Bernd John, der mit seiner Familie in Pfaffenweiler, engagiert sich für das Handwerk. Foto: Heinig Foto: Schwarzwälder-Bote

Porträt: 66-Jähriger ist nahezu täglich im Interesse der Branche unterwegs

Nur noch stundenweise ist Bernd John inzwischen in seinem Beruf tätig. Als Kreishandwerksmeister, Obermeister der Innung Sanitär, Heizung, Klima und Vorstandsmitglied der Handwerkskammer ist der 66-Jährige indes nahezu täglich im Interesse des Handwerks unterwegs.

VS-Pfaffenweiler. Und da gibt es einiges zu tun. Fachkräftemangel, unbesetzte Ausbildungsstellen, das geltende Gewährleistungsrecht, die Berufsschuldichte und die Meister, die ihren Titel inzwischen gleich nach der Schul- und Ausbildungszeit – nach Meinung der Insider viel zu früh – erwerben können sind nur einige der Probleme, die das Handwerk umtreiben.

Für Bernd John ist es im wahrsten Sinne des Wortes Ehrensache, die gesamte Berufssparte gegenüber der Politik zu vertreten und dafür zu sorgen, dass der "goldene Boden", die man dem Handwerk nachsagt, diese Farbe auch behält.

In Thüringen geboren

1951 wurde er in Thüringen geboren, zog aber schon als Zweijähriger mit seiner Familie in den Schwarzwald, nach Schönwald. In Triberg lernte er den Beruf, der damals noch Gas- und Wasserinstallateur hieß und sich heute Anlagenmechaniker nennt. "Die meisten meiner Mitschüler wollten Automechaniker werden, ich nicht", erinnert sich Bernd John an seinen Start in das Berufsleben.

Bei einer Sigmaringer Firma sorgte er für die Blechumrandungen an Fertiggaragen, bevor er für 18 Monate zum Wehrdienst eingezogen wurde. Daran hat er keine schlechten Erinnerungen, schließlich wurde er Kommandant auf einem Amphibienfahrzeug. 1973 ging es in den Job zurück.

Als 22-Jähriger heiratete Bernd John seine Heidi, eine Tochter und ein Sohn kamen zur Welt und inzwischen gehören auch drei Enkeltöchter zur Familie. 1976 wechselte John zur Villinger Firma Herberholz, erwarb 1989 seinen Meistertitel und war 1990 – wiederum für ein Sigmaringer Unternehmen – zuständig für die Erschließung Ostdeutschlands nach der Wende. Das Angebot, auch dorthin zu ziehen, lehnte die ganze Familie indes ab, unterstützte das Familienoberhaupt dafür lieber beim Sprung in die Selbstständigkeit.

Die eigene Werkstatt stand zunächst in Tannheim, später in Pfaffenweiler, wo die Johns inzwischen auch wohnen. In den Hochzeiten beschäftigte Bernd John sieben Mitarbeiter.

Mit Erreichen des Rentenalters nutzte er die sich bietende Chance, verkaufte seinen Betrieb an die Villinger Firma Gläschig und wird dort noch stundenweise eingesetzt. "Ich kann ja nicht einfach nichts tun", sagt er. Froh ist er aber, dass der im Handwerk vielbeklagte Kelch eines nicht aufzufindenden Nachfolgers an ihm vorbeigegangen ist.

Viele Hobbys

Vom Nichtstun ist Bernd John indes meilenweit entfernt. Für seine Hobbys, das exzessive Wandern in den Bergen und das Motorradfahren, hat er jetzt zwar mehr Zeit, seine Ehrenämter fordern aber ebenfalls ein großes Quantum davon. Er sitzt regelmäßig im Meisterprüfungsausschuss, ist Dozent an der Meisterschule in Rottweil und Beirat der Wirtschaftsförderung im Schwarzwald-Baar-Kreis. Bis 2019 ist er noch Obermeister, ein Nachfolger zeichnet sich nach dann 18 Jahren bislang allerdings nicht ab.

Dem Arbeitskräftemangel begegnet der leidenschaftliche Handwerker mit der Preisung eines Berufes, bei dem man "am Abend sieht, was man den Tag über geschafft hat". Und er appelliert an Eltern, ihre Kinder nicht zum Studium zu drängen, wenn in ihnen ein guter Handwerker schlummert.

"Es gibt keine Maschinen, die machen, was wir tun", sagt er und ist sicher, dass die Verdienstmöglichkeiten im Handwerk noch steigen werden.

Auch wenn er den Umweltschutz hochhält ist Bernd John nicht glücklich darüber, dass Baden-Württemberg beim für den Einbau von Heizungen in Eigenheimen vorgeschriebenen Anteil regenerativen Energien derart vorprescht. "Die Kunden überlegen sich dann nämlich, ob sie überhaupt eine neue Heizung einbauen lassen sollen", sieht er die Kehrseite der Medaille.

Unumgänglich ist es für ihn und dafür kämpft er auch, dass bei Nichtfunktionieren nach einem handwerklichen Einbau gleich welcher Art künftig nicht nur der Handwerker zur Gewährleistung herangezogen wird, sondern auch der Hersteller des entsprechenden Bauteiles. Erreichen möchte das Handwerk auch, dass der Meistertitel erst nach drei Jahren Praxiserfahrung erworben werden darf. "Zu meiner Zeit waren das sogar fünf Jahre und das war gut so", sagt John.

Eine Lanze bricht er für seine Berufskollegen, denen hier und da Unzuverlässigkeit vorgeworfen wird. Notfälle haben Vorrang und sind nicht absehbar. Und die vermeintlich unkomplizierte Reparatur kann plötzlich länger dauern. "Das ist nicht planbar und einen jederzeit abrufbaren Bereitschaftsdienst kann sich kein Handwerker leisten".