Gestern wurden an der Hochschule für Polizei Baden-Württemberg in Schwenningen 459 neue Studierende begrüßt. die Zahl soll in den kommenden Jahren auf 650 steigen. Foto: Strohmeier Foto: Schwarzwälder-Bote

40 Prozent der Polizisten in Baden-Württemberg gehen in den nächsten zehn Jahren in Ruhestand / 459 neue Studierende an Polizei-FH

Von Wilfried Strohmeier

Schwarzwald-Baar-Kreis. Gestern wurden in der Turnhalle der Hochschule für Polizei Baden-Württemberg 459 neue Studierende begrüßt. Es ist bislang der größte Jahrgang, im nächsten Jahr sollen es noch mehr sein.

Es kommen hierbei ganz unterschiedliche Polizisten zusammen. Einige haben gerade das Abitur in der Tasche, andere kennen den Polizeialltag bereits, alle sind jedoch die Führungskräfte von Morgen. Die Chance auf eine Karriere steigen in den kommenden zehn Jahren in Baden-Württemberg, wie der Inspekteur der Polizei, Detlef Werner, verdeutlichte. Der Grund: 40 Prozent der aktuell im Dienst stehenden Polizisten werden in Ruhestand gehen. Das berge Chancen für die jungen Leute, aber Berufserfahrung und Wissen gehe somit auch in Pension.

Er gab weitere Aussichten auf die nächsten Jahre. 2016 sollen 900 neue Stellen geschaffen werden, man überlege, ob diese Zahl nicht auf 1100 gesteigert werden sollte. Für die Jahre 2017 und 2018 sind insgesamt 2800 Neueinstellungen geplant. Für die Fachhochschule der Polizei in Schwenningen bedeutet dies in den kommenden Jahren eine Steigerung der Studierenden auf 650. Für so viel sei auch Platz, erklärte der Pressesprecher Günter Hones im Gespräch. Hier liege man bei den Auszubildenden natürlich auch im Wettbewerb mit der freien Wirtschaft. Die Firmen sind ebenfalls intensiv am Werben um den Nachwuchs.

Als Vertreter des Dienstherren ging er auf aktuelle Problematiken des Polizeialltags ein. In Sachen Reform sei man immer noch mit sich selbst beschäftigt und neue Strukturen müssten sich noch verfestigen. Die Flüchtlingsproblematik führe zu gestiegenen Belastungen, auch im Bereich der inneren Sicherheit. Er nannte hier ein Spektrum von Pegida bis zu Terroristen und die Wohnungseinbrüche seien nach wie vor hoch. Doch hier verwies er auch auf eine gestiegene Aufklärungsquote. Alles in allem sind dies Komponenten für das Sicherheitsgefühl der Bürger. Ein weiterer Punkt war ihm dabei wichtig, die Gewalt gegen die Polizisten. Jedes Jahr werden 1800 Polizisten im Dienst verletzt. Er hofft darauf, dass es über eine polizeirechtliche Initiative, die gestartet wurde, bald zu der Einführung der Body-Cams kommen wird, welche die Polizisten an der Uniform tragen.

Begrüßt wurden sie auch von FH-Präsident Alexander Pick. Die jungen Polizisten würden im berufsbegleitendem Studium facettenreiches Wissen über die Polizeiarbeit bekommen. Er fand klare Worte: Wer ein Motivationsproblem habe, der bekomme noch ganz andere Probleme an der Lehreinrichtung. Und formulierte klare Erwartungen, wie Leistungsbereitschaft, das Abrufen des eigenen Leistungspotenzials, ein positives Berufsverständnis, Anstand, Pünktlichkeit und Ordnungssinn. Er akzeptiere keine Frustrationsgemotze.

"Der polizeiliche Erfolg liegt im Kopf, bei uns gibt es das notwendige Handwerkszeug." Für kommende Aufgaben benötige es starke Teams, in denen man sich aufeinander verlassen könne. Die Rückmeldungen aus den Dienststellen bestätigt ihm die Ausbildung. Es herrscht ein hoher Grad in der Zielerreichung.

Der gestartete Studienjahrgang mit 459 Studenten besteht aus 150 Frauen. Pick, der selbst vor gut 30 Jahren in Schwenningen studierte, erinnert sich an seine eigene Zeit. Damals begannen 210 junge Polizisten, und es der Frauenanteil lag gerade mal bei einem Prozent.

Bei den statistischen Zahlen für den Studienjahrgang sind unter den Teilnehmern 187 junge Leute, die direkt vom Gymnasium kommen und 272 Aufstiegsbeamte. Sie alle werden knapp zwei Jahr an der FH verbringen, mit Praxiszeiten in ihrem angestammten Revier.