Rund um die ehemaligen Kasernen leben die Flüchtlinge derzeit dicht gedrängt. Foto: Eich Foto: Schwarzwälder-Bote

OB bietet Land Flächen zum Tausch an. Flüchtlinge sollen in Container an anderen Standorten umgesiedelt werden.

Villingen-Schwenningen - Gelingt der Coup oder erweist Oberbürgermeister Rupert Kubon Villingen-Schwenningen am Donnerstag am Ende einen Bärendienst, wie Gemeinderat Jürgen Jauch (CDU) befürchtet? Am Donnerstag wird es in der Flüchtlingskrise des Oberzentrums spannend: Das Stadtoberhaupt fährt erneut nach Stuttgart und will dort erreichen, dass das komplette ehemalige Kasernenareal von Flüchtlingen geräumt wird und das Land diese stattdessen in Container an anderen Standorten umsiedelt.

Eine Prognose, ob dieser Plan gelingt, wagt selbst Rupert Kubon nicht. Es seien schon Vertreter anderer Städte mit solch ehrgeizigen Plänen und vehementem, ganz massivem Vorgehen beim Land gescheiterten, erklärte er gestern Abend in der Sitzung des Verwaltungs- und Kulturausschusses. "Trotzdem werden wir alles versuchen", versprach er – weniger den anwesenden Gemeinderäten als vielmehr der Bevölkerung der Doppelstadt, die als Anwohner unter einer Art Ghettobildung derzeit besonders leiden und dem auch schon in der jüngsten Gemeinderatssitzung lautstark Ausdruck verliehen haben.

Es gelte, "die Massierung von Flüchtlingen an einer Stelle aufzulösen", denn "diese vielen Menschen in ziemlicher Enge zusammen, das ist ein außerordentlich suboptimaler Zustand", befindet Kubon. Hinzu komme, dass die Stadt durch die bisherige Belegung mit Flüchtlingen an dieser Stelle empfindlich in ihrer Entwicklung gestört werde und so beispielsweise auch kein sozialer Wohnungsbau möglich sei, den es nicht zuletzt für die Integration, derjenigen Flüchtlinge, die hier bleiben dürften, ganz sicher brauche.

Sein Plan: Dem Land Alternativen anbieten. Soll heißen: Er reist heute mit einem Positionspapier in die Landeshauptstadt, auf dem Flächen in Besitz der Stadt Villingen-Schwenningen notiert sind, auf welchen Container gebaut würden. Dort sollen die Flüchtlinge dann auf Zeit leben.

Vorab wurden von der Stadt verschiedene Flächen besichtigt (siehe Info-Rubrik), wo Containerbauten so preisgünstig realisierbar wären, "dass das Land möglichst auch zugreift". Anschlüsse für Wasser und Trafos sind an vielen dieser Orte vorhanden, aber auch Konfliktpotenzial – so war sich Stadtrat Bertold Ummenhofer beispielsweise sicher, dass bei einer Flüchtlingsansiedlung im Friedengrund die Bevölkerung im Wohngebiet Hammerhalde einen Aufstand mache, wenn sie schon bei dem geplanten Behindertenwohnprojekt derart auf die Barrikaden ging, wie 2007 geschehen. Aber auch der Goldenbühlsportplatz liege zu nahe an der Bebauung. Doch Kubon ist sich sicher: "Konfliktfelder haben wir überall."

Das wohl größte Konfliktpotenzial aber wähnte der CDU-Gemeinderat Jürgen Jauch in Kubons Angebot an sich: Was, wenn das Land nicht auf den Deal eingeht, aber durch Kubons Angebot heute überhaupt erst einmal darauf aufmerksam gemacht wird, wo überall in VS in Zukunft noch weitere, zusätzliche Flüchtlinge untergebracht werden könnten?

Info: Die Standorte

Folgende Flächen will die Stadt dem Land als Autausch für ein Räumen der Gebäude um das Kasernenareal, etwa in der Kirnacher und der Dattenbergstraße, anbieten:

Friedengrund in Villingen – dort wo bislang der Rummel oder Zirkusse gastieren.

Sportplatz auf dem Goldenbühl

Befestigtes Gelände am Klosterhof (nicht tangiert: Jugendkultureinrichtung)

Messeohr in Schwenningen, also das in der Schlaufe von der B27 zum Messegelände gelegene Geländeeck

 Ein Gelände nördlich der Polizeihochschule

 Bereich Steige, ehemalige Standort der Gärtnerei Späth