter www.schwabo.de.