Internationale Gäste erleben Stadtführung in Brückensprache / Lernfest in St. Fidelis

VS-Villingen (wz). Fremdsprachige Stadtführungen für die auswärtigen Gäste sind im Städtle schon seit Längerem üblich. Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit kam am Samstag mit Esperanto eine nicht ganz so alltägliche Weltsprache hinzu. Unter kundiger Führung von Josef Schiffer, dem Leiter der Villinger Esperanto-Gruppe, lernten 45 Gäste die Sehenswürdigkeiten der Villinger Altstadt kennen, davon kamen 20 aus Frankreich, einer aus der Tschechei, einer aus der Schweiz, einer aus Angola und 20 aus Baden-Württemberg.

Einige Villinger waren der Sprache ebenfalls mächtig und mit dabei. Die Esperanto-Gruppe Villingen hatte den Baden-Württembergischen Landesverband eingeladen, und weil man nicht unter sich sein wollte, lud der Landesverband internationale Gäste zu einem so genannten Lernfest ein. Ein Lernfest deshalb, weil nicht nur "gebüffelt" werden sollte. Locker und gemütlich sollte es zugehen, die Konversationsfähigkeit sollte geübt werden. Schließlich sprach kaum einer der auswärtigen Gäste deutsch, Esperanto war also die Brückensprache.

Das klappte auch sehr gut, denn es waren kaum reine Anfänger unter den Teilnehmern. Wer sich der Führung anschloss und der Sprache nicht mächtig war, musste nicht unbedingt nur "Bahnhof" verstehen. Manches konnte man sich aus anderen Sprachen zusammen puzzeln. Außerdem, wenn an der Ecke Färberstraße/Romäusring ein "Café" betrachtet wurde, das keines ist und zum "loca tribunalo" gehört, dann kann sich ein Villinger zusammenreimen, dass es sich nur um das "Café Viereck" handeln kann.

Überhaupt gab es im Esperanto-Duden noch nicht verzeichnete einheimische Begriffe, so wurde gemeinsam nach einer treffenden Lösung gesucht. Für "S’goht degege" am Narro-Brunnen in der Oberen Straße einigte man sich auf die Übersetzung: "Baldaú karnavalo denove" (Bald fängt der Karneval wieder an). Im Spitalgarten kann man innerlich den Gesprächen ebenfalls folgen, wenn vom größten "hero" (Romäus) von Villingen gesprochen wird und von einer "Prozession" mit Miau Miau.

Die internationalen Gäste der Esperanto-Gruppe hatten ein dichtes, aber abwechslungsreiches Programm. Es begann am Freitagnachmittag mit einem Esperanto-Gottesdienst in St. Fidelis. Anschließend führte Christoph Frank von der Zauberbühne Rottweil das Stück "Elefan tonoj" (Elefantentöne) auf.

Der Samstag war ausgefüllt mit Sprachunterricht in Theorie und viel Praxis, einschließlich der Stadtführung und dem Ausklang mit einem Spielabend ("Lude vespero").

Am Sonntag ging es noch zu den Triberger Wasserfällen, ehe nach eindrucksvollen Erlebnissen wieder die lange Heimreise angetreten wurde.