Philipp Goldbach, Skulpturenkünstler aus Köln, brachte gestern den Schriftzug "ad tanheim mansum" an der Fassade des Tannheimer Rathauses an. Foto: Heinig Foto: Schwarzwälder-Bote

1200-Jahrfeier: Skulpturenprojekt der Städtischen Galerie / Künstler Philipp Goldbach bei Installation vor Ort

Seit gestern kann man es in Teilen schon sehen – das Skulpturenprojekt der Städtischen Galerie zur 1200-Jahrfeier von Schwenningen, Tannheim und Villingen nimmt allmählich Formen an.

VS-Tannheim. Der Künstler Philipp Goldbach war gestern am Rathaus "ad tanheim mansum" tätig.

Heute Vormittag wird der Kölner am Villinger und morgen am Schwenninger Rathaus die Ortsnamen nach den lateinischen Formeln "ad filingas mansis" und "ad suuanningas mansum" in jener karolingischer Minuskelschrift an die Fassaden schrauben, die sich auch in der Urkunde von Kaiser Ludwig dem Frommen wiederfindet.

Der 38-Jährige hat die geschwungenen Schriftzeichen, die 817 von einem unbekannten Kanzleischreiber mit Sepia-Tinte auf Pergament aufgebracht wurden, dazu vergrößert, künstlerisch abstrahiert und verfremdet und sie in der Villinger Kunstschmiede von Klemens Baumann "Kreativ in Metall" in Messing formen lassen.

Gestern nun wurde der erste von drei Ortsnamen im künstlerischen Design von Goldbach selbst angebracht. Dazu begab er sich, unterstützt von Gemeindearbeiter Hubert Obergfell, auf ein elf Meter hohes Gerüst an der Ostseite des Tannheimer Rathauses.

Auch Galerieleiter Wendelin Renn war dabei und gab einen Überblick über das Gesamtprojekt. Drei Künstler, neben Philipp Goldbach noch Daniel Roth und Mareike Drobny, wurden für das Skulpturenprojekt zum Jubiläum von einer hochkarätigen Jury unter sechs Bewerbern ausgewählt. Die Schriftzeichen von Goldbach sind alle drei ab Mittwoch an den Rathäusern zu sehen.

Ebenfalls am Mittwoch wird im Garten der Städtischen Galerie die Arbeit des Schramberger Künstlers Daniel Roth aufgebaut. Seine fünfteilige Skulptur vereint Schwarzwaldidylle und Technikbegeisterung der Neckarstadt in Form einer aus Aluminium gegossenen Blockform mit silberpolierter Oberfläche, in der sich die Umgebung spiegelt.

Davor stehen ein Paar Stiefel aus Bronze. In den Bäumen darüber schweben ein Dachsfell, ein Strohzylinder und eine Schwenninger Tracht. Das dreiteilige Werk von Mareike Drobny, das sich mit den über GPS sichtbar gemachten Bewegungsdaten von Freiwilligen aus allen drei Stadtbezirken mit der Frage nach Historie, Unterschieden und Gemeinsamkeiten beschäftigt, wird voraussichtlich erst Ende April zu sehen sein. Zuvor jedoch, nämlich vom 26. März bis 28. Mai können in der Städtischen Galerie die Skizzen, Modelle und Skulpturen aller sechs für das Projekt angetretenen Künstler besichtigt werden.

Zurück zu Philipp Goldbach: "ad tanheim mansum" prangt jetzt am Rathaus und wird seine ganze Schönheit wohl erst ausstrahlen können, wenn das Gerüst und die unzähligen Verkehrsschilder, Barken und Signallampen, die für eine "verkehrsrechtliche Genehmigung" der Anbringung zu installieren notwendig waren, wieder abgebaut sind.

Obwohl nach der Vorschrift der Denkmalschutzbehörden "reversibel" angebracht und spätestens im März 2018 wieder abzunehmen, könnte der Schriftzug freilich auch am Tannheimer Rathaus bleiben, vorausgesetzt, es findet sich ein Käufer. "Das wäre ein Gewinn", sagt Renn.