Vereint weit hinter dem Regenbogen im Künstlerhimmel: Der Club 27 auf der Bühne des Theaters am Ring. Foto: Trenkle Foto: Schwarzwälder-Bote

Kultur: Musikalische Revue des Landestheaters lässt früh verstorbene Rocklegenden wieder aufleben

Von Wolfgang Trenkle

Das Landestheater Tübingen-Reutlingen hat aus der Legende vom "Club 27" ein Musical gemacht. Am Dienstag gastierte das Ensemble mit Forever 27 im vollbesetzten Theater am Ring in Villingen.

VS-Villingen. "Aufführungsdauer zwei Stunden, 20 Minuten, keine Pause", steht im Begleitheft, und punktgenau mit mehreren Zugaben gingen um 22.20 Uhr die Saallichter an und entließen ein begeistertes Publikum in die laue Mainacht. 140 Minuten lang war dieses Gast in der "Hall of fame", dem Gras-verrauchten und mit viel Alkohol ausgestatteten Rock-Jenseits, in der Brian Jones, Jimi Hendrix, Janis Joplin, Jim Morrison und Kurt Cobain nach ihrem Tod noch lebendig sind.

Ein Journalist besucht sie, um einen Bericht über ihr Leben zu verfassen. Später stellt er sich allerdings als John Hammond, einer der einst größten Musikproduzenten heraus, der die Künstler im Jenseits wieder zu einer Band zusammenbringen will. Die dramaturgisch etwas dünne Rahmenhandlung ermöglicht es, die Lebensgeschichten und künstlerischen Entwicklungen der Protagonisten vor dem Publikum nachzuzeichnen.

Das gelingt Dank den musikalisch hervorragend agierenden Schauspielern bestens. So leben Songs wie The last time, Satisfaction, Me and Bobby McGee, Purple Haze oder Light my fire wieder auf, und das Publikum kann sich innerhalb der musikalischen Zeitrevue fast wie in einem niemals gegebenen Konzert fühlen und sich nur mit Mühe auf den Sitzen halten.

Das Lebensgefühl der 60er- und 70er-Jahre konnte bei den Gästen im meist passenden Alter schnell wieder aufleben. Wer als Zuschauer von dieser musikalischen Blütezeit noch wenig wusste, für den bot der Abend zweieinhalb hervorragende Nachhilfestunden. Deutlich wurde darin, welche ungeheure kreative Energie in der damaligen Zeit lag. Der exzessive, eigentlich lebensbejahende Lebensstil, der die Künstler vereinte, ließ sie jedoch gleichzeitig die Grenzen des Lebens zu extrem ausloten – beispielsweise mit intensiven Drogenkonsum.

Noch zwei Künstler tauchen im von Heiner Kondschak inszenierten Stück auf: Schlagersängerin Alexandra, die mit kitschigen Liedern und einem Autounfall nur verschämt in den dargestellten Künstlerhimmel kommt und dort erst einmal inkognito Reinigungsarbeiten vornimmt und, ebenso hervorragend von Franziska Beyer verkörpert, Amy Winehouse. Sie verstarb erst vor wenigen Jahren ebenfalls mit 27 und rockt im Stück gegen Ende die Bühne. Ihr Auftritt machte deutlich, in welchem selbstzerstörerischen Alltag auch die britische Künstlerin lebte.