Sich zur Ruhe zu setzen, war nicht die Sache des Architekten der gemeinsamen Stadt. Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder-Bote

Stimmen: Kommunalpolitiker würdigen Leistungen für Villingen-Schwenningen / Nachruf der SPD-Gemeinderatsfraktion

Villingen-Schwenningen. Wie ein Lauffeuer hat sich über das Pfingstwochenende in der Doppelstadt die Nachricht vom Tod des geschätzten Alt-Oberbürgermeisters Gerhard Gebauer verbreitet. Genoss er doch über die Parteigrenzen hinweg hohe Wertschätzung für sein Lebenswerk.

"Ihm kommt die Ehre zuteil, Vater der Doppelstadt zu sein", betont die CDU-Fraktionsvorsitzende Renate Breuning . Keiner stehe so für die Erfolgsgeschichte der Vereinigung von Villingen und Schwenningen wie Gebauer. Zwar habe sie ihn im Gemeinderat als Oberbürgermeister nur noch ein halbes Jahr erlebt, um so länger später als Kollege von der SPD-Fraktion. Das sei eine interessante Zeit gewesen, auch wenn es ja eigentlich nicht üblich sei, als Oberbürgermeister auf die ander Seite zu wechseln. So sei es durchaus vorgekommen, dass Gebauer auch im anderen politischen Lager nach Unterstützung gesucht hat, wenn seine Fraktion ihm diese versagt habe. "Wir hatten immer ein gutes, ja freundschaftliches Verhältnis", erinnert sich Renate Breuning. Zumal er nie alterstarrsinnig, sondern von Altersmilde geprägt gewesen sei.

Erich Bisswurm , Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler, kam ebenfalls 1994 in den Gemeinderat und hat Gebauer nur noch kurze Zeit an der Spitze der Verwaltung erlebt – aber natürlich als Bürger seine Arbeit verfolgt, sei er doch der erste Oberbürgemeister Villingen-Schwenningens gewesen. "Er hat viel geleistet, es war nicht immer einfach als Oberbürgermeister die gemeinsame Stadt zu führen", betont Bisswurm. Sein Wirken sei zu schätzen und aller Anerkennung wert.

"Es ist nicht einfach, einem Mann wie Dr. Gerhard Gebauer gerecht zu werden und ihn zu würdigen", schreibt Siegfried Heinzmann im Namen der SPD-Gemeinderatsfraktion. "Einen Mann, der zu seinen Lebzeiten so viel für Schwenningen, ab 1972 für die gemeinsame Stadt Villingen-Schwenningen getan hat."

Gerhard Gebauer habe die Bedeutung der Städte und Gemeinden für das Land gekannt. Zu seiner herausragenden Leistung habe der Städtezusammenschluss von Villingen und Schwenningen gehört, den er zusammen mit seinem Villinger Oberbürgermeister-Kollegen Severin Kern in die Wege leitete und schließlich 1972 zum Abschluss brachte. Ein kürzerer und prägnanterer Namen für die gemeinsame Stadt wäre ihm damals lieber gewesen, wie er in seiner Dankesrede zur Verleihung der Ehrenbürgerwürde an ihn und seine Frau 2007 sagte, doch unter den damaligen Verhältnissen im Gemeinderat sei das nicht möglich gewesen. Auch in seiner über Jahrzehnte dauernden Funktion als Kreisrat hat sich Gebauer als Mann der "Visionen und Ideen" eingebracht, so damals Landrat Karl Heim. Gebauer gelang es zumeist, seine politischen Vorstellungen durchzusetzen. In seiner ersten Zeit als Oberbürgermeister gehörten dazu der Bau des Gymnasiums am Deutenberg, das 1965 bezogen wurde und die Hochschulen. Die Städtischen Krankenhäuser entwickelten sich zu Kliniken der Zentralversorgung.

Nach dem Ausscheiden als Oberbürgermeister zum 31. Dezember 1994 kehrte er der Kommunalpolitik nicht den Rücken, sondern kandidierte bereits 1999 erfolgreich auf der Liste der SPD für den Gemeinderat. Einige seiner Parteikollegen konnten sich damals nicht vorstellen, dass ihr ehemaliger Oberbürgermeister sich als "einfacher Stadtrat" weiterhin um Kommunalpolitisches kümmerte, schreibt Heinzmann weiter. Es zeigte sich aber, dass er auch als Gemeinderat seine Worte zu setzen wusste. Sie hatten Gewicht und wurden gehört. Erst mit Ende der Wahlperiode, im Sommer 2014, schied er aus dem Gremium aus.

Gerhard Gebauer ist für sein Lebenswerk vielfach geehrt worden. Seine Verdienste gingen weit über die Stadtgrenzen hinaus. Er war Vizepräsident des Deutschen Städtetages und Präsident des Rats der Gemeinden und Regionen Europas. "Die Sozialdemokratische Partei verliert mit Dr. Gerhard Gebauer einen herausragenden Kommunalpolitiker und Freund. Die Gemeinderats-Fraktion der SPD ist ihm zu großem Dank verpflichtet."