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Anwohner spricht von lauter Unterhaltung und Musik. Sozialarbeiter fordert Verständnis.

Villingen-Schwenningen - Die zwölf unbegleiteten Flüchtlinge sind kaum ins Haus eingezogen, und schon fühlen sich Anwohner durch Lärm gestört. Der zuständige Sozialarbeiter kennt das Problem und fordert erst einmal Verständnis ein.

Der ältere, gesundheitlich stark angeschlagene Herr lebt seit bald 30 Jahren in der Fördererstraße in Villingen, in nächster Nähe zu den ehemaligen Offiziershäuschen, in die vor einigen Tagen junge unbegleitete Flüchtlinge eingezogen sind. Doch schon in den ersten Nächten, berichtet der Anwohner im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten, habe es Probleme mit den Jugendlichen gegeben. Nächtliche Unterhaltung auf der Straße, lautstarkes Telefonieren und Radio hören, unüberhörbares Türe schlagen ... das sei ihm nach 23 Uhr doch zu weit gegangen. Er habe die neuen Nachbarn darum gebeten, die Nachtruhe einzuhalten. Diese hätten zwar mit einem "Sorry" und "Entschuldigung" reagiert, "kurze Zeit später aber war es wieder genauso laut", erzählt er.

Uwe Hüls, Sozialarbeiter beim AWO-Kreisverband und für die unbegleiteten Flüchtlinge in der Fördererstraße der Ansprechpartner, weiß um das aktuelle Problem: "Ja, den Vorfall gab es", räumte er ein, jedoch zunächst mit anderen Vorzeichen. Bezüglich der von Anwohnerseite aus angesprochenen Ruhestörungen hob Hüls darauf ab, dass sich die Jugendlichen mit Leidenschaft in die Renovierungsarbeiten gestürzt und offensichtlich dabei wohl auch die Zeit vergessen hätten.

An guter Nachbarschaft sehr interessiert

Ausschließen möchte er es aber nicht, dass es nicht nur wegen dieser handwerklichen Arbeiten etwas lauter zugegangen sei. Wie bereits berichtet, richten die Jugendlichen aus Gambia und Afghanistan das ihnen zugedachte Reihenhaus selbst her.

Im Schwarzwald-Baar-Kreis leben nach Auskunft der Kreisbehörde derzeit insgesamt 90 unbegleitete Flüchtlinge. 57 junge Menschen verteilen sich dabei auf Villingen-Schwenningen, zwölf davon wiederum leben in dem Reihenhaus in der Fördererstraße. Bei allem Respekt vor den Anwohnern, wirbt Hüls zunächst um Verständnis: "Wir müssen die jungen Leute erst mal auf unsere deutschen Gegebenheiten vorbereiten. Es braucht einfach etwas Zeit, sie auf Spur zu bringen."

Schon bevor die zwölf jungen Leute in das längere Zeit verwaiste Gebäude zogen, habe es Gespräche mit der Nachbarschaft gegeben. Auch mit der Bitte, ihn und seine Kollegen direkt anzusprechen, wenn es Probleme geben sollte. "Wir schreiten da schon ein", bekräftigt er. "Wir sind an einer guten Nachbarschaft sehr interessiert."

Der Ärger über die späte Störung hat auch die Stadtverwaltung erreicht, bestätigte Oxana Brunner. Wie Hüls weist auch die Pressesprecherin darauf hin, dass vorgegebene Ruhezeiten zwar zu beachten seien, "aber hier muss sich das alles erst einmal einpendeln", wirbt sie um Verständnis.

In besagter Nacht war die Polizei vor Ort. Michael Aschenbrenner, Pressesprecher der Polizeidirektion, wies jedoch darauf hin, dass sich die Anzeigen bezüglich Ruhestörungen im Umfeld von Unterkünften in Grenzen halten. Oder allgemein gehalten: In der warmen Jahreszeit gebe es vermehrt Beschwerden: "Die einen wollen schlafen, die anderen eben nicht."