Lamin Janneh, Kekoto Jampha und Modou Ndiaye (von links) berichten von ihrer Flucht aus Gambia. Ganz rechts Ludwig Winter vom Roten Kreuz. Foto: Schimkat Foto: Schwarzwälder-Bote

Vortrag: Elfrun und Günther Reinelt berichten über das Schulprojekt

VS-Villingen. Anlässlich des Gambia-Abends im Abt-Gaiser-Haus berichtete das Ehepaar Elfrun und Günther Reinelt aus Dauchingen über das Schulprojekt, das die beiden in Gambia betreuen.

Fünf Gambier aus Maria Tann, die Christian Utischill aus Unterkirnach betreut und die er mit in das Abt-Gaiser-Haus gebracht hatte, erzählten von ihrer Flucht aus Gambia.

Die interessierten Zuhörer, unter ihnen Christa und Gustaf Adolf Lörcher, Ludwig Winter vom DRK, Bezirksstelle Flucht und Migration, sowie Christian Utischill sprachen sich vehement dagegen aus, dass Landesinnenminister Thomas Strobl (CDU) Gambia zum sicheren Herkunftsland erklären lassen will. Sie fordern ein Abschiebungsverbot und begründen diese Forderung damit, dass in Gambia Folter, willkürliche Verhaftungen, Todesurteile in nicht-öffentlichen Prozessen, Hinrichtungen sowie die Bedrohung ethnischer und religiöser Minderheiten an der Tagesordnung sind. Diktator Yahya Jammeh halte sein ganzes Volk in Angst und Schrecken, verfolge angebliche Hexen und Zauberer, verurteile Homosexuelle zu lebenslanger Haft, stelle sich selbst jedoch als mythischer Heiler, der Aids und Ebola durch Handauflegen heilen könne, dar.

Das Ehepaar Reinelt, das seit zehn Jahren einmal im Jahr nach Gambia reist, berichtete von einer sehr freundlichen Bevölkerung, aber auch von bitterer Armut. Fischen und Landwirtschaft seien die einzigen Einnahmequellen, der Tourismus sei wegen der Schreckensherrschaft von Jammeh stark zurückgegangen. Durch ihre Tochter, die mit Ärzte ohne Grenzen in Afrika war, seien sie nach Gamia gekommen, so Günther Reinelt.

Das Ehepaar ließ Brunnen graben, einen Kindergarten bauen und brachte eine Schule auf Vordermann. Es sei sehr schwierig, für Nachhaltigkeit zu sorgen, erklärte Reinelt. Reinelts, die sich langsam altersbedingt zurückziehen möchten, suchen Nachfolger, die ihr Projekt weiter betreiben können.

Christian Utischill aus Unterkirnach unterrichtet in Maria Tann ehrenamtlich Gambier in der Deutschen Sprache. Er hilft bei dem Gang zu Ämtern und hat zwölf von 15 Gambiern Arbeits- und Ausbildungsstellen besorgt. Zur Zeit kämpft er mit Hilfe eines Anwalts gegen die Abschiebung von Gambiern, die sogar eine Anstellung vorweisen können. Direkt nach Gambia würden sie nicht abgeschoben, sondern nach Italien. "Aber was sollen sie dort tun?", fragt er und sieht sich unter Zeitdruck, da die Abschiebung auf Ende November festgesetzt ist. Lamin Janneh und Lamin Gassama machen zur Zeit ein Praktikum im Seniorenstift auf dem ehemaligen Velvert-Gelände, Ayden Modou arbeitet bei CmC-Technik in Schwenningen, Kekoto Jampha kann bei Ballof Straßenbau in Villingen arbeiten. Die Gambier bestanden darauf, Fragen in deutscher Sprache zu beantworten.

Sie kommen aus der Division North Banks und South Bank, erklären sie anhand einer großen Karte. Auf die Frage, ob Frauen in Gambia wählen können, antworten sie "Ja, ab 15 Jahren". Selbstverständlich würden Wahlen in Gambia so verlaufen, dass Jammeh wieder gewählt werde, berichten sie. Ihre Flucht dauerte von einem Jahr bis zu drei Jahren, wobei Geld das Problem gewesen sei. Sie flüchteten über Lybien, ein Gambier kam über Spanien nach Deutschland. Um weiter zu kommen, hätten sie auf der Flucht immer wieder arbeiten müssen, berichten sie und erklären, dass sie zum Zeitpunkt der Flucht zwischen 18 und 22 Jahren alt waren. Verheiratet sei keiner, aber sie alle hätten Familienmitglieder in Gambia zurücklassen müssen. Bei der Verabschiedung erklärten die Besucher, dass sie Christian Utischill und seinen Schützlingen die Daumen drücken, dass niemand abgeschoben werde.