Einmal im Jahr beim Kirchenpatronatsfest in Herzogenweiler, hier mit Pfarrer Dominik Feigenbutz, nimmt Namensgeber Wendelin seinen Ehrenplatz vor dem Altar der kleinen Dorfkirche ein. Foto: Zimmermann Foto: Schwarzwälder-Bote

Namenstag: Pfarrer Feigenbutz muss Umweg in Kauf nehmen / "Mensch braucht Rückzugsgebiete"

VS-Herzogenweiler (wz). Der Patronatstag des Heiligen Wendelin wurde früher immer direkt an seinem Namenstag (19. Oktober) begangen, auch dann, wenn der Tag auf einen Wochentag fiel. Im Zeitalter der Seelsorgeeinheiten wird der Tag auf den Montag einer Woche verlegt, oder wenn der Pfarrer einmal im Monat in den Ort kommen kann.

Wendelin oder in anderen Gegenden auch Wendelinus oder Wendel genannt, war in der über 750-jährigen Ortsgeschichte von Herzogenweiler nicht der einzige Kirchenheilige mit einem Kirchenpatronat. Das an anderer Stelle 1208 entstandene Herzogenweiler hatte St. Martin als Patron. Nachdem die Pfarrrechte auf die Kirche in Vöhrenbach übergingen, ging auch das Patronat auf die dortige Kirche über.

Eine beim heutigen Herzogenweiler Friedhof 1668 gebaute Kapelle war dem heiligen Stefan geweiht. Nach der Neubesiedlung durch die Glasmacher 1721 kam mit dem heiligen Wendelin ein zweites Patronat hinzu, sozusagen als Symbol für die landwirtschaftlich geprägte Gemeinde. Herzogenweiler gehört seit 1869 zur Pfarrei Pfaffenweiler, bis dahin war die Kirche in Vöhrenbach für den Ort zuständig. 1908 wurde die heutige Wendelinskapelle gebaut.

Der moderne Mensch brauche mehr denn je und vielmehr als die Menschen früher Rückzugsgebiete, was die dem Einsiedler Wendelin geweihte Kapelle sein kann, erklärte Pfarrer Dominik Feigenbutz jetzt beim Patronatstag. Wenn ein mutmaßlicher Fürstensohn aus Irland loslässt, aufgibt und aufbricht sei dies etwas anderes, wenn auch irgendwie vergleichbar mit Begebenheiten des eigenen Lebens. "Wendelin ließ sich verzehren wie Christus als das Weizenkorn für uns. Wobei man wieder in der Landwirtschaft ankommt; denn nur wenn das Weizenkorn stirbt, also sich verzehren lässt und aufgeht, bringt es reichliche Früchte", meinte der Pfarrer weiter. Die Wendelinskapelle war beim Patronatsgottesdienst restlos gefüllt, und nicht nur aus Herzogenweiler, sondern auch aus den umliegenden Gemeinden kamen die Gläubigen.

Dass das Reisen auch heutzutage im übertragenen Sinne wie früher beschwerlich sein kann, ehe man am Ziel ankommt, davon war Pfarrer Feigenbutz auf dem Weg vom Brigachtal her betroffen, denn der Bahnübergang in Marbach war gesperrt, und er musste den Umweg im dichten Feierabendverkehr über Villingen nehmen. Wie es in einer kleinen Landgemeinde am Rande eines städtischen Gürtels noch üblich ist, gingen Pfarrer und Gemeinde im Anschluss an den Gottesdienst in den Dorfgasthof, um besser miteinander ins Gespräch zu kommen.