Das Heimwegtelefon soll vor allem Frauen, die nachts alleine unterwegs sind, Ablenkung bieten und potenzielle Täter abschrecken. Zudem vermittle der Kontakt zu einem Gesprächspartner laut Polizei ein Gefühl der Sicherheit. Foto: Kienzler

Heimwegtelefon soll durch die Nacht helfen. Kriminalpolizei findet Idee grundsätzlich gut. Keine 100-prozentige Sicherheit.

Villingen-Schwenningen -  Immer wieder gibt es Übergriffe auf Frauen, die im Dunkeln alleine unterwegs sind. Zuletzt wurde am Neujahrsmorgen eine 19-jährige Frau in Villingen überfallen. Auch sie war gegen 5 Uhr alleine auf dem Heimweg, als der Täter ihr im Vorbeigehen und völlig überraschend ins Gesicht schlug.

Vielleicht gibt es jetzt einen Weg, sich in Zukunft vor solchen Gefahren schützen zu können: das Heimwegtelefon. Dahinter steckt eine Hotline, die man anrufen kann, wenn man sich auf dem Weg nach Hause unwohl fühlt. Diese Initiative gibt es seit Anfang des Jahres.

Weil Frances Berger und Anabell Schuchhardt aus Berlin diese Situationen kennen, haben sie die Initiative ins Leben gerufen. Das Ziel der beiden ist es, jungen Frauen per Telefon auf ihrem Heimweg Ablenkung zu bieten und potenzielle Täter abzuschrecken oder im Ernstfall die Polizei zu rufen.

Am anderen Ende der Leitung sitzen derzeit die beiden Gründerinnen, bald sollen sie von Freiwilligen ehrenamtlich unterstützt werden. "Es ist schön, dass wir schon so viele Zuschriften von Freiwilligen erhalten haben", sagt Berger. Geld verdienen möchten die beiden Frauen mit ihrem Projekt nicht.

Zu Beginn des Telefonats erfragen sie die genaue Route der Anrufer und fangen dann ein Gespräch an, aktualisieren den Standort dabei aber immer wieder neu. Noch befindet sich das Projekt in der Testphase. "Momentan bekommen wir zwei bis drei Anrufe pro Nachtschicht. Aber wir merken, dass es mehr werden. So ein Projekt muss sich auch erst einmal herumsprechen", erklärt Frances Berger.

Kriminalpsychologe Adolf Gallwitz von der Hochschule für Polizei Villingen-Schwenningen meint, dass die Hotline in einzelnen Fällen sicherlich helfen könne. Ob das Heimwegtelefon auch den Überfall auf die 19-jährige Villingerin verhindert hätte, bezweifelt er aufgrund der Tatsituation.

Der Leiter der Kriminalpolizei Thomas Gerth findet den Grundsatz der Idee gut. Er denkt, dass eine telefonierende Person einen Täter eher abschreckt. "Es ist dabei egal, ob am anderen Ende die Mutter, der Freund oder eben das Heimwegtelefon spricht", sagt Gerth. Die Hauptsache sei dabei, nach außen hin zu zeigen, dass man mit jemandem in Kontakt steht. Vor allem das Gefühl von Sicherheit, das ein Gesprächspartner am Telefon bietet, sei nicht zu unterschätzen – auch wenn die vermeintliche Sicherheit nur subjektiv wahrgenommen werde. Vorsicht ist trotz allem geboten, denn laut dem Kriminalbeamten könne es den Täter in seltenen Fällen erst zu einem Überfall animieren, wenn während des Telefonats beispielsweise ein teures Handy verwendet wird. Gerth hält es aber für schwierig, die Lage zu verallgemeinern: Jede Situation sei unterschiedlich.

Die Polizei rät deshalb, es im Idealfall zu vermeiden, nachts alleine unterwegs zu sein. Wenn sich partout keine Begleitung finden lässt, sollte man am Besten ein Taxi rufen.

Übrigens ist die Hotline nicht ausschließlich für Frauen: Jeder, der nicht gerne alleine nach Hause läuft, kann zum Telefon greifen. In Schweden gibt es schon länger einen ähnlichen Dienst, dort wird er direkt von der Polizei betrieben. Seit dem 4. Januar zieht Deutschland jetzt mit der Initiative Heimwegtelefon nach.

Weitere Informationen:

Zu erreichen ist die Hotline freitags und samstags von 22 bis 2 Uhr unter 030/12 07 41 82. Mehr Informationen gibt es unter www.heimwegtelefon.de oder www.facebook.de/heimwegtelefon.