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Rolf Erbert spielt mit Leidenschaft Cego

Von Birgit Heinig

"Das ist Gehirnjogging vom Feinsten" – Rolf Erberts Augen leuchten, wenn er über das traditionsreiche Kartenspiel "Cego" spricht.

VS-Villingen/Pfaffenweiler. Was vorwiegend badische Bauern früher ausschließlich während der Wintermonate spielten, erlebt derzeit einen wahren Boom und begeistert auch junge Menschen.

Rolf Erbert (59) aus Pfaffenweiler kam vor rund 20 Jahren zum ersten Mal mit Cego in Kontakt. Er begleitete Freunde zu ihrem allwöchentlichen Kartenabend und begeisterte sich schnell für das Spiel mit dem "Gstieß", den 22 Trümpfen, mit den vielen Spielvarianten und einem umfangreichen Regelwerk.

"Das war für mich von Anfang an Ausgleich und Stressabbau", sagt der ehemals selbständige Unternehmer, der in Villingen Geräte für die Wasseraufbereitung vertrieb und aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig in den Ruhestand trat.

Im Jahr 2000 richteten Erbert und seine Cego-Freunde in Pfaffenweiler zum ersten Mal ein Turnier aus, zu dem auf Anhieb 100 Spieler kamen. Aufgrund des großen Erfolges entstand die Idee, eine Schwarzwaldmeisterschaft auszutragen. Erbert war einer der Ideengeber, Mitbegründer und ist bis heute im Organisationsteam der Meisterschaft, die gerade erst wieder einmal zu Ende gegangen ist.

In jeder Stadt wird anders gespielt

Die größte Hürde sei vor 15 Jahren eine Vereinheitlichung des Regelwerkes gewesen, erinnert sich Erbert. In jeder Stadt, in jedem Dorf wird das Spiel um den "Blinden" nämlich anders gespielt.

2001 war es dann soweit: die erste Meisterschaft wurde ausgetragen. Seither werden es in jedem Jahr mehr Teilnehmer, die bei mindestens einem der insgesamt zwölf Turnieren mitspielen – diesmal waren es 362. Haben am Anfang noch hauptsächlich Männer im Rentenalter das Teilnehmerfeld gebildet, so sind mittlerweile immer mehr Junge anzutreffen und auch Frauen.

Im November startet die nächste Meisterschaft. Wer bis dahin Cego spielen können und teilnehmen will, der sei an Hubert Obergfell aus Brigachtal verwiesen, der in der Gerberstraße in Villingen einen Briefmarkenladen führt und auch Cego-Kurse anbietet.

Der großen Nachfrage wollen demnächst auch die Cego-Freunde Villingen-Donaueschingen, die sich mit Beginn der Schwarzwaldmeisterschaft gefunden haben, mit einem dezentralen Ausbildungskonzept begegnen. Denn Cego, das Spiel das nur in der Region zwischen Engen, Simonswald, Villingen und Freiburg gespielt wird, erfährt immer mehr Aufmerksamkeit. Sogar der Europapark habe sich bereits als Sponsor angedient, sagt Erbert. Und auch die Politik ist interessiert: Der Bundestagsabgeordnete Thorsten Frei war Schirmherr der jüngsten Meisterschaft.

Er gründet Villinger Facebook-Seite

Rolf Erbert, Vater von vier Kindern und Opa von sieben Enkeln, kann aber nicht nur Cego. Der Träger des Goldenen Fallschirmspringerabzeichens für 50 Sprünge und des Ehrenamtsbriefes des Deutschen Fußballverbandes war für 19 Jahre Pate für mehrere Fußballfördervereine und lebt heute in Villingen. Auf Facebook gründete er 2012 "aus einer Laune heraus" die Seite "Du weißt, Du bist Villinger, wenn...". Unzählige Einträge, Fotos und Videos – allesamt Hommagen an die Zähringerstadt – wurden darauf schon gepostet. Nachahmer gab es bald: Derlei Seiten bestehen mittlerweile auch für Schwenningen, Freiburg und Konstanz.