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Serie "Mein schönster Sommerplatz in VS": Mit Siegfried Heinzmann unterwegs auf "seinem" Panoramaweg

Egal ob in der Innenstadt oder im Grünen: VS hat viele reizvolle Ecken, besonders im Sommer. Persönlichkeiten dieser Stadt stellen ihren schönsten Sommerplatz vor – und der Schwarzwälder Bote stellt ihnen einen Liegestuhl hin. Heute geht es mit Siegfried Heinzmann auf den Panoramaweg.

VS-Schwenningen. Es ist diesig und regnerisch an diesem Morgen. "Schade, dass man nicht alles so deutlich sieht", sagt Siegfried Heinzmann, Heimatforscher und Stadtrat, als wir uns auf Schwenningens wohl schönsten Weg, den Panoramaweg oberhalb des Neckarstadtteils begeben. "Meine Frau und ich spazieren abends ab und zu hier hoch, um dann auf den Waldfriedhof zu gehen", meint Heinzmann, als er nach dem Grund für die Auswahl des Panoramawegs gefragt wird. Doch dabei stehe weniger der Friedhofsbesuch als vielmehr das "Gehen" im Vordergrund.

Heinzmann erblickt den Liegestuhl, der nahe der ersten Sitzbank oberhalb des Pauluskindergartens aufgestellt ist, und nimmt ihn gleich mit: Er müsse woanders hin, wo der Blick auf die Stadt viel besser ist, meint das Schwenninger Urgestein. Nach einigen Metern hält er inne, platziert den Stuhl, setzt sich aber noch nicht direkt hinein. Vielmehr gleitet sein Blick über die Dächer der Innenstadt und er legt los: "Was für mich besonders interessant ist, ist die Geschichte der Stadt, die man von hier oben sieht." Er zeigt auf die ehemalige Württembergische Uhrenfabrik – heute Uhrenindustriemuseum – sowie auf die ehemalige Kienzle-Uhrenfabrik. "Die wenigsten Menschen wissen, dass der Turm der Fabrik einst als Wasserturm gebaut wurde", erzählt Heinzmann. Nachdem die danebenliegende Schreinerei abgebrannt war, wurde dieser gebaut, um zukünftig genügend Wasser als Vorrat im Ernstfall zu haben.

"Wenn ich hier spazierengehe, fallen mir immer wieder Geschichten ein", sagt der Bewohner des Deutenbergs mit einem Schmunzeln. Dann setzt er sich. Sein Blick fällt auf die evangelische Stadtkirche, die im 15. Jahrhundert an Stelle der alten St. Vinzenzkirche erbaut wurde und im Bauernkrieg bis auf den Turm abbrannte. Viel später erst sei die St. Franziskuskirche hinzugekommen und habe den Katholizismus nach Schwenningen gebracht, der bis heute im Stadtbezirk überwiegt.

Weiter links zeigt er auf die David-Würth-Schule sowie auf die evangelische Johanneskirche, die 1965 errichtet wurde, meint der passionierte Gesichts- und Zahlenkenner, und erzählt dann vom direkt unter uns liegenden Neckarstadtteil. "Es ist der Stadtteil jenseits des Neckars." Weil hier früher die armen Leute und das "durchziehende Gesindel" gewohnt hätten, sei er manchmal als "Bethlehem" bezeichnet worden.

Es fängt an, fester zu regnen. Siegfried Heinzmann steht auf, klappt den Liegestuhl zusammen und geht zurück. Dass der Panoramaweg im vergangenen Jahr saniert und von wucherndem Gestrüpp befreit worden ist, ist mitunter dem Engagement des Schwenninger Heimatvereins zu verdanken, dessen stellvertretender Vorsitzender Heinzmann ist. "Ja, da haben wir Druck gemacht", berichtet er rückblickend und lobt gleichzeitig die gute Arbeit des Forstamts, das das Projekt mitunter umgesetzt hat.

Er geht vorbei am sogenannten "Knieschnapper", der stark maroden Treppe, die zum Pauluskindergarten führt und dessen erforderliche Sanierung im Haushalt hinten angestellt wurde. "Wir müssen aufpassen, dass das Geld drinbleibt", macht der Stadtrat deutlich. 70 000 Euro seien hineingestellt worden, diese reichten aber lang nicht aus. "Ich schätze, dass es 300 000 Euro werden. Die Treppe muss komplett abgerissen werden."

Dort, wo heute eine Bank steht, sei früher ein großer Platz gewesen. "Der Panoramaweg wurde schon nach dem ersten Weltkrieg gebaut. Hier wurden sogar Feste gefeiert", weiß der Heimatexperte. Dann ist der Weg zu Ende. "Er bietet sich einfach an zum Spazierengehen", fasst Siegfried Heinzmann zusammen. "Für einen Schwenninger sowieso."