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Bürger bekunden Solidarität mit Flüchtlingen. Noch keine Spur nach Handgranaten-Fund.

Villingen-Schwenningen - Entsetzen herrscht bei den Bürgern nach dem Anschlag mit einer Handgranate auf eine Flüchtlingsunterkunft in Villingen-Schwenningen. Um ein Zeichen gegen Gewalt zu setzen, gab es eine Kundgebung. Die Polizei ermittelt in alle Richtungen.

Eine Handgranate war am Freitag zwischen zwei Gebäuden der Bedarfsorientierten Erstaufnahmestelle (Bea) in Villingen gelandet – direkt vor einem Container der Sicherheitskräfte. Seit Freitagvormittag arbeitet die Sonderkommission "Container" auf Hochtouren und setzt ihre intensive Ermittlungsarbeit fort, hieß es gestern Abend in einer Mitteilung der Staatsanwaltschaft Konstanz und des Polizeipräsidiums Tuttlingen.

Spontane Kundgebung

Die Sonderkommission habe Spezialisten des Landeskriminalamts und des Bundeskriminalamtes hinzugezogen. Zudem gebe es einen Austausch mit dem Verfassungsschutz. Die Befragung von Anwohnern habe zu keinem Ergebnis geführt. Auch bei der Suche mit Metalldetektoren seien keine Gegenstände aufgetaucht, die in Verbindung mit der Tat stehen.

Inwieweit sich klären lässt, ob an der Handgranate ein Zünder vorhanden war, ist laut Pressemitteilung fraglich. Die Polizei ermittle in alle Richtungen und gehe der Frage nach, ob ein fremdenfeindlicher Hintergrund vorliegt. Aber es gebe auch Ermittlungen, ob es sich um eine Attacke gegen das Sicherheitspersonal handeln könnte. Die Polizei habe die Präsenz vor Ort erhöht und stehe im Kontakt mit den Bewohnern der Erstaufnahmestelle.

Um ihre Solidarität mit den Flüchtlingen zu bekunden, nahmen rund 300 Menschen am Samstag an einer spontanen Kundgebung in Villingen teil, zu der das offene antifaschistische Treffen Villingen-Schwenningen (OAT-VS) mit Unterstützung des Bündnisses "VS ist bunt" aufgerufen hatte. So war es denn ein breites Spektrum an Bürgern vieler gesellschaftlicher Lager aus dem ganzen Kreis, die der Gewalt eine Absage erteilten, Vertreter der Kirche, der Stadtverwaltung und des Gemeinderats ebenso wie Politiker verschiedener Couleur und Gewerkschafter. Sie alle erklärten sich solidarisch mit den Flüchtlingen und sprachen sich gerade unter dem Eindruck der zunehmenden Zahl an Übergriffen auf Flüchtlinge und deren Unterkünfte gegen Rechtsextremismus und Rechtspopulismus aus. Und immer wieder kamen Spekulationen auf, ob es einen Zusammenhang zwischen dem Anschlag und der Verhaftung des Neonazis Ralph-Thomas K. aus St. Georgen am Mittwoch vergangener Woche gibt.

Besondere Provokation

Für viele war es eine besondere Provokation, dass Anhänger der neonazistischen Partei "Der dritte Weg" ihre Flugblätter mit rassistischen Parolen in unmittelbarer Nähe der Kundgebung verteilten. Vermutlich war dies der Anlass, dass es am Bahnhof zu einer Auseinandersetzung unter rund zehn Menschen kam. Da seien wohl "die Emotionen hochgekocht", sagte ein Sprecher der Polizei. Vor dem Eintreffen der Beamten seien jedoch alle Kontrahenten wieder verschwunden gewesen.

Ansonsten blieb alles friedlich. Zum Abschluss zogen an die 150 Menschen noch zur Erstaufnahmestelle, um für Mitmenschlichkeit und Toleranz einzutreten. Für nächsten Samstag ist bereits die nächste Demonstration gegen rechte Gewalt angekündigt.