Jugendtheater: Landesbühne führt "Truck Stop" auf

VS-Villingen. In eine Raststätte für Lastwagen-Fahrer in den südlichen Niederlanden führt das Stück "Truck Stop", das im Theater am Ring in Villingen aufgeführt wurde und von der 1965 geborenen holländischen Autorin Lot Vekemans geschrieben wurde.

Tochter verliebt sich in den Fernfahrer

Seit einer geänderten Verkehrsführung schauen dort nur noch wenige Gäste herein. Mit Mühe kann eine Mutter (Galina Freund) den Betrieb aufrecht erhalten. Ihre 18-jährige an ADHS leidende Tochter Katalijne (Sabine Christiane Dotzer) verliebt sich in den oft vorbeischauenden Fernfahrer Remco (Markus Michalik). Der schenkt ihr eine bunt flimmernde japanische Lampe, wird in ihren Augen zum Samurai der Landstraße. Wie prächtig sind doch in Japan manche Trucks mit bunten Lichtern geschmückt.

Er trifft sie immer wieder. Sie hofft, er werde sie heiraten. Aber er hat kein Geld, hat sich mit seinem Chef überworfen und gekündigt. Er träumt davon, einen eigenen Lastwagen bis nach Russland zu fahren. Vergeblich warnt Katalijnes Mutter ihre Tochter vor diesem fragwürdigen Mann. Sie verbietet ihm das Haus, versucht, ihn zum Verzicht zu bewegen. Mit ihrem 18. Geburtstag darf Katalijne über 50 000 Euro verfügen (vielleicht kommen die von ihrem unbekannten Vater?). Ihre Mutter möchte das Geld in eine Modernisierung der Raststätte investieren, doch Katalijne ruft Remco nachts zu sich, will ihm das Geld für einen eigenen Lastwagen geben. Er hat Bedenken, es anzunehmen, und außer sich vor Wut ersticht Katalijne ihre Mutter. Im Truck fährt sie mit Remco davon – bei einem Unfall wird er tödlich verletzt, die japanische Lampe zerbricht in tausend Scherben.

Die Regie von Jenke Nordalm für die Württembergische Landesbühne Esslingen lässt die Darsteller realistisch agieren, zeigt die Tristesse dieser kleinen Welt, wo die Menschen sich nach Besserem sehnen, aber kaum Aussicht haben es zu erreichen. Immer wieder steigert Katalijne sich mimisch und körperlich in das Bild hinein, das sie sich von Remco und dessen Zukunftsaussichten macht. Markus Michalik verkörpert treffend den naiven und ehrlichen Fernfahrer.

Eine Welt, die selten auf die Bühne kommt

Bewegt und nervös erhofft die Mutter das Beste für ihre Tochter, umhegt sie und versucht durch Tabletten Katalijnes Krankheit zu lindern. Alle drei werden getrieben von der Sehnsucht nach Liebe. Die Ausstattung von Katrin Busching zeigt eine Theke, ein paar Barhocker, eine Couch und eine Musik-Box, aus der ziemlich belanglose Klänge von Ulf Steinhauer ertönen.

Eine eigene Welt, die nur selten auf die Bühne kommt, hier aus den Perspektiven der Personen dargestellt. Rückblicke verknüpfen verschiedene Zeitebenen. Wichtiger als das dramatische Geschehen selbst ist die Entwicklung, die dazu führt. Die Aufführung für das Jugendtheater war leider ziemlich schwach besucht.