Joey MacDonald steht das Trikot der Wild Wings gut. Foto: Kienzler

Die Neuen der Schwenninger Wild Wings (1): Torhüter Joey MacDonald ist zum ersten Mal in Europa.

Gerade einmal vier, fünf Tage brauchte Joey MacDonald, um sich im heimischen Pictou – einer 3500-Einwohner-Stadt in der kanadischen Provinz Neuschottland – für einen Wechsel zu den Wild Wings zu entscheiden. Dabei hatte er von den Schwenningern zuvor noch nie etwas gehört.

"Es war wirklich so. Die Schwenninger Wild Wings waren für mich völliges Neuland. Ich habe mir dann von Freunden, die schon in der DEL spielten, Informationen über die Wild Wings eingeholt. Diese haben mir von der Atmosphäre in Schwenningen und den tollen Fans vorgeschwärmt. Zudem habe ich einiges im Internet nachgelesen", war für den Kanadier schnell klar, dass er nach 15 Eishockey-Profijahren in Nordamerika erstmals einen Vertrag in Europa unterschreiben wird.

Klar – auch Helmut de Raaf freute sich, dass der 35-Jährige kein Freund von Hängepartien ist. "Joey könnte noch immer in der NHL (National Hockey-League; Anm. d. Red.) spielen. Zudem ist er dafür bekannt, dass er auch in der Kabine Verantwortung übernimmt", setzt der Schwenninger Coach große Erwartungen in den 1,88 m langen Torwart, der sich bei den Wild Wings mit Keeper-Kollege Dimitri Pätzold einen fairen Kampf um den Status der "Nummer 1" liefern möchte. "Es ist für ein Team immer wichtig, zwei starke Torhüter zu besitzen. Die Saison dauert ja lange", geht es für MacDonald nun erst einmal darum, in der Vorbereitungszeit gute Leistungen im Training und in den Testspielen abzuliefern. "Und dann schauen wir einfach, wer am 11. September in Mannheim beim DEL-Auftakt zwischen den Pfosten steht", weiß der Kanadier aus Erfahrung, dass in einer Saison vieles passieren kann.

So war es auch in der Runde 2006/07, als er in der NHL das erste Mal das Tor hütete. "Das war am 19. Oktober 2006", bekommt MacDonald immer noch eine Gänsehaut, wenn er an sein NHL-Debüt im Trikot der Detroit Red Wings gegen die San Jose Sharks denkt. Übrigens – sein Goaliekollege war damals Dominik Hašek, einer der besten Keeper aller Zeiten. "Das war eine unglaubliche Erfahrung, mit Dominik in einem Team zu stehen. Er ist eine Legende, einfach ein außergewöhnlicher Torhüter", konnte sich MacDonald, der bei den Wild Wings die Rückennummer 35 tragen wird, vom Tschechen vieles abschauen.

Der NHL-Premiere sollten weitere 132 Einsätze in der "besten Eishockey-Liga der Welt" folgen. "Wobei die Runde 2008/09 aus meiner Sicht vielleicht die beste war. Damals war ich bei den New York Islanders die Nummer 1, habe 49 Saisonspiele bestritten", blickt der Kanadier zurück. Weitere NHL-Stationen waren die Boston Bruins, die Toronto Maple Leafs und die Calgary Flames. Zudem absolvierte er für diverse NHL-Farmteams 329 Spiele in der American Hockey League (AHL).

Doch auf diese Liga – zuletzt spielte der 35-Jährige für die Hamilton Bulldogs (26 Spiele/Savequote: 91 Prozent) – hatte MacDonald nun keine Lust mehr. "Seit vier, fünf Jahren liebäugle ich mit einem Wechsel nach Europa. Dort war ich noch nie, auch nicht im Urlaub. Nun bin ich froh, dass es endlich geklappt hat", ist der Kanadier gespannt auf das "Abenteuer Schwenningen".

Dort ist MacDonald vor einer Woche angekommen. Seine ersten Eindrücke: "Alles ist anders, neu für mich", will der Torwart auch bald, sollte es sein Job bei den Wild Wings zeitlich erlauben, Erkundungstouren unternehmen. "Ich bin echt gespannt, was ich hier entdecken werde", stellt der Neuzugang, der über Lernprogramme auch schon die ersten deutschen Wörter in seinen Sprachschatz aufgenommen hat, klar. "Aber es dauert noch einige Zeit, bis ich mich traue, auch etwas Deutsch zu sprechen", lacht der Goalie, dem es bereits in Villingen-Schwenningen gut gefällt. "Ich bin kein Großstadtmensch, mag kleinere Städte. Allerdings muss ich mich noch gewöhnen, mit einem eher kleinen Wagen zu fahren. In Nordamerika haben ja fast alle große Autos. Aber so bekommt man ja auch einfacher einen Parkplatz", schmunzelt der 35-jährige Kanadier.

Zur Person: Joey MacDonald

Der neue Torhüter der Schwenninger Wild Wings wurde am 7. Februar 1980 in Pictou – einer 3500-Einwohner-Stadt in der kanadischen Provinz Neuschottland – geboren. Dort lebt er auch heute noch.

Seine Karriere begann der heute 35-Jährige in der Saison 1997/98 bei den Halifax Mooseheads in der Quebec Major Junior Hockey League (QMJHL). Ein Jahr später wechselte er zu den Peterborough Petes (Ontario Hockey League/OHL). In der Runde 2001/02 bestritt der Hobby-Golfer dann 38 Partien für Toledo Storm in der ECHL (East Coast Hockey League).

Im Januar 2002 wurde er vom NHL-Team Detroit Red Wings unter Vertrag genommen. Das Gehäuse hütete der Kanadier dann aber bis 2006 bei den Grand Rapids Grifflins in der AHL (American Hockey League). Am 19. Oktober 2006 feierte MacDonald dann für die Detroit Red Wings sein Debüt in der NHL.

In der Saison 2006/07 kam er zudem noch in der "besten Liga der Welt" für die Boston Bruins zum Einsatz. In den folgenden Runde trug er zwei Mal das Trikot der New York Islanders (NHL), spielte aber vor allem in der AHL für die Bridgeport Sound Tigers. Es folgte die Saison 2008/09 mit 49 Einsätzen für die New York Islanders.

Weiter ging es in der Runde 2009/10 in Toronto, wo er sechs Partien für die Maple Leafs (NHL) und 36 Spiele für die Marlies (AHL) bestritt. Dann führte ihn der Weg zurück zu den Detroit Red Wings (29 Spiele von 2010 bis 2012). Wieder stand der Torhüter aber vor allem in der AHL (Grand Rapids Grifflins) zwischen den Pfosten.

Das Wechselspiel zwischen NHL und AHL ging weiter. 32 Partien bestritt er zwischen 2012 und 2014 für die Calgary Flames (NHL), 16 für die Abbotsford Heat (AHL). Über die Hamilton Bulldogs (AHL) fand er nun den Weg nach Schwenningen.

Nach einer Scheidung ist MacDonald mit Alex, die im September nachkommen soll, liiert. Sohn Camden (11), ebenfalls Eishockey-Torwart, und Tochter Kendall (7) bleiben erst einmal in Kanada, wo sie zur Schule gehen.