Eine gemeinsame Identität von Villingen (links) und Schwenningen hat das Stadtentwicklungskonzept zum Ziel, das der Gemeinderat in einer Sondersitzung auf den Weg gebracht hat. Montage: Ulm Foto: Schwarzwälder-Bote

Ein etwas anderes Büro will Stadtentwickler der Doppelstadt werden

Von Cornelia Spitz

Villingen-Schwenningen. Quo vadis, Villingen-Schwenningen? Diese Zukunftsfrage stellt sich nicht nur dann und wann der Gemeinderat, sondern man stellte sie auch an Anbieter von integrierten Stadtentwicklungskonzepten (Isek). Vier von ihnen stellten gestern ihre Wege zur Identitätsfindung vor, eines bekam den Zuschlag.

"Stadtentwicklungskonzept – braucht man das?" und wozu sind diese Leute eigentlich da, "wir haben doch eigentlich ein Amt für Stadtentwicklung!" – Zitate von Gemeinderäte wie diese belegen, wie unvoreingenommen das Gremium in die gestrige Vorstellungsrunde ging. Nacheinander stellten vier Büros sich und ihre Herangehensweise zur Erstellung eines solchen Konzepts vor jeweils 20 Minuten lang vor, ehe sie dann Fragen der Gemeinderäte beantworteten. Von hip und trendy bis altbacken und konservativ war alles dabei. Das Rennen machte das Büro Urbanista aus Hamburg.

Eines hatten alle gemein: Gemeinsam mit möglichst vielen Beteiligten, vor allem auch den Bürgern, sollen Ideen, Wünsche, Anregungen gesammelt werden, die in ein Leitbild und später in konkrete Projekte einfließen sollen.

Den Auftakt in der Vorstellungsrunde machte das später zum Sieger gekürte Büro Urbanista aus Hamburg mit Julian Petrin, Markus Ewald und Markus Nollert. 1998 gegründet, geht das Büro eher unkonventionelle Wege, was sich auch sprachlich in Vokabeln wie "Stakeholder" (Teilhaber) ausdrückte, aber auch in ungewöhnlichen Wegen, um Bürger zur Mitarbeit zu bewegen. Wissen um örtliche Besonderheiten aber ließ dieser Vortrag für manche STadträte vermissen. Doch die Mehrheite konnte sich offenbar für die Aussicht, eine nicht unumstrittene, aber eben ganz neue, unverbrauchte Herangehensweise zu wagen, begeistern: Bei zwei Gegenstimmen und fünf Enthaltungen fiel die Entscheidung.

Nummer zwei war das Kassler Büro Architektur- und Planungsgesellschaft (ANP) mit Geschäftsführer Michael Bergholter und dem stellvertretenden Projektleiter Stephan Wagner. "Spinnerte Luftschlösser" sind mit ihnen nicht zu bauen, machten beide klar. "Visionen entwickeln ohne die Bodenhaftung zu verlieren", das ist ihr Konzept. Aber: Auch sie ließen konkretes über VS gesammeltes Wissen vermissen und hatten zum Thema Bürgerdialog das Internet außen vor gelassen.

Ganz anders die Arbeitsgemeinschaft von NH Projektstadt und Arge metris mit Gregor Voss und Stefan Werrer, die sich als Drittes präsentierten. Sie glänzten mit viel Hintergrundwissen über die Doppelstadt und hatten die Gretchenfrage, um die es in ihren Augen gehen wird, schnell gefunden: "Ich glaube schon, dass Sie in Villingen-Schwenningen auch irgendetwas konkretes Gemeinsames haben müssen und danach müssen wir auf die Suche gehen", so Voss.

Die Büros Pesch Partner Architekten (Stadtplanung) und Kokonsult (Bürgerdialog) konnten eine ganze Fülle von Referenzen nennen, darunter auch Stuttgart und Göppingen oder Freiburg. Aber sie sind sicher: "Villingen-Schwenningen ist natürlich eine besondere Herausforderung mit der Wechselwirkung der beiden Stadtbezirke." Differenziert hatten sich der Stadtplaner Mario Flammann und die Mediatorin Kristina Oldenburg, ebenfalls Stadtplanerin, mit den Herausforderungen der Zukunft für Städte auseinandergesetzt. Nun gelte es, herauszufinden, wie sich all das auf VS auswirke.