Anita Neidhardt-März, die Geschäftsführerin des Diakonischen Werke , wurde gestern in der ersten Sitzung des Kreis-Jugendhilfeausschusses von Landrat Sven Hinterseh stellvertretend für alle Mitglieder des Gremiums, die nicht Mitglied des Kreistages sind, auf die Mitarbeit verpflichtet. Foto: Winkelmann-Klingsporn Foto: Schwarzwälder-Bote

Jugendhilfeausschuss berät über den Haushaltsplan 2015 / 110 Kinder sind im Heim

Von Felicitas Schück

Schwarzwald-Baar-Kreis. Zum Auftakt der Haushaltsplanberatungen im Jugendhilfeausschuss wartete Finanzdezernent Boris Schmid mit einer schlechten Nachricht auf: Die November-Steuerschätzung bringt 440 000 Euro Verschlechterung für den Kreishaushalt 2015.

Nach der Verpflichtung der Mitglieder des Ausschusses gab Landrat Sven Hinterseh bekannt, dass Gunther Dreher zum Stellvertreter des Ausschussvorsitzenden bestimmt wurde, weiterer Stellvertreter ist Karl-Henning Lichte. Einstimmig beschloss der Ausschuss, dem "Bunten Kreis" im Rahmen der Freiwilligkeitsleistungen einen Zuschuss von 3100 Euro zu gewähren. "Der Bunte Kreis" kümmert sich um sozialmedizinische Nachsorge von chronisch kranken und schwer kranken Kindern. Beantragt worden waren 7500 Euro. Für eine Unterstützung des "Bunten Kreises" warb vor allem Karl-Henning Lichte (FW). Für das Präventionsprojekt "Respect Yourself" seien im Jahr 2015 keine Zuschüsse eingestellt, weil, so die Kreisverwaltung, keine Aktivitäten geplant seien.

Je 44 000 Euro erhalten Kreisjugendring und Kreisjugendsportring, außerdem bekommen die Beratungsstelle Schwenningen und die Psychologische Beratungsstelle Schwenningen Zuschüsse.

Die Jugendhilfe kostet im Jahr 2015 insgesamt 18,6 Millionen Euro. Der Nettoaufwand erhöht sich von 2014 auf 2015 um 1,46 Millionen Euro. "Das ist jedes Jahr das Gleiche, wieder eine steile Kurve nach oben", erklärte Schmid.

Für das Stadtgebiet VS steigt laut dortigem Jugendamt die Ansatzsumme um 978 000 Euro. Das sei vor allem auf Steigerungen der Fälle bei der Heimerziehung zurückzuführen, sagte Schmid. Die Personalkosten in den Abschnitten für die der Ausschuss zuständig ist, steigen "nur" um 3,47 Prozent, während sie über die gesamte Landkreisverwaltung um 4,94 Prozent im Durchschnitt ansteigen.

Beim Jugendamt erhöht sich der Nettoaufwand gegenüber dem Vorjahr um ungefähr 93 000 Euro. Den Personalkostenanstieg in Höhe von 80 000 Euro verursachen vor allem die einkalkulierten Tarif- und Besoldungserhöhungen.

Das Defizit bei der Förderung der Hilfe in der Familie steigt auf 378 000 Euro. Das sei vor durch die Aufnahme junger Mütter in Mutter-Kind-Einrichtungen verursacht, erklärte Jugendamtsleiterin Silke Ziube. "Für uns ist klar, welche Gesichter hinter den 2,5 Fällen stehen".

Mütter und Kinder werden meist an Einrichtungen in Offenburg oder Freiburg vermittelt. Eigene Einrichtungen unterhält der Kreis nicht, weil zu wenig Nachfrage bestehe. Darüber wunderte sich Beate Berg-Haller (Grüne), weil die Mütter dort die Möglichkeit hätten, eine Ausbildung zu machen. Silke Ziube erklärt, die Mitarbeit der Mütter sei erforderlich. "Sehr oft wollen die auch nicht".

Deutlich gestiegen ist die Nachfrage nach Kinderbetreuung. 63,5 Kinder und Jugendliche aus dem Bereich VS und 53 Kinder und Jugendliche im Kreis sind "stationär" untergebracht. "110 junge Menschen sind im Jahresdurchschnitt im Heim, das ist viel", meinte der Landrat.

Erhöhen wird sich 2015 der Zuschussbedarf für seelisch behinderte Kinder, vor allem wegen Schulbegleitern. Ab 2016 muss der Schwarzwald-Baar-Kreis Schulsozialarbeit selbst "in die Hand nehmen", wie Schmid sagte, weil entsprechende Zuschüsse nicht mehr gezahlt werden.