An der Zapfsäule hat Alexander Allerborn den Benzinpreis immer fest im Blick – besonders wenn er nur einen festen Betrag in den Tank füllen darf. Foto: Falke

Tankstelle in der Villinger Straße in Schwenningen bietet wieder den Service eines Tankwarts.

VS-Schwenningen - Der Tankwart – 1952 wurde der Beruf als Lehrberuf anerkannt, dann gehörte er viele Jahre zum Bild einer Tankstelle und starb schließlich mit Einführung der Selbstbedienungs-Tanksäulen aus. Doch nun erweckt eine große Tankstellen-Kette den Beruf wieder zum Leben, und so sieht man den Tankwart seit einigen Tagen auch in Schwenningen wieder.

"Darf ich Ihnen tanken?" fragt Alexander Allerborn seit dem 1. Januar an der Tankstelle in der Villinger Straße. Die Kunden reagieren überwiegend überrascht, man merkt, dass der moderne Autofahrer einen Tankservice, wie er jetzt wieder angeboten wird, nicht mehr gewöhnt ist. "Viele denken auch, dass der Service etwas kostet und lehnen deshalb meine Hilfe ab", berichtet der 44-jährige Tankwart.

Alexander Allerborn ist gelernter Kfz-Mechatroniker und kennt sich rund um das Auto bestens aus. Und genau darauf kommt es dem Chef, Jens Friedrich auch an. "Der Tankwart soll ja nicht nur das Auto betanken, sondern hatte schon seit jeher noch viele andere wichtige Aufgaben", erzählt er. So soll Allerborn auch nach dem Ölstand, dem Wasch- oder Kühlwasser schauen und damit sicherstellen, dass das Auto in einem guten Zustand ist – natürlich nur dann, wenn der Kunde einverstanden ist.

Für Jens Friedrich gehört das Angebot, das von kleinen Reparaturen wie dem Austauschen einer Birne oder dem Wechseln eines Scheibenwischers bis hin zur Autoinnenreinigung oder dem Reifenwechsel geht, zu den eigentlichen Aufgaben einer Tankstelle. "Ich möchte vom Supermarkt-Image weg. Mit dem Tankwart mache ich meine Kunden zufriedener", so der Pächter, der noch weitere Tankstellen im Stadtgebiet hat.

Alexander Allerborn ist für den neuen Job, bei dem er fest angestellt ist und auch einen vollwertigen Lohn erhält, extra nach Schwenningen gezogen. Der vierfache Vater ist gebürtig aus Sibirien, und deshalb macht ihm die Kälte auch nichts aus, wie er selbst erzählt. "Wenn ich keinem Kunden helfen kann, dann überprüfe ich die Tanksäulen und schau nach dem Rechten", beschreibt Allerborn seine Aufgaben. Seine Hilfe nehmen nicht nur die älteren Damen an, alle Menschen querbeet nutzen den Service von Allerborn. Einige trauen sich nicht, selbst in die Waschstraße zu fahren, der Geschäftsmann im Anzug ist dankbar, wenn er nicht mit den Dieselhandschuhen hantieren muss. Ganz Experte, hört Alexander Allerborn schon beim anfahrenden Auto, ob es sich um einen Benziner oder einen Diesel handelt. Und auch wenn manch ein Kunde lieber das billigere E 10 tanken möchte, obwohl sein Auto dafür nicht geeignet ist – über den Kundenwunsch setzt sich der Schwenninger Tankwart nicht hinweg.

Wenn manche Kunden dem Tankwart allzu wirsch abwinken, dann ist es dem freundlichen und ruhigen Mann schon manchmal unangenehm. "Ich mache ja nur meine Arbeit und möchte mich niemandem aufdrängen." Doch von denen, die seinen Service in Anspruch nehmen, bekommt Allerborn in der Regel ein dankbares Lächeln geschenkt, und ältere Leute freuen sich darüber, dass der ausgestorben geglaubte Beruf wieder anzutreffen ist.