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Grub: "Das was wir haben, schütten wir aus". "Wir fordern 104 Millionen Euro ein".

Villingen-Schwenningen - Zäh wie Kaugummi kommt die gerichtliche Aufbereitung des Hess-Skandals voran. Doch jetzt kommt für die zahlreichen Gläubiger erstmals Bewegung in die Sache: Für sie soll es bald Geld geben.

Die Kanzlei Grub Brugger, in welcher auch der Insolvenzverwalter der Hess AG, Volker Grub, sitzt, hat derzeit in anderer Sache besonders gut zu tun: Sie vertritt Anton Schlecker in dem Aufsehen erregenden Prozess, in dem sich der Firmenpatriarch nach der Pleite der Drogeriekette verantworten muss. Ein ganz anderer Fall, riesige Dimensionen – aber eben auch einer dieser großen Wirtschaftskrimis, für deren Bearbeitung die Kanzlei aus Stuttgart sich in der Vergangenheit einen Namen gemacht hat.

Unterdessen werden in der Causa Hess juristisch noch kleinere Brötchen gebacken: Schleppend kommen die Verfahren voran, vor allem auf eine Eröffnung des Hauptverfahrens vor der Wirtschaftskammer in Mannheim warten die Beobachter derzeit noch. Währenddessen finden immer wieder Zivilprozesse in Konstanz statt. Randnotizen eines großen Ganzen.

600 Gläubiger bleiben am Ende übrig

Trotzdem dürfte es gerade jetzt für Gläubiger der Hess AG tatsächlich richtig spannend werden: "Ich will erste Abschlagszahlungen machen", bestätigt Volker Grub auf Nachfrage des Schwarzwälder Boten. In Kürze werde er bei Gericht die Genehmigung für diese Zahlungen einholen – das dürfte eine Formsache sein. Woher das Geld kommt? "Aus der Masse", beispielsweise vom Verkauf des Unternehmens sei noch Geld vorhanden. "Was wir haben, schütten wir aus", so Grub.

Die Zahl derer, die sich bei allem erlittenen Schaden nun freuen dürften, ist enorm: 650 Gläubiger hatten bis Oktober 2015 Forderungen angemeldet. Gläubiger vom Kleinanleger bis hin zum millionenschweren Investor. "Wir fordern 104 Millionen Euro ein", sagte Insolvenzverwalter Volker Grub im Oktober 2015 im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten.

160 Millionen Euro seien von Gläubigern in der Tabelle angemeldet worden, darunter jedoch auch einige in seinen Augen unberechtigte Forderungen, so dass nach deren Abzug 104 Millionen Euro übrig blieben. Auch Forderungen aus dem Umkreis der Familien habe es zunächst gegeben – von den anfangs 650 Gläubigern, die angemeldet hatten, seien nach Abzug der Irrelevanten rund 600 übrig geblieben.

Dennoch: Den Großteil ihres Geldes werden die Anleger wohl nie wiedersehen. Die Quote nämlich ist bescheiden und liege, so Grub damals, bei zehn bis 15 Prozent. Nur diesen Anteil ihres einst investierten Geldes also werden die Aktionäre wiedersehen. Grubs Rolle in diesem Wirtschaftskrimi: Als Insolvenzverwalter der Hess AG "sammle ich Vermögen ein und verteile es dann wieder".

Nachdem die Hess AG im Oktober 2012 an die Börse gegangen war, folgte im Januar 2013 und den Folgemonaten der Untergang im großen Bilanzskandal. Die damaligen Vorstände Christoph Hess und Peter Ziegler wurden geschasst. Das Unternehmen ging als AG in die Insolvenz. Im Oktober 2015 wurde gegen sechs Personen Anklage erhoben, unter anderem wegen Untreue im besonders schweren Fall, Verdachts der unrichtigen Darstellung nach dem Handelsgesetzbuch beziehungsweise Aktiengesetz sowie Kapitalanlagebetrug mit Marktmanipulation.