Steffi Brüderle, Dominik Beha und Uwe Waldvogel hatten in »Sissi Schicksalstage in VS« die Lacher auf ihrer Seite. Foto: Diebold

Villingen-Schwenningen liefert viel Stoff für die Drehbücher der Narro-Zunft. Bälle mit "Filmriss".

VS-Villingen - Berlinale, die Filmfestspiele von Cannes und jetzt auch noch der "Filmriss" in Villingen. Ja, seit dem Wochenende hat die Zähringerstadt dank des Zunftballs der historischen Narro-Zunft ihr eigenes Filmfestival.

Mit Klassikern der Leinwand von den drei Musketieren über James Bond bis hin zum – auch an diesem Abend – absoluten Publikumsliebling Sissi eroberten die Darsteller der Villinger Zunft die Bühne der Neuen Tonhalle.

Doch am Anfang stand, wie sollte es anders sein, der Einmarsch der Narrozunft in die gute, wenn auch kleine Stube der Stadt. Der aber war eine denkbar traurige Angelegenheit. Nur ein einzelner Bläser statt einer großen musikalischen Abordnung, und anstelle einer Flut von Narros nur der Narrovater mit Fahne. Was ist denn in die Zunft gefahren? Streik bei den Maschgere? So könnte man es durchaus bezeichnen. Die kleine Halle zwingt die Zunft laut Zunftmeister Joachim Wöhrle geradezu dazu, sich zurückzuhalten: "847 Personen waren schon in der Halle, 850 dürfen nur rein, da können wir den Einmarsch nur noch mit drei Leuten machen." So gab’s schließlich auch den Narrenmarsch in einer a-capella Version, ehe es hieß: Licht aus, Spot an für das Filmfestival.

"Die drei Musketiere und ein halber", "Raumschiff Enterprise", "Fußi’s 11", "James Bond", "12 Uhr Mittags", "Sissi – Schicksalstage in VS", "Asterix und Obelix" und "Das Boot" sagten die Moderatoren des Abends Susi Roth und Benni Walter – natürlich stilecht im Gala-Outfit verpackt – in loser Folge an. Waren die Titel den Filmschmieden von Hollywood und Co. entliehen, stammten die Inhalte hingegen ganz aus der eigenen Feder – und standen die Kulissenbauer, das Team in der Maske oder für Licht und Ton sowie die Kostümbildnerinnen den Profis in nichts nach.

Villingen-Schwenningen – oder wohl eher der schwäbische Part dieser Doppelstadt – hatten auch 2012 wieder ausreichend Stoff für die Drehbücher geliefert. Und auch die Stadtverwaltung trug ihren Part dazu bei. In "Fußi’s 11" beispielsweise nahm man Baubürgermeister Fußhöller und "seinen" Maßnahmenstau im Dezernat II aufs Korn, der dem sofortigen Bau eines neuen Rathauses entgegen stehe. Käpten Kirk, Scotty, Dr. Pille und Spock versuchten in einer Folge von "Raumschiff Enterprise" Villingen-Schwenningen vom Bösen, pardon: von den Druiden Rupert Kubon und Renate Breuning, zu befreien und im Western "12 Uhr Mittags" schlug es für manchen sicherlich 13, als auf einem Brunnen eine Cowboyfigur thronte und die Cowboys nach ihrem Duell gar befürchteten, ein Brunnen mit Katzenfigur käme einer anderen Brunnenfigur möglicherweise sogar noch zuvor.

Die zweifellos größten Beifallsstürme aber erntete an diesem Abend der Sissi-Streifen. Steffi Brüderle, Dominik Beha, Uwe Waldvogel und Joachim Fuchs schlüpften denkbar lustig und inklusive Wiener Schmäh in die Rollen von Kaiser Franz Joseph I. und Co..

Bemerkenswert: Dieses Filmfestival kam ganz ohne Werbepausen aus. Den vielen musik-untermalten Tanzeinlagen von Kinder-, Jugend- und Zunftballett sowie den musikalischen Galliern Asterix, Obelix und Co. sei dank. In dieser tanzenden Kategorie war übrigens ein zweiter ungekürter Publikumsliebling zu finden: Ein kleines Cowgirl im Kinderballett, das auf herzerfrischende Weise über die Bühne wirbelte und seinen Platz am Ende fand – im Herzen des Publikums.