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Anschuldigungen gegen ehemalige Heimleiterin wiegen schwer. Juristisches Verfahren nimmt seinen Lauf.

Villingen-Schwenningen - Der Gütetermin am Montag vor dem Arbeitsgericht Villingen wegen der fristlosen Kündigung der bisherigen Heimleiterin des Heilig-Geist-Spitals ist gescheitert.

Die Betroffene hat gegen ihren ehemaligen Arbeitgeber, den Spitalfonds Villingen, ein Arbeitsgerichtsverfahren angestrengt. Gestern fanden sich die Parteien erstmals vor dem Richter wieder. Allerdings war die Klägerin nicht wie angekündigt, erschienen. Sie hatte sich durch ihren Anwalt vertreten lassen.

Auf der Beklagtenseite saßen Günter Reichert, Geschäftsführer des Spitalfonds, und dessen Anwalt. Die Vorwürfe gegen die geschasste Heimleiterin wiegen schwer. Bei Gesprächen sowohl mit der Geschäftsführung des Spitalfonds als auch mit dem Oberbürgermeister habe sie sich dahingehend geäußert, dass sie keine Ahnung von dem habe, was ihr vorgeworfen werde, hieß es gestern im Gerichtssaal.

Anschuldigungen reichen weit in die Vergangenheit

Auch der Mitarbeiter im Pflegedienst, der auf Weisung der Heimleitern die Rezepte für die Nahrungsergänzungsmittel direkt bei einem namhaften Gesundheitskonzern eingereicht und dafür Provision erhalten haben soll, sei gehört worden. Dieser Mitarbeiter soll über die Vermittlung der Heimleiterin seine Nebentätigkeit bei dem Pharma-Unternehmen bekommen haben, da sie in ihrer Position diese Aufgabe nicht selbst habe erfüllen können.

Die Anschuldigungen gegen die Gekündigte reichen sogar weit in die Vergangenheit zurück, wurde in dem öffentlichen Gütetermin deutlich. Diese Tätigkeit soll bis zu ihrer Pensionierung nämlich die ehemalige Pflegedienstleiterin ausgeübt haben.

Der Fall sei komplex, meinte der Anwalt des Spitalfonds. Dass Rezepte für die Nahrungsergänzungsmittel – es handele sich nicht um Medikamente, wie fälschlicherweise in der Öffentlichkeit verbreitet wurde – selbst eingereicht worden seien, habe den Stiftungsrat des Spitalfonds in Rage gebracht, so der Anwalt. Das habe alle geschockt, dass ein Mitarbeiter des Heilig-Geist-Spitals eine solche Nebentätigkeit ausfülle. Die Rezeptanforderungen in einem nicht unerheblichen Umfang seien nachträglich alle aus dem Bestand herausgenommen worden, hieß es gestern weiter.

Der Verdacht liege nahe, dass diese Unterlagen an einem Feiertag, an dem die Heimleiterin und der ebenfalls fristlos gekündigte Pflegedienstmitarbeiter gearbeitet haben, beseitigt worden sind. Dem Spitalfonds liege bislang keine Erklärung vor, weshalb an diesem Feiertag gearbeitet wurde.

Nach dem ergebnislosen Gütetermin vor dem Arbeitsgericht nimmt das juristische Verfahren jetzt seinen Lauf bis zur Hauptverhandlung. Im Raum stehen zudem noch die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen.

Wie berichtet, hat der Stiftungsrat des Spitalfonds eine Strafanzeige erstattet.

Günter Reichert übernimmt Heimleitung bis auf Weiteres

Günter Reichert, Geschäftsführer des Spitalfonds, bekräftigte gestern, dass der Betrieb im Heilig-Geist-Spital ordnungsgemäß weiter laufe. Einer der ersten Schritte sei es gewesen, die Mitarbeiter des Spitals intern zu informieren, dass er bis auf Weiteres die Heimleitung übernommen habe. Reichert betonte ausdrücklich, dass er als Ansprechpartner sowohl für die Bewohner, deren Angehörigen als auch die Mitarbeiter zur Verfügung stehe. Nach derzeitigem Stand der Dinge sei kein Schaden für die Bewohner entstanden.