Christian Deckert (von links), VHS, Roman Töppel, Institut für Zeitgeschichte und Volker Fritz, Leiter der Stadtbibliothek VS, präsentieren die kritische Edition zu Hitler, Mein Kampf, die nun in der Stadtbibliothek eingesehen werden kann. Foto: Zährl Foto: Schwarzwälder-Bote

Vortrag: Ein Herausgeber zeigt, wie er sich dem Werk nähert

VS-Villingen. Einer der fünf Herausgeber, Roman Töppel, referierte in der Stadtbibliothek am Münsterplatz über die Entstehung der kritischen Edition Hitler, "Mein Kampf". Mehr als zwölf Millionen Mal wurde Adolf Hitlers Propagandaschrift "Mein Kampf" bis 1945 gedruckt und unters Volk gebracht.

Danach war jegliche Neuauflage untersagt. Erstmals, 70 Jahre nach dem Tod Hitlers, veröffentlicht das Institut für Zeitgeschichte eine wissenschaftlich kommentierte Gesamtausgabe dieses berüchtigten Buches. Roman Töppel zeigte, unterlegt mit unterhaltsamen Anekdoten aus der wissenschaftlichen Arbeit, wie er sich dem Werk "Mein Kampf" näherte.

Es ist ein ideologisches Programm mit einer stilisierten Biografie, Parteigeschichte, Hetzschrift und Anleitung zur Übernahme der Macht weit über Deutschland hinaus. Fünf Herausgeber, sechs Mitarbeiter und Hilfskräfte arbeiteten sich mühsam Satz für Satz durch. Ziel war es die Edition nicht nur für die Forschung zu erstellen, sondern ein zeitgeschichtliches Dokument in Form und Stil für ein interessiertes Publikum aufzubereiten. Roman Töppel erzählte, wie Hitler sich über den Mädchenhandel, der in jüdischer Hand war, empörte. Die Fakten stimmen, aber Hitler verschwieg, dass die Opfer ebenfalls Jüdisch waren und aus armen Familien. Überraschend war, wie öffentlich präsent der Sozialdarwinismus in dieser Zeit in allen Schichten und Parteien war.

Auffällig bei Hitlers Schriften ist jedoch seine Radikalisierung. Er hat gängige Vorurteile und falsche Behauptungen für seine ideologischen Zwecke geschickt genutzt, obwohl das Gegenteil bekannt war. Hitler hat das, was er glaubte und wollte, offen und detailliert erläutert. Damit ist das Buch eine der zentralen Quellen des Nationalsozialismus. Wichtig war den Herausgebern zum besseren Verständnis, die Erläuterungen zentraler ideologischer Begriffe, ebenso die Anspielungen auf Ereignisse oder Personen der damaligen Zeit. Nicht zuletzt zeigt die Edition auf, wie Hitlers Ideologie nach 1933 die verbrecherische Politik des NS-Regimes prägte. "Hitler, Mein Kampf. Eine kritische Edition" setzt auf historisch-politische Aufklärung. Finanziert wurde die Edition vom Freistaat Bayern mit 500 000 Euro bis 2014, danach vom Institut der Zeitgeschichte. Die Edition ist im Bestand in der Stadtbibliothek am Münsterplatz und kann dort eingesehen und ausgeliehen werden.