Weihnachtsstimmung auf hohem musikalischen Niveau ist von der Berliner Lautten-Compagney zu erwarten. Hier sind Dorothee Mields (Sopran, links), Benjamin Glaubitz (Tenor) und der Leiter Wolfgang Katschner (Laute, rechts) zu sehen. Foto: Kouba Foto: Schwarzwälder-Bote

Lautten Compagney Berlin bringt Musikepoche nahe / Bewundernswertes Zusammenspiel

Von Siegfried Kouba

Villingen-Schwenningen. Die Lautten Compagney Berlin gastierte zum dritten Mal in Villingen. Nun war sie mit "Wie schön leuchtet der Morgenstern" im Franziskaner zu hören.

Als leuchtendes Symbol prangte im Chorbogen ein Herrnhuter Stern, Hinweis auf protestantischen Programminhalt. Eine ganze Epoche fingen die Akteure um den Impulsgeber Wolfgang Katschner ein. Es war die Zeit von Samuel Scheidt, Matthias Weckmann, Michael Praetorius und Heinrich Schütz. Alle mitteldeutschen Komponisten, zu denen auch die vier "Johanns" Walter, Schelle, Crüger und Theile gehörten, sorgten dafür, dass ihre Kompositionen in Gesangbüchern Eingang fanden und zum Volksgut wurden. Crüger sorgte für wertvolle Vertonungen von Paul-Gerhardt-Texten, und zur Institution wurde Schütz aus Köstritz, das den Komponisten und leckeres Bier hoch hält. Ausnahme war der Lübecker Franz Tunder, Schwiegervater von Buxtehude und Erfinder der legendären "Abendmusiken". Verbindungen gab es nicht nur von Scheidt, Praetorius und Schütz, die sich zu einer Orgelabnahme in Bayreuth trafen. Letzter empfahl auch Johann Schelle weiter. Was die meisten vereinte, war der Dreißigjährige Krieg, dessen Folgen Schütz als "kulturellen Niedergang" einstufte.

Das vierteilige Programm von Verkündigung bis zum Kindlein in der Wiege gewann neben den instrumentalen Beiträgen durch den Gesang von Dorothee Mields (Sopran) und Benjamin Glaubitz (Tenor). Beide verfügen über eine gute Aussprache, klare Stimmen und beste gestalterische Möglichkeiten. Die dynamische Ausformung war ausgeprägt wie beim schwungvollen "Singt ihr lieben Christen all" mit voluminösem Schluss, und beeindruckend war das im Piano hingehauchte Wiegenlied "Ach mein herzliebes Jesulein". Die "Historia" wurde zu einer musikalischen Predigt, wobei das Titel gebende Motto im Doppelpack (Praetorius/Schein) auftauchte.

Bestens war das Zusammenwirken von Instrumentalisten und Sängern. Wolfgang Katschner legt weder Wert auf original-historische noch auf "historisch informierte" Aufführungen. Ihm kommt es darauf an, jahrhundertealte Musik in eine ansprechende expressive Sprache umzusetzen. Und das machte die Aufführung deutlich: Wie aus fernen Tagen wurde ausdrucksstarke Musik in herausragenden Arrangements wiedergegeben. Die Instrumentalisten beeindruckten alle. Hier werden nur die instrumentalen "Exoten" hervorgehoben: Die näselnde Violone (Bass-Streichinstrument), die Erzlaute Chitarrone, der Zink, ein Grifflochhorn aus zumeist mit Leder überzogenem Holz, und der Dulzian, eine Frühform des Fagotts. Rhythmus und percussioniste Farben brachte Peter A. Bauer mit Vogelgeträller, Glocken, Tschinellen, Triangeln, Rahmen- oder Landsknechtrommeln ein.

Bewundernswert war die Aufmerksamkeit aller Akteure, die auch bei "Tacet" innerlich dabei waren. Neben den gesanglichen Genüssen wurden auch instrumentale mit Scheins "Vom Himmel hoch" oder "Resonet in laudibus" von Praetorius geboten. Die Ausstrahlung reichte vom schönen Violinduo, dem burlesken "Kommet, ihr Hirten" mit dem gelungenen A-capella-Schluss "Ehre sei Gott" bis zum freudigen "Fröhlich soll mein Herze springen" und dem demütigen "Nun ich singen".