Eindrückliches Beispiel: So sah das Ladenlokal gegenüber der Stadtbibliothek früher aus... Foto: Schlenker

Engagierte Schwenninger packen an und wollen Schandflecken in der Stadt beseitigen.

Villingen-Schwenningen - Manchmal braucht es nicht viel mehr als ein offenes Auge und Achtsamkeit für seine Stadt, gepaart mit der Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen und mit anzupacken, um Schandflecken auszuradieren. Eine kleine Initiative um den Schwenninger Bürger und CDU-Gemeinderat Dirk Sautter, den Hotelier Ronan Doran und den Grafikdesigner Jörg Schlenker geht nun mit gutem Beispiel voran und startet die Aktion "Sauberes VS – für dich und mich".

Schmierereien an vielen Ecken der Stadt, vermüllte Baumquartiere und herumliegende Zigarettenkippen – der Schwenninger Dirk Sautter hatte das schon lange satt und machte seinem Unmut in seiner Funktion als Gemeinderat während einer Sitzung des Gremiums Luft. Ronan Doran, Betreiber des Schwenninger Central Hotels, war ganz seiner Meinung. Vor 15 Jahren ist Schwenningen zu seiner Heimat geworden, von London und Dublin habe es ihn nach Schwenningen verschlagen, er liebe es und habe beschlossen: "hier bleibe ich", erzählte Ronan Doran mit seinem sympathischen, längst schwäbisch durchsetzet Irisch-Deutsch und lächelt. Aber eines, das ärgert auch ihn hier gewaltig: Graffitis, ungepflegte Ecken und zugepflasterte Schaufenster leerstehender Geschäfte.

Eines davon hat er gleich um die Ecke, seit 15 Jahren steht das Ladenlokal in der Alten Herdstraße 10 und 12, gegenüber von der Stadtbibliothek, leer. Doch so ungepflegt, wie es präsentiert wird, ist klar: Am Leerstand wird sich nur mit viel Glück etwas ändern. Dabei wäre es so einfach, das Ladenlokal einladend zu präsentieren, mit bester Werbung für VS zu verbinden und damit gleichzeitig ein bisschen das Image der Stadt zu polieren. Wie einfach, das machten die Initiatoren der Bewegung deutlich: Sautter holte den Grafikdesigner Jörg Schlenker ins Boot, der eine Schaufenster-Folierung in den Stadtfarben gestaltete, die Gäste willkommen heißt, gleichzeitig Sehenswertes wie etwa das Schwenninger Moos ins richtige Licht rückt, und sich obendrein auch auf andere Geschäfte übertragen lässt.

Ronan Doran engagierte seinen Hausmeisterservice, der mit Pinsel und Farbe, Putzzeug sowie Graffiti-Entferner anrückte und für Ordnung sorgte. Einen halben Tag später war kein Schandfleck mehr zu sehen, das Ladenlokal war überdies im Schaufenster mit einer Objektnummer und einer zentralen Telefonnummer versehen, über die Interessenten bei der Wirtschaftsförderung der Stadt mit dem Vermieter in Kontakt treten können. Und auch einige unschöne Farbschmierereien auf Mauern, Verteilerkästen und Wänden gehören jetzt der Vergangenheit an.

Nun sind Nachahmer erwünscht – und ein solcher kann jeder werden. Der Rentner, der seine Zeit sinnvoll nutzen und anpacken will, der Kindergarten, der Unternehmer, der ganz unbürokratisch die nächste Rechnung für Graffiti-Entferner bezahlt, der Eigentümer, der sich ein Beispiel am neuerdings freundlichen Ladenlokal in der Alten Herdstraße nimmt.

"Frag’ nicht, was Deine Stadt für Dich tun kann, sondern frag’ was Du für Deine Stadt tun kannst", bemüht Doran Kennedys berühmtes Zitat und lädt zum Mitmachen ein. Man hofft, dass die in Schwenningen gestartete Initiative auch nach Villingen überschwappt, "wir sind schließlich eine Stadt", betont Sautter. Und Doran weiß: "Es sind oft Kleinigkeiten, wir wollen nicht schwätzen, sondern machen" – und das sollen möglichst auch andere tun, "die unsere Stadt lieb haben".

Wie das geht, skizziert Dirk Sautter: An ihn kann sich jeder Interessierte per Telefon oder E-Mail wenden, seine Mitarbeit anbieten, Schandflecken melden oder finanzielle Unterstützung zusichern. Sautter koordiniert die zugesagte Hilfe dann gemeinsam mit seinen Mitstreitern und – ganz wichtig – gegebenenfalls auch mit der Stadt Villingen-Schwenningen.

Denn obgleich Bürgermeister Detlev Bührer beim Pressegespräch betont, dass die Initiative keine städtischen Hausaufgaben machen soll, "das will ich nicht und darf auch nicht sein", sondern sich auf Privates konzentrieren soll, freut sich die Verwaltung über Anregungen oder Hinweise auf Missstände ebenso wie sie die Tatkraft der Initiatoren oder ihrer Mitstreiter für ein "Sauberes VS für dich und mich" wertschätzt.

Weitere Informationen: Interessierte wenden sich an Dirk Sautter, Telefon 07720/22225, Email: dirk@sautter-vs.de