Familienheim vor 65 Jahren gegründet / Hermann Ferro war erster Mieter

VS-Villingen (bn). Heute vor genau 65 Jahren wurde die Wohnungsbaugenossenschaft "Familienheim" gegründet. Vieles war damals anders als heute, eines ist geblieben: Nach wie vor wünschen sich die Menschen vier Wände, die ihnen Geborgenheit, Wärme und Schutz bieten.

Am 19. September 1949 wurde im Villinger Rathaussaal die "Neue Heimat", so hieß sie damals noch, aus der Taufe gehoben. Sie war das Ergebnis aus dem eklatanten Wohnungsmangel der Nachkriegszeit und den Bestrebungen der Erzdiözese Freiburg, diesem entgegenzuwirken. Nicht nur für die eigene, sondern auch für die als Flüchtlinge herbeigeströmte Bevölkerung.

Kurz darauf erfolgte der Spatenstich für die ersten 50 Eigenheime in der Villinger Südstadt, natürlich mit Garten und Kleintierstall für die Selbstversorgung.

Vom Häuserbauen hatten die Gründerväter, allen voran Ehrenbürger Ewald Merkle, Karl Brachat und Albert Haas, wenig Ahnung.

Wichtiger und letztendlich erfolgreich war aber die Bereitschaft der gegenseitigen Hilfe innerhalb einer Gemeinschaft – die Idee der Genossenschaft.

Gut verwahrt hat der heutige Geschäftsführer in dritter Generation, Sebastian Merkle, die Akte über den allerersten Bauabschnitt der "Neuen Heimat", mit dem die Südstadt entstand. Die Siedlerhäuschen wurden damals gemeinschaftlich gebaut und dann für 14 000 Mark (7000 Euro) Eigentum der Bewohner.

Hermann Ferro, Baugenossenschaftsmitglied Nummer 91, war der erste Mieter. Für das Häuschen Konradsweg 5 bezahlte er für seine fünfköpfige Familie 70 Mark monatlich. Auch die Rechnung für die Lieferung von "Waschkessel und Zimmerofen" liegt der Akte bei.

65 Jahre später erscheint derlei Ausstattung für fließendes Wasser und Wärme steinzeitlich. Doch die grundsätzliche Idee von damals, Häuser nach einheitlichen Strukturen preisgünstig und schnell zu schaffen, feiert bei der "Familienheim" gerade ihre Wiedergeburt. "So wie es damals die Haustypen A, B und C gab, haben wir gerade die Modulreihe unserer mikroLofts aufgebaut", sagt Merkle. Damals habe man sich das Bauen möglichst einfach gemacht und "diese Idee ist genial". Ebenso wie die Genossenschaftsidee, findet der Geschäftsführer.

"Gerade bei Wohnprojekten, man denke an Mehrgenerationenhäuser, finden sich heute wieder Menschen mit den gleichen Ideen von Wohnen zusammen. Und Genossenschaften haben die letzten Banken- und Finanzkrisen letztlich am besten überstanden".

Heute beschäftigt die Familienheim fast 30 Mitarbeiter, zählt 4110 Mitglieder mit 130 950 gezeichneten Anteilen und 2368 eigene Wohnungen in Villingen-Schwenningen, St. Georgen, Bad Dürrheim, Mönchweiler, Niedereschach und Spaichingen.