Flüchtlinge: Kreativität gefragt / Besondere Unterbringungsplätze vorgesehen

Schwarzwald-Baar-Kreis. (ewk). Etwa 100 unbegleitete minderjährige Ausländer (UMA), Flüchtlinge, sind in diesem Jahr vom Kreisjugendamt zu betreuen, für 2016 wird mit weiteren 150 gerechnet.

Amtsleiterin Silke Zube hat diese Herausforderung zur Chefsache erklärt. Im Jugendhilfeausschuss, in dem über den aktuellen Sachstand informiert wurde, erfuhr sie zusammen mit ihren Mitarbeitenden dafür ausdrückliche Anerkennung.

Bewährungsprobe für Mitarbeiter

Die stark ansteigende Zahl der unbegleiteten minderjährigen Ausländer und das neue Gesetz zur Verbesserung der Unterbringung, Versorgung und Betreuung ausländischer Kinder und Jugendlicher stellt das Kreisjugendamt vor eine große Bewährungsprobe, heißt es aus der Verwaltung.

Zu dem monatlichen Zugang von zehn bis 15 UMA in den Landkreis kommen nach der Landesverteilungsquote in diesem Jahr noch zirka 40, für deren Versorgung die Stadt Villingen-Schwenningen zuständig ist. Eine entsprechende Personalausstattung für das Kreisjugendamt ist bereits im Haushaltsentwurf 2016 berücksichtigt. Es bleibe aber abzuwarten, sagen die Fachleute, ob insbesondere 2016 unter Berücksichtigung aller jugendhilferechtlichen Standards rechtzeitig ausreichende Unterbringungsplätze geschaffen werden können. Dabei sei zu bedenken, dass die freien Jugendhilfeträger auch die Plätze für die UMA im Zuständigkeitsbereich der Stadt einrichten müssen.

An die Kreativität der Jugendämter werden in dieser Situation in nächster Zeit besondere Erwartungen geknüpft. Das Kreisjugendamt arbeitet derzeit an einer Konzeption für Gastfamilien und den Einbezug ehrenamtlicher Ressourcen. Kreisrat Michael Walter regte an, auch Landsleute zur Aufnahme von UMA zu gewinnen und gegebenenfalls erwachsene Syrer als Begleiter auszubilden.

Idee: Gewinnung von Gastfamilien

Ulrike Gfroerer vom Kreisjugendamt arbeitet bereits an der Gewinnung und möglichen Begleitung von Gastfamilien. Beate Berg-Haller (Grüne) von Pro Familie machte deutlich, wie schwierig und umfangreich die Betreuung und Versorgung der durch Flucht und Krieg traumatisierten jungen Menschen ist und dankte den Mitarbeitenden im Kreisjugendamt für diese wertvolle Arbeit: "Ganz toll, wie Ihr das macht!" Grundsätzlich sind für die UMA im Rahmen der Inobhutnahme besondere Unterbringungsplätze vorgesehen. Derzeit befinden sich aber noch etliche der jungen Menschen, die registriert und überprüft sind, in der Bedarfsorientierten Erstaufnahme. Auf Nachfrage von Diakonie-Geschäftsführerin Anita Neidhardt-März sagte Jugendamtsleiterin Zube, dass man über eine Begleitung der UMA in den BEA nachdenke.

Zu einer möglichen Absenkung von Standards, um Engpässen und Kosten zu begegnen, ist die Politik gefragt, so Landrat Sven Hinterseh. Silke Zube sagt, man brauche Standards, aber man solle nicht zu sehr absenken. Schließlich sei ein Großteil der jungen Menschen hoch motiviert. Bedenklich stellt sich die Personalsituation dar. Die zusätzlich beschlossenen und ausgeschriebenen Stellen zur Bewältigung der aktuellen Situation im Flüchtlingsbereich können in den nächsten zwei bis drei Monaten besetzt werden. Bei bundesweit ähnlicher Situation zeichnet sich inzwischen aber ab, dass es zunehmend schwierig wird, geeignete Bewerber insbesondere für den sozialpädagogischen Bereich zu bekommen.