Vom Brauchtum der Fasnet begeistert: Voller Neugier schlüpften zahlreiche Jungen und Mädchen der Vorbereitungsklasse der Golden-Bühl-Schule von Klassenlehrerin Nadine Girrbach (oben, rechts) ins Häs. Da war ein kleiner Trieber (unten links) ebenso zu sehen wie ein Hexe und ein Narro, dem Eberhard Zimmermann und Peter Scheu (unten Mitte, Dritter und Vierter von links) einkleideten. Antje Werner-Steidle freute sich über ihre hübschen Altvillingerinnen und das Morbili (unten rechts). Fotos: Zieglwalner Foto: Schwarzwälder-Bote

Golden-Bühl-Schule: Vorbereitungsklasse schlüpft ins Häs / Nachwuchs entdeckt Tradition der neuen Heimat

Zunächst etwas zaghaft schlüpfen die Kinder ins Häs, doch bald bewegen sie sich wie eine Altvillingerin oder ein Morbili und wagen sich gar an den Narrosprung: Jungen und Mädchen aus der Vorbereitungsklasse der Golden-Bühl-Schule lernen im Franziskanermuseum die Tradition der Fasnet kennen.

VS-Villingen. Sie stammen aus Ländern wie Syrien, Moldawien, Italien, Polen, Albanien oder Kroatien, gemeinsam ist ihnen, dass sie sich voller Neugier mit dem närrischem Brauchtum beschäftigen.

Im Fach "Kultur entdecken" dreht sich bei der Klassenlehrerin Nadine Girrbach und der Erzieherin Antje Werner-Steidle derzeit alles rund um die Fasnet. Die Kinder haben gemalt und Bücher angeschaut, im Franziskaner sehen sie nun ein Häs im Original. Zusammen mit der Museumspädagogin Ute Pernt, Peter Scheu und Eberhard Zimmermann stellen sie den Schülern die einzeln Figuren vor. Die Erzieherin, die mit ihrer Familie seit Jahrzehnten an der Fasnet aktiv ist, hat all ihre Schätze mitgebracht, auch Scheu und Zimmermann haben Kisten voller Anschauungsmaterial gepackt. So schlüpfen einige Schüler selbst ins Häs, legen Rollen an, setzen einen Morbili-Hut auf, verwandeln sich in einen Trieber samt Goaßel oder verstecken sich hinter der Scheme einer Hexe.

Einen ersten Eindruck gewannen sie bereits am Morgen beim Suchspiel in der Jaagschen Puppensammlung, die derzeit überhaupt ein Magnet für Schulkassen und Kindergärten ist. In zahlreichen zusätzlichen Führungen lernt der Nachwuchs alles rund um die Fasnet kennen, erzählt Claudia Geiser, die für die Öffentlichkeitsarbeit des Museums zuständig ist. Die Jungen und Mädchen können einen Blick in die Welt der Puppen von Ingeborg Jaag werfen, Stabpuppen oder Masken basteln und die Dauerausstellung besuchen. Und auch das Museum hat so einige Fasnetutensilien zum Ausprobieren und Anziehen.

Das macht auch den Kindern und Jugendlichen aus der Vorbereitungsklasse sichtlich Spaß. Sie sind zwischen zehn und 16 Jahre alt, einige schon seit dem Frühjahr in Villingen, andere erst seit drei Wochen, erklärt Nadine Girrbach. "Es ist eine tolle Klasse", stellt sie fest, alle seien interessiert und wollten in ihrer neuen Heimat Wurzeln schlagen. So sind sie auch im Museum mit Begeisterung bei der Sache. Da zeigt ihnen Scheu den Kragen und die lange Stoffbahn, aus der er entsteht, Zimmermann übt mit ihnen den Narrosprung und erläutert die Bestandteile des Häs und ihre Kosten. Antje Werner-Steidle und Ute Pernt nehmen sich der Mädchen an und helfen, Schürze und Schal richtig zu legen.

"Das sind die Mäschgerle von morgen", freut sich die Erzieherin beim Anblick der hübschen Altvillingerinnen. Ihr liegt es am Herzen, den Schülern alles Wissenswertes rund um die Fasnet zu vermitteln, damit sie auch wissen, wen sie sehen, wenn sie am Straßenrand stehen. Mündet doch der Unterricht im Besuch des Kinderumzugs am Schmotzigen Donnerstag. Da heißt es nächste Woche noch, das Villinger Schunkellied zu lernen und sich ein T-Shirt als gemeinsame Verkleidung zu malen, das gleich beim Ball der Golden- Bühl-Schule zum Einsatz kommt. Ein Höhepunkt ist sicher am Fasnetmentig, wenn Antje Werner-Steidle die Klasse mit ins Narrostüble der evangelischen Johannesgemeinde nimmt.

Schon jetzt haben sie sich wohl vom Fasnetvirus anstecken lassen. Ionella Ursu ist beispielsweise begeistert von dem Brauchtum, das ganz neu für sie ist, und auch ihr Klassenkamerad Emanuele Moncada findet die Unterrichtseinheit im Museum toll. So gibt es am Ende unzählige Dankeschöns: nicht nur auf Deutsch, sondern auch in den Landessprachen der Schüler.